Drittmitteleinwerben leicht gemacht |
08.04.2008 16:59 Uhr |
<typohead type="3">Drittmitteleinwerben leicht gemacht
Von Christina Hohmann, Frankfurt am Main
Drittmittel werben ist gar nicht so schwierig wie gedacht. Die aktuelle Fördersituation sowie Tipps zu den Förderanträgen wurden auf dem diesjährigen APV/DPhG-Hochschulforum vorgestellt.
Ziel der Veranstaltung sei es, sowohl die Situation der einzelnen Lehrstühle zu verbessern, als auch das Fach Pharmazie insgesamt stärker auszubauen und sein Ansehen in der Öffentlichkeit zu stärken, sagte Professor Dr. Wolfgang Frieß von der Ludwig-Maximilians-Universität zur Begrüßung. Denn was die Drittmittelwerbung angeht, sei die Pharmazie noch ausbaufähig. Eine Förderinstitution, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), stellte Professor Dr. Dieter Steinhilber von der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main, vor. Er sitzt als einer von zwei Pharmazeuten in einem Fachkollegium der DFG. Damit sei die Pharmazie relativ schlecht besetzt, allein das Fach Anästhesiologie habe drei Vertreter, erklärte Steinhilber.
Die DFG lege ihren Schwerpunkt auf Grundlagenforschung. Außerdem sei sie sehr unbürokratisch und verfüge über ein großes Budget. »Für jeden von uns ist es lohnenswert, sich mit Anträgen zu engagieren«, so Steinhilber. Eine Möglichkeit sind die sogenannten Sonderforschungsbereiche. Dies sind langfristig angelegte Forschungseinrichtungen von mindestens drei Hochschulen, in denen Wissenschaftler im Rahmen eines fächerübergreifenden Forschungsprogramms zusammenarbeiten. Die Pharmazie tue sich schwer, hier Fuß zu fassen, berichtete Steinhilber. Geeigneter sei die Fördermöglichkeit »Forschergruppe«. Hier würde eine Gruppe von 6 bis 8 Experten zu ähnlichen Themen gefördert, die an einer Universität sitzen sollten.
Wenig Chancen böten die »Schwerpunktprogramme«, so Steinhilber. Diese Maßnahme soll die koordinierte, interdisziplinäre und überregionale Forschung und die Netzwerkbildung fördern. Allerdings seien die Auswahlkriterien in diesem Bereich sehr hart und die Zahl der Anträge hoch.
Bessere Chancen hätten Antragsteller dagegen bei der »Personenförderung«. Herausragende Nachwuchsforscher nach der Promotion sollten sich um ein Stipendium bewerben, betonte Steinhilber. Die Auswahlkriterien seien hier weniger streng und die Anträge würden sehr wohlwollend begutachtet. »Noch viel zu wenig Anträge kommen aus der Pharmazie«, sagte Steinhilber. Die größte Bedeutung für Pharmazeuten hätte noch die DFG-Einzelprojektförderung, die die Durchführung von thematisch begrenzten Forschungsvorhaben für maximal sechs Jahre unterstützt. Die Bewilligungsrate liege im Fachkollegium Medizin, zu dem die Pharmazie gerechnet wird, bei etwa 50 Prozent.
Privatdozent Dr. Klaus Langer von der Universität Frankfurt stellte die Möglichkeiten vor, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bietet. Es fördere vor allem anwendungsbezogene Projekte. So spiele bei der Förderentscheidung neben dem Innovationsgrad immer auch die Verwertbarkeit der Ergebnisse eine Rolle, sagte Langer. Eine Hochschule brauche daher industrielle Partner für ein Projekt. Mit dem Programm KMU-innovativ fördert das BMBF gezielt Spitzenforschung in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in verschiedenen Technologiezweigen. Ein kleines Unternehmen müsse am Projekt beteiligt sein, erklärte Langer. Insgesamt fördert das BMBF sowohl Einzelvorhaben als auch Verbundprojekte. Bei Letzteren müssten die Projektpartner Kooperationsvereinbarungen verfassen, die das BMBF prüft.
Wird ein Antrag bewilligt, erhält der Förderberechtigte Zuschüsse für maximal zwei Jahre. Ersetzt werden bis zu 100 Prozent aller projektbezogenen Ausgaben. Der Dokumentationsaufwand sei allerdings groß, berichtete Langer. Alle zwei Monate müssten die Kosten ausgewiesen werden, alle sechs Monate ein Zwischenbericht und zum Ende ein Abschlussbericht verfasst werden. Informationen zu aktuellen Förderschwerpunkten erhalten Interessierte bei der Förderberatung des BMBF (www.foerderinfo.bmbf.de).
Die europäische Forschungsförderung hat für das aktuelle 7. Rahmenförderprogramm über 50 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Um die deutsche Beteiligung an diesem Programm zu stärken, hilft die Koordinierungsstelle EG der Wissenschaftsorganisationen (KoWi) Forschern bei der Antragstellung. Diese sei kompliziert, gab Christian Gast von der KoWi zu. Der erste Antrag müsste bereits 70 Druckseiten umfassen und gut ausgearbeitet sein. Hilfe bei Projektplanung und Antragstellung leistet daher die DFG-finanzierte Koordinierungsstelle. Bei einem Antrag müssten strikte Fördergrenzen eingehalten werden: Bei kleinen Projekten dürften bis zu 3 Millionen, bei großen Projekten zwischen 6 und 12 Millionen Euro an Kosten veranschlagt werden. Für Verbundsprojekte müssten mindestens drei Institutionen aus drei Ländern beteiligt sein, sagte Gast.
Die EU fördere vor allem Projekte zu vorgegebenen Schwerpunkten. Aktuelle Ausschreibungen könnten unter http://cordis.europa.eu abgerufen werden. Gast legte den deutschen Pharmazeuten ans Herz, sich als Gutachter für Anträge zur Verfügung zu stellen. Das bedeute zwar Arbeit, die würde aber belohnt mit einem Einblick, wie EU-Anträge verfasst werden sollten.