Verband vermisst rechtliche Grundlage |
26.02.2014 09:48 Uhr |
Von Daniel Rücker / Die AOK Hessen hat die Zytostatikaversorgung ausgeschrieben. Jetzt dürfen nur noch die Gewinner der Ausschreibung AOK-Patienten versorgen. Apotheker, die ihre Patienten dennoch versorgen, bekommen von der Kasse kein Geld. Einige Apotheker bleiben auf sechsstelligen Beträgen sitzen.
Für einige hessische Apotheken geht es um die Existenz. Sie haben ohne einen entsprechenden Vertrag AOK-Versicherte mit Zytostatika beliefert. Die Kasse retaxiert gnadenlos. Dabei geht es für einzelne Betriebe allein für den Dezember 2013 um sechsstellige Summen. Für die nachfolgenden Monate dürfte es weitere Retaxierungen in einem ähnlichen Ausmaß geben.
Nach Überzeugung des Hessischen Apothekerverbands (HAV) gibt es dafür jedoch keine rechtliche Grundlage. Die hessischen Apotheken, die bei der AOK-Ausschreibung leer ausgegangen sind, seien nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet, verordnete parenterale Zubereitungen zu beliefern. Die AOK habe in ihrer Ausschreibung sogar ausdrücklich erwähnt, dass die Wahlfreiheit der Patienten erhalten bleibt, so der HAV. Die Kasse hatte offenbar erwartet, dass die Patienten nicht auf die Versorgung aus ihrer bisherigen Stammapotheke bestehen würden. Diese Einschätzung war falsch. Viele Patienten lösen ihre Rezepte weiterhin dort ein.
Die AOK-Versicherten hätten das Recht, die Apotheke frei zu wählen, von der sie beliefert werden wollen, schreibt der HAV deshalb auch in einem Rundschreiben an seine Mitglieder. Für die betroffenen Apotheken sei ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden entstanden, nachdem die AOK Patienten und Ärzten die Wahlfreiheit entzogen habe. Für manche Betriebe seien die Folgen existenzgefährdend.
Der HAV will sich daher das Vorgehen der AOK nicht gefallen lassen. Er hat angekündigt, im Auftrag der betroffenen Apotheken gegen alle Retaxierungen Einspruch bei der Kasse zu erheben. In dem Rundschreiben werden deshalb alle Mitglieder aufgefordert, die Retaxationen direkt an den Verband zu schicken.
Rechtliche Schritte
Derzeit laufen die letzten Vorbereitungen für den Einspruch. Von dessen Erfolg geht man beim HAV aus. Die AOK habe Wahlfreiheit zugesichert und könne dies nicht einfach wieder zurücknehmen. Sollte sich die Kasse dennoch nicht eines Besseren besinnen, will der HAV rechtliche Schritte einleiten. /
Von Jennifer Evans / Apotheken haben 2016 rund 1,4 Milliarden Euro Umsatz mit Kosmetik- und Körperpflegeprodukten gemacht (einschließlich Versandhandel). Wie das Marktforschungsunternehmen IMS Health mitteilte, entspricht das einem Zuwachs von rund 4 Prozent. Das Wachstum fällt damit in diesem Bereich leicht höher aus als im Vorjahr mit plus 3 Prozent.
Während der Umsatz in der Offizin in diesem Segment lediglich um 1 Prozent zugelegt hat, sind es bei den Versandapotheken 18 Prozent. Den IMS-Auswertungen zufolge treiben besonders Haarpflegeprodukte das Wachstum in die Höhe. Mit rund 24 Prozent plus orderten Kunden sie überdurchschnittlich oft über den elektronischen oder telefonischen Bestellweg. Im Gesamtmarkt bei Apotheken und Versandhandel lagen sie bei 5 Prozent plus.
Der Absatz von Apothekenkosmetik erhöhte sich im Jahr 2016 insgesamt um rund 1 Prozent. Von 123 Millionen abgegebenen Packungen kauften Verbraucher in Offizin-Apotheken 103 Millionen. Das entspricht einem Rückgang von 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Versandhandel hingegen hat in diesem Bereich rund 14 Prozent zugelegt.
Die umsatzstärksten Gruppen im Kosmetik- und Körperpflegesegment sind laut IMS-Health Damenkosmetik (6 Prozent plus), Haarpflegeprodukte (5 Prozent plus) und Pflegeprodukte für die Familie (2,6 Prozent plus). Auf sie entfallen 82 Prozent des Umsatzes 2016.
Hintergrundanalysen zeigten, dass die Nachfrage nach Anti-Aging- und Faltencremes im vergangenen Jahr stärker war. Bei der Haarpflege verzeichneten Läusemittel und Nahrungsergänzungsmittel etwa mit Biotin oder Vitamin E zweistellige Zuwächse, so das Marktforschungsunternehmen. Mit 10 Prozent plus hatten Düfte 2016 das stärkste Wachstum, allerdings ist ihr Umsatz mit 5,4 Millionen Euro vergleichsweise gering.
Insgesamt entfällt in Apotheken mit fast zwei Dritteln (65 Prozent) der Großteil des Umsatzes im Jahr 2016 auf Arznei- und Gesundheitsmittel. Das restliche Drittel teilt sich in Medizinprodukte (21 Prozent), Kosmetik- und Körperpflege produkte (11 Prozent) und Ernährungsprodukte (2 Prozent) auf. /