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Fäkal-Transplantation

Spenderkot heilt Clostridien-Infektion

Datum 22.01.2013  15:43 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Die Vorstellung ist ein wenig unangenehm, die Methode scheint aber erfolgreich zu sein: Übertragungen von Faeces-Lösungen von Gesunden in den Darm von Kranken können chronische Infektionen mit Clostridium difficile ausheilen. Dabei ist die Fäkal-Transplantation der Standard-Antibiotikatherapie deutlich überlegen.

Clostridium difficile ist ein harmloses Darmbakterium. Gerät die Mikroflora im Darm aber durch die Einnahme von Antibiotika in Unordnung, kann sich der Keim massiv ausbreiten und zum Teil schwere Durchfälle verursachen. Behandelt wird die Clostridien-Infektion meist mit einer erneuten Antibiotika-Gabe. Mittel der Wahl sind Metronidazol und Vancomycin. Bei 10 bis 20 Prozent der Patienten treten aber Rezidive auf, zum Teil auch mehrfach, die sehr schlecht zu behandeln sind. Die bisherige Standardtherapie für solche Patienten ist eine wiederholte und ausgedehnte Vancomycin-Behandlung. Biologisch sinnvoller als erneute Antibiotikagaben wäre es allerdings, die gestörte Darmflora zu regenerieren.

 

Diesen Ansatz testeten nun Josbert Keller und seine Arbeitsgruppe von der Universität Amsterdam. Sie teilten Patienten mit rezidivierenden Clostridium-difficile-Infektionen in drei Gruppen auf. Nach der Standardtherapie, bestehend aus viermal 500 mg Vancomycin pro Tag für 4 bis 5 Tage, erhielten die Teilnehmer entweder keine weitere Behandlung, eine Darmspülung oder eine Darmspülung und anschließend die Infusion einer Faeces-Lösung. Der Kot stammte von einem gründlich untersuchten, gesunden Spender. Er wurde in saliner Lösung aufgelöst, gerührt und der Überstand über eine Nasensonde, die bis in den Zwölffingerdarm gelegt wurde, in zwei bis drei Minuten infundiert.

 

Die Wirkung war so überzeugend, dass die Studie nach einer Zwischenanalyse abgebrochen werden musste: Bei 13 der 16 Infusions-Patienten (81 Prozent) waren die Durchfälle nach der ersten Infusion ausgeheilt. Mit einer weiteren Infusion eines anderen Spenders konnte zwei der restlichen drei Patienten geholfen werden. In der Vancomycin-Gruppe erholten sich dagegen nur vier von 13 Patienten (31 Prozent), und in der Gruppe, die Vancomycin plus Darmspülung erhalten hatte, waren drei von 13 Patienten (23 Prozent) von den Durchfällen befreit. Abgesehen von milden Bauchkrämpfen und Diarrhö am Tag der Infusion wurde die Infusions-Therapie gut vertragen, berichten Keller und seine Kollegen in der Online-Ausgabe des »New England Journal of Medicine« (doi: 10.1056/NEJMoa1205037). Nach der Behandlung war die Diversität der Darmflora wieder erhöht und ähnelte der von Gesunden.

 

In einem begleitenden Editorial weist der US-amerikanische Gastroenterologe Ciarán Kelly darauf hin, dass der Ansatz der Fäkal-Transplantation keineswegs neu ist (doi: 10.1056/NEJMe1214816). Bereits 1958 hätten Ärzte in Denver ihre Patienten mit schwerer pseudomembranöser Colitis so behandelt und damit dramatisch gute Ergebnisse erzielt, berichtet der Professor an der Harvard Medical School. Eine systematische Literatur-Analyse habe gezeigt, dass die Effektivität der Methode bei chronischen Clostridium-difficile-Infektionen bei etwa 90 Prozent liegt.

Warum hat sie sich dann in den vergangenen 50 Jahren nicht durchgesetzt? Das liegt vor allem an einer verständlichen Abneigung gegen die Fäkaltherapie, so Kelly. Um ihre Akzeptanz zu verbessern, schlägt er vor, Banken mit anonymisierten, gut untersuchten Proben einzurichten. So könne die Faeces-Spende von der Behandlung abgekoppelt werden. Noch besser wäre es, spezielle Mixturen von Darmbakterien zu züchten und in Kapselform zu verabreichen.

 

Welche Bakterienarten sich hierfür eignen, wird derzeit erforscht. Wenn die Akzeptanz der Fäkal-Transplantation steigt, sei der Einsatz auch in anderen Indikationen möglich, schreibt Kelly. Er sieht chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Reizdarm-Syndrom und metabolische Erkrankungen als mögliche Einsatzgebiete. /

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