Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Mundwinkelrhagaden

Wenn Lächeln schmerzt

Datum 12.02.2007  12:14 Uhr

Mundwinkelrhagaden

<typohead type="3">Wenn Lächeln schmerzt

Von Brigitte M. Gensthaler

 

In den Wintermonaten kommen häufig Menschen in die Apotheke, die über schmerzhafte Einrisse an den Lippen oder in den Mundwinkeln klagen. Diese können banale Ursachen haben oder Symptom einer systemischen Erkrankung sein. Danach richtet sich die Behandlung.

 

Die Lippen sind eine Problemzone des Gesichts und werden häufig bei der Pflege vernachlässigt. Da sie keinen schützenden Fettfilm wie die Haut haben, trocknen sie leicht aus. Wer das Trockenheits- und Spannungsgefühl mit ständigem Lippenlecken lindern will, verschlimmert das Problem weiter: In der trockenen Lippenhaut bilden sich schmerzhafte kleine oder tiefere Einrisse, sogenannte Rhagaden.

 

Sind die Lippen insgesamt rau, gerötet und zeigen kleine Erosionen, Risse oder Schuppen, spricht man von einer Cheilitis simplex (synonym: Cheilitis vulgaris oder sicca). Die Lippenentzündung (»aufgesprungene Lippen«) wird durch Kälte und Nässe ebenso wie durch ständiges Lippenlecken oder -kauen gefördert. Gleiches gilt für Risse und schlecht heilende Entzündungen in den Mundwinkeln. Mundwinkelrhagaden oder Perlèche (Cheilitis angularis), im Volksmund auch Faulecken genannt, beginnen meist als aufgeweichte gerötete Haut, die dann einreißt.

 

Rhagaden sind bei Berührung und Kontakt mit Saurem sehr schmerzhaft und reißen beim Essen oder Lachen oft tiefer ein. Viele Patienten klagen über ein Spannungs- oder Fremdkörpergefühl in den Mundwinkeln.

Tabelle: Einige wichtige Auslöser von Mundwinkelrhagaden

Ursache Beispiele
Infektionen Candida-Arten
Streptokokken, Staphylokokken
bei einseitiger Perlèche: Verdacht auf Syphilis
mechanische Faktoren Speichelfluss bei fehlendem Mundschluss
Hypersalivation
Stoffwechselstörungen Diabetes mellitus
Eisenmangel
Vitamin-B2-Mangel

Bei älteren Menschen entstehen oft tiefe Falten zwischen Ober- und Unterlippe, in denen sich feuchte Kammern bilden. Schlecht sitzende Zahnprothesen begünstigen die Produktion von Speichel. Fließt dieser ungewollt aus dem Mund, weicht er die Haut in den Mundwinkeln auf. Mitunter können auch kleine Verletzungen beim Einsetzen der Zahnprothese zu Faulecken führen.

 

Auf spröden Lippen und in den feuchten Arealen siedeln sich zudem Herpes-simplex-Viren, Bakterien und Pilze an. Bei einer Candida-albicans-Infektion (Mundsoor), entstehen verkrustende Risse mit weißlichem Belag, gelbbräunliche Krusten lassen an eine bakterielle Infektion, meist mit Streptokokken oder Staphylokokken denken (Impetigo, »Grindflechte«). Häufig liegt auch eine Mischbesiedelung vor.

 

Eine Perlèche kann auch schwere systemische Erkrankungen anzeigen. So können eingerissene Mundwinkel auf eine Neurodermitis zurückgehen. Auch als Minimalvariante einer Psoriasis kommt die Mundwinkelentzündung vor. Diese Läsionen sind häufig bakteriell oder mykotisch infiziert. Begünstigt wird die Erkrankung durch Diabetes mellitus, eine vorangegangene Antibiotikabehandlung oder einen Mangel an Eisen oder Vitamin B2 (Riboflavin). Schließlich kann auch ein allergisches Kontaktekzem, eine Syphilis-Infektion oder ein Arzneimittelexanthem der Grund für die schmerzenden Mundwinkel sein.

 

Diese Differenzialdiagnostik kann nur der Arzt vornehmen. Daher sollte der Apotheker immer den Gang zum Haus- oder Hautarzt empfehlen, sobald Patienten über häufig wiederkehrende oder sehr hartnäckige Mundwinkelentzündungen berichten. In vielen Fällen ist aber eine Selbstbehandlung möglich.

 

Zuerst trockenlegen

 

Neben der Behandlung einer Grundkrankheit wie Diabetes ist das Trockenlegen der Mundwinkel die wichtigste Maßnahme: Sie sollten regelmäßig sorgfältig abgetupft werden, Reiben, Kratzen und Lippenlecken sind möglichst zu vermeiden. Oft hilft regelmäßiges Einfetten mit Zinkpaste, Vaseline oder Unguentum molle. Zur Pflege spröder Lippen gibt es speziell konzipierte Lippenschutzstifte und -cremes, die Dexpanthenol, Pflanzenextrakte, zum Beispiel aus Kamille, Hamamelis oder Melisse, oder andere pflegende Zusätze enthalten. Allerdings können diese Stoffe Allergien auslösen. Auch durch Betupfen mit verdünnter Salbeilösung lassen sich die wunden Stellen behandeln.

 

Ist ein Pilzbefall nachgewiesen, sind Nystatin-haltige Pasten indiziert. Bei bakteriellen Infektionen werden Lokal-Antibiotika, zum Beispiel Mupirocin oder Fusidinsäure, oder Antiseptika wie Clioquinol aufgetragen. Topika mit milden Glucocorticoiden, zum Beispiel Hydrocortisonacetat, lassen stark entzündete und schmerzende Mundwinkel schnell abheilen. Sie dürfen aber nur kurzzeitig angewendet werden und sind keine Dauerlösung. Bei Bedarf wird der Arzt ein Kombipräparat verordnen.

 

Wieder schmerzfrei lachen

 

Mundwinkel trocken halten, mögliche Grundkrankheiten behandeln und Lippen regelmäßig einfetten: Dies sind die Basismaßnahmen, damit die Einrisse beim Essen und Lachen nicht wiederkommen. Lippenpflegepräparate und -stifte halten die empfindliche Haut geschmeidig. Gründliche Mundhygiene und sorgfältige Reinigung der Zahnprothesen sorgen für eine gesunde Flora im und am Mund. Bei schlecht sitzenden Zahnprothesen kann nur der Zahnarzt Abhilfe schaffen.

 

Reizende und irritierende Stoffe, natürlich auch bekannte Allergene, sind strikt zu meiden. Schließlich kann ein leichter Vitamin-B2-Mangel durch die Ernährung, zum Beispiel reichlichen Verzehr von Milch, Eiern, Getreide und Leber, ausgeglichen werden. Schwere Defizite lassen sich ebenso wie ein manifester Eisenmangel nur durch Substitution beheben.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa