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Demenz

Therapeutische Versorgung mangelhaft

18.01.2011  16:55 Uhr

Von Elke Wolf, Frankfurt am Main / Die meisten Demenzkranken sind in Deutschland chronisch unter- oder fehlversorgt. Die Hirnliga fordert deshalb, alle zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten zu nutzen und die Kranken- und Pflegekasse zusammenzulegen.

Weniger als 20 Prozent der Demenzkranken, die gesetzlich versichert sind, erhalten indikationsgerecht Antidementiva. Bei privat Versicherten seien es immerhin doppelt so viele, sagte Professor Dr. Hans Gutzmann, Gerontopsychiater aus Berlin, auf einem Symposium der Hirnliga. Hausärzte genauso wie Neurologen geben Budgetrestriktionen als wichtigste Ursache an, wa­rum sie eine im Krankenhaus eingeleitete Antidementiva-Behandlung etwa mit Acetylcholinesterasehemmern nach der Entlassung nicht fortführen.

Stattdessen bekommt rund jeder zweite Demente in Deutschland Neuroleptika verordnet. Ein wesentlicher Grund für deren Einsatz ist dabei der sedierende Effekt, der die Pflegenden beziehungsweise das Pflegepersonal entlastet. Dieser Effekt wird besonders gesucht, wenn das Pflegepersonal primär durch Personalmangel von den Anforderungen der Pflege überlastet ist, heißt es etwa im sogenannten Altenbericht der Bundesregierung.

 

Die erheblichen Nebenwirkungen besonders der Neuroleptika werden dabei in Kauf genommen. Gutzmann: »Verordnungsschwerpunkt der Neuroleptika ist nicht etwa ihre eigentliche Indikation Schizophrenie, sondern verhaltensauffällige Demenzkranke. Ruhe, so muss man daraus schließen, ist häufig das primäre Therapieziel, und nicht Aktivierung und Unterstützung zur Teilhabe.«

 

Dabei lässt sich die Entwicklung der Demenz und damit auch der Alzheimer-Erkrankung um ein bis zwei Jahre verzögern beziehungsweise die Heimeinweisung hi­nausschieben, wenn ein Patient frühzeitig und umfassend mit Antidementiva behandelt wird. Und: »Der durch die Vermeidung einer Heimunterbringung um nur einen Monat eingesparte Betrag reicht rechnerisch aus, um bei drei Patienten über sechs Monate einen Behandlungsversuch mit Antidementiva zu finanzieren«, rechnete Gutzmann vor.

 

Ein nationaler Demenzplan

 

Grundproblem dieser Entwicklung sei die Tatsache, dass Politiker Demenzerkrankungen als Pflegeproblem und nicht als behandelbare Erkrankung verstehen, waren sich führende Alzheimer-Experten auf der Tagung einig. Die Chancen, die eine medizinische Behandlung bietet und auch den Pflegebedarf im Heim hinausschiebt, würden nicht erkannt. Die Hirnliga spricht sich deshalb dafür aus, Kranken- und Pflegekasse unter einem Dach zu vereinigen. Nur so könne das »Durchwinken durch die ambulante Therapie direkt ins Pflegeheim« ein Ende haben.

 

Professor Dr. Ralf Ihl vom Alexianer Krankenhaus in Krefeld forderte denn auch einen nationalen Demenzplan, so wie er in den skandinavischen Ländern, Frankreich oder den USA längst üblich sei. »Alle Aktionen, die wir in der Republik gegen Demenz unternehmen, sei es auf politischer Ebene oder auf dem Gebiet der Grundlagenforschung, müssen wir darin koordinieren.« Die Hirnliga forderte die Politik auf, die Augen vor der Realität nicht zu verschließen. / 

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