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Antidepressiva

Vorsicht bei Komedikation

Datum 16.02.2009  16:29 Uhr

Pharmacon Davos 2009

<typohead type="3">Antidepressiva: Vorsicht bei Komedikation

 

Häufig geht eine Depression mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems einher. Da beide Krankheitsbilder chronisch therapiert werden, besteht ein hohes Interaktionspotenzial. Die zahlreichen »Kollisionsorte« zeigte Professor Dr. Heyo Kroemer, Greifswald, in seinem Vortrag auf.

 

Studien zufolge basiert jede fünfte, zur Krankenhauseinweisung führende Arzneimittelnebenwirkung auf Arzneimittelinteraktionen. Diese Interaktionen finden zum Einen auf pharmakokinetischer Ebene mit Veränderungen von Dosis-Wirkungs-Beziehungen statt. Sie können zum Anderen pharmakodynamischer Ursache sein, indem sich die gleichzeitig eingenommenen Wirkstoffe in ihrer Effektivität beeinflussen. Denkt man bei pharmakokinetischen Interaktionen zunächst an die Blockade oder Induktion von Cytochrom-P450-Enzymen, so zeigte Kroemer auf, dass zudem verschiedene transmembranäre Transport-, also P-Glykoproteine, bei der Aufnahme, Prozessierung und Elimination von Arzneistoffen eine bedeutende Rolle spielen.

 

Vor allem die Therapie mit Antidepressiva beinhalte ein hohes Potenzial an Interaktionen. 15 bis 25 Prozent der Menschen über 65 Jahre sind von Depressionen betroffen. In Altenheimen steigt die Prävalenz auf bis zu 40 Prozent. Mit zunehmendem Alter leiden viele Depressionspatienten unter einer gleichermaßen steigenden Zahl von Komorbiditäen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Umgekehrt, so Kroemer, entwickeln etwa 20 Prozent der Patienten nach einem erfolgtem Herzinfarkt eine Depression. Schwere Depressionen, so Kroemer, gehen häufig auch mit Niereninsuffizienz, COPD, Schlaganfall, KHK, Hypertonie und Diabetes mellitus einher. »Antidepressiva im Kontext von Interaktionen stellen somit ein zunehmend wichtiges Problem der Zukunft dar«, sagte Kroemer.

 

Neben den trizyklischen Antidepressiva, selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI) und Monoaminoxidase-Hemmern gebe es weitere von Therapieoptionen, die auf vielfache Weise zu Interaktionen mit anderen Medikamenten zur Therapie chronischer internistischer Erkrankungen neigen. Diese Interaktionen fänden bereits im Gastrointestinaltrakt durch wechselseitige Beeinflussung des Transportproteins P-Glykoprotein statt. Kommt es nach anschließender Aufnahme in die Leber zur hepatischen Verstoffwechselung zum Beispiel durch Cytochrom-P450-Enzyme, so hätten hier zahlreiche Antidepressiva wie die SSRI Fluoxetin und Paroxetin ein hohes Potenzial, CYP2D6 zu hemmen. Die gleichzeitige Gabe anderer Substrate von CYP2D6 wie Betablocker könne zu Wechselwirkungen führen. Bei der Kombination von Antidepressiva und kardiovaskulär aktiven Substanzen sei besondere Vorsicht geboten.

 

In einem dritten metabolischen Schritt, so Kroemer, werden hepatisch resorbierte Substanzen und Stoffwechselprodukte erneut über ATP-abhängige Transportproteine wie P-Glykoprotein in die Galle transportiert. Nicht nur hier, auch auf der Ebene der Blut-Hirn-Schranke seien zahlreiche Wechselwirkungen denkbar. Allerdings seien diese experimentell schwierig nachzuweisen. Kroemer verwies auf direkte Interaktionsmessungen mittels Positronen-Emissions-Tomografie (PET), die sich in der Entwicklung befinden.

 

Johanniskraut ist ein wirksames, auch außerhalb der Apotheke erhältliches Antidepressivum mit hohem Wechselwirkungspotenzial. So kann es CYP3A4 und P-Glykoprotein im Dünndarm induzieren. Es reduziert die Bioverfügbarkeit unter anderem von Ciclosporin A sowie zahlreicher anderer Arzneistoffe wie Alprazolam, Carbamazepin, Indinavir, Tacrolimus, Warfarin oder Amitriptylin. Auch und gerade bei der Abgabe von Johanniskraut-Präparaten, so Kroemer, müssen Pharmazeuten besondere Aufmerksamkeit walten lassen. »Sind Arzneimittelwechselwirkungen bei der Behandlung von Depressionen besonders wahrscheinlich, so fallen auslösende Komedikationen in der Apotheke auf«, sagte der Pharmakologe.

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