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Antioxidanzien

Keine Vorteile für Sportler

Datum 18.02.2015  09:54 Uhr

Von Wilfried Dubbels / Zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre haben ergeben, dass Nahrungsergänzungsmittel mit den antioxidativen Vitaminen A, C, E sowie Beta-Carotin nicht in jedem Fall dieselben positiven Wirkungen haben wie der Verzehr von Obst und Gemüse. Sportlern könnten sie sogar den Trainingseffekt zunichtemachen, wie jetzt zwei norwegische Studien nahelegen.

Freie Radikale, die beim Sport entstehen, werden für einige vorteilhafte metabole Effekte körperlicher Betätigung verantwortlich gemacht. Dazu gehört die Freisetzung des insulinähnlichen Wachstumsfaktors im arbeitenden Muskel, die letztlich zum Wachstum der Muskulatur führt. Zudem ist die nach sportlicher Anstrengung erhöhte Insulinempfindlichkeit offenbar durch freie Radikale vermittelt, denn sie lässt sich durch supraphysiologische Dosierungen der Vitamine C und E fast vollständig aufheben.

Dr. Gøran Paulsen und Mitarbeiter von der norwegischen Sporthochschule in Oslo nahmen jetzt den Einfluss dieser Antioxidanzien auf den Effekt von Ausdauer- und Krafttraining in zwei Untersuchungen unter die Lupe. In der ersten Studie erhielten 54 Ausdauersportler randomisiert elf Wochen lang täglich entweder ein hoch dosiertes Vitaminpräparat mit 1000 mg Vitamin C plus 235 mg Vitamin E oder Placebo (1). Das Trainingsprogramm bestand aus vier Einheiten pro Woche. Ein günstiger Einfluss der Vitamine auf die Ausdauertrainingsleistung konnte nicht nachgewiesen werden. Biomarker, die in Biopsien aus den trainierten Muskeln bestimmt wurden, deuteten zudem darauf hin, dass die Vitamine die Adaption der Muskelzellen an das Training verhindert hatten.

 

An der zweiten Studie nahmen 32 junge Männer und Frauen mit Erfahrung im Krafttraining teil (2). Sie trainierten zehn Wochen lang viermal pro Woche in einem Fitnessstudio, um Muskeln aufzubauen. Während dieser Zeit nahm die eine Hälfte der Teilnehmer das oben erwähnte Vitaminpräparat, die andere Hälfte erhielt Placebo. Am Ende der Beobachtungszeit hatten beide Gruppen Muskulatur aufgebaut. Die Teilnehmer der Placebogruppe erzielten aber beim Armbeugen mit Kurzhanteln bessere Leistungen. Zudem waren Biomarker für die Proteinsynthese bei den Teilnehmern der Vitamingruppe vermindert – für Paulsen ein Beleg dafür, dass sich die antioxidativen Vitamine eher nachteilig auf das Training ausgewirkt hatten. Er vermutet, dass freie Radikale eine wichtige Signalwirkung auf den m-Tor-Signalweg ausüben und dass hoch dosierte antioxidative Vitamine diese Signalkette stören und damit die Trainingswirkung verhindern. /

Kommentar

Freie Radikale nicht in jedem Fall schlecht

Dass eine unkritische Extrapolation nicht selten zu Trugschlüssen führt, ist nicht unbedingt eine revolutionär neue Erkenntnis. So auch im Falle des Einsatzes verschiedener Vit-amine, vor allem dann, wenn diese jenseits ihrer eigentlichen biochemischen Vitaminfunktion zur Anwendung empfohlen werden. Die dann »erforderlichen« Dosen liegen oft um Größenordnungen höher, als die für die eigentliche Vitaminfunktion erforderlichen Dosen. Dabei sind die Konsequenzen dieser Dosis­eskalation in den seltensten Fällen sauber analysiert. Dies trifft auch für Vitamine zu, die als Antioxidanzien eingesetzt werden. Denn offensichtlich sind die häufig so schmählich geächteten freien Radiale nicht in jedem Fall schlecht. Im Sport zumindest, so das Ergebnis dieser Re­cherche, haben freie Radikale sehr wohl einen durchaus wichtigen Stellenwert.

 

So erweist es sich wieder einmal als ein probates Mittel, doch besser genauer hinzuschauen, kritisch nachzufragen und differenziert zu empfehlen oder zu entscheiden, am besten auf der Basis experimenteller Evidenz.

 

Professor Dr. Theo Dingermann

Mitglied der Chefredaktion

Literatur: 

  1. Paulsen, G., et al., Vitamin C and E supplementation hampers cellular adaptation to endurance training in humans: a double-blind randomized controlled trial. »The Journal of Physiology«, DOI: 10.1113/jphysiol.2013.267419
  2. Paulsen, G., et al., Vitamin C and E supplementation alters protein signalling after a strength training session, but not muscle growth during 10 weeks of training. »The Journal of Physiology«, DOI: 10.1113/jphysiol.2014.279950
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