Pilgervätern auf der Spur |
18.02.2014 10:21 Uhr |
Von Anne Sophie Geier, Cambridge / »Enter to grow in wisdom«. So steht es an den Toren des Campus der Harvard University geschrieben. Mit Unterstützung der Apothekerstiftung West- falen-Lippe bekam ich die Chance, meine Forschung im Bereich der Pharmakoepidemiologie an dieser renommierten Universität voranzubringen.
Dass ich je zu den Glücklichen zählen würde, die in Harvard in »Weisheit und Erkenntnis wachsen« dürfen, hätte ich zu Beginn meiner Promotion für undenkbar gehalten. Durch die Unterstützung von Professor Dr. Georg Hempel und Professor Dr. Hans-Werner Hense von der Universität Münster und der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe bekam ich die Möglichkeit, von Juli bis Dezember 2013 am Institut für Pharmakoökonomie und Pharmakoepidemiologie der Harvard Medical School und des Brigham and Women’s Hospital zu forschen.
Die Pharmakoepidemiologie ist ein noch etwas exotisch anmutender Bereich der Klinischen Pharmazie und ist seit einigen Jahren fester Bestandteil des Pharmaziestudiums. Dabei beschäftigt man sich unter anderem mit der Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln in großen Populationen. Häufig sind pharmakoepidemiologische Studien die einzige Möglichkeit, nach Markteinführung eines Medikaments seltene unerwünschte Wirkungen zu entdecken, da randomisierte kontrollierte Studien oft nur in einem kleinen homogen Patientenkollektiv und über einen relativ kurzen Zeitraum durchgeführt werden können. In meiner Doktorarbeit versuche ich zu beantworten, ob die Einnahme von Metformin die Tumorprogression verlangsamen kann oder ob durch die Applikation von Insulin glargin das Tumorwachstum begünstigt wird.
Meine Analysen basieren auf einem etwa 70 000 Patienten umfassenden, pseudonymisierten Datensatz. Neben Angaben zu Body-Mass-Index, Alter oder Rauchstatus enthält der Datensatz die antidiabetische Verschreibungshistorie und alle registrierten Krebsdiagnosen dieser Patienten aus dem Epidemiologischen Krebsregister NRW. In Deutschland ist die pharmakoepidemiologische Forschung unter Nutzung von Verordnungsdaten leider noch nicht allzu weit verbreitet. Nur wenige Arbeitsgruppen besitzen ein umfangreiches pharmakoepidemiologisches Wissen. Daher war ich froh, in Harvard von den Besten lernen zu dürfen.
Ich war dort sozusagen den Pilgervätern der Pharmakoepidemiologie auf der Spur. Denn das Institut ist das weltweit Führende in diesem Bereich und beschäftigt sich insbesondere mit der Methoden-Weiterentwicklung. Professor Dr. Sebastian Schneeweiss, stellvertretender Leiter des Instituts und mein Ansprechpartner während des Aufenthalts in den USA, entwickelt weltweit anerkannte Verfahren zur Nutzung von Verordnungsdaten, die ihn zu einem begehrten Experten für Gesundheitsbehörden in Amerika und Europa gemacht haben.
Austausch mit internationalen Wissenschaftlern
Der Aufenthalt war für mich eine einmalige Gelegenheit zum direkten Austausch mit hochkarätigen Wissenschaftlern, die mir einen Einblick in Gesundheitssysteme und Datenregulationsprozesse anderer Ländern ermöglicht haben. Dabei stellte ich auch fest, dass sich die zur pharmakoepidemiologischen Forschung zur Verfügung stehenden Datensätze – je nach Gesetzeslage – in Größe und Umfang von Land zu Land deutlich unterscheiden.
Zudem bekam ich während meiner Zeit in den USA die Möglichkeit, mein Projekt in Vorträgen vorzustellen und ich habe dabei wertvolle Hinweise für weitere Arbeitsschritte erhalten. Das Ziel meines Aufenthalts, nämlich innovative Methoden für mein Projekt zu finden und diese umzusetzen, habe ich dank der Unterstützung in Boston erreicht. /