Auch die Augen können leiden |
Brigitte M. Gensthaler |
29.11.2024 12:30 Uhr |
Eine Rosacea kann auch die Augen in Mitleidenschaft ziehen. Die Symptome sind oft unspezifisch wie bei einer Bindehaut- oder Augenlidentzündung. / © Getty Images/Guido Mieth
Gerötete Haut, sichtbare kleine Äderchen, Papeln und Pusteln: »Die Rosacea stigmatisiert die Patienten und viele ziehen sich zurück«, berichtete Apothekerin Dr. Ines Winterhagen, Sonnen-Apotheke Neustadt/Weinstraße, kürzlich beim Heidelberger Herbstkongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg.
Oft wird eine Rosacea mit Akne verwechselt. »Empfehlen Sie den Patienten, möglichst zügig zum Hautarzt zu gehen, wenn die Haut dauerhaft gerötet ist.« Um den vielfältigen Triggerfaktoren auf die Spur zu kommen, sei ein Rosacea-Tagebuch, auch als App, empfehlenswert.
Behandelt wird symptomorientiert. Einen hohen Stellenwert hat die angepasste Hautpflege. Bei leichten bis mittelschweren Fällen reichen topische Präparate. Antientzündlich wirken Azelainsäure, Metronidazol und Ivermectin (auch gegen die Demodex-Milbe), während Brimonidin eher vasokonstriktorisch wirkt. »Die topische Therapie muss der Patient lange durchhalten, von drei bis vier Monaten bis über Jahre hinweg«, betonte die Apothekerin.
Bei schweren Verläufen sind Kombinationen mit Systemtherapien gut etabliert. Hierfür stehen Natriumbituminosulfonat als OTC-Arzneimittel und Doxycyclin 40 mg (rezeptpflichtig) zur Verfügung. Die Therapie dauert zwei bis drei Monate.
Etwa 30 bis 50 Prozent der Patienten entwickeln eine okuläre Rosacea, berichtete Winterhagen. Daran sollte man denken, wenn Patienten über eine dauerhafte Entzündung am Auge klagen. Sie müssten zum Augenarzt gehen.
Als Ursachen nannte sie die Besiedelung mit Demodex-Milben, eine Störung der Meibom-Drüsen und Benetzungsstörungen des Auges. Die Symptome sind unspezifisch: Fremdkörpergefühl, trockene, brennende oder tränende Augen, Entzündungen des Augenlids, geröteter Lidrand sowie verkrustete schuppige Lidränder beim Aufwachen. Manche Patienten klagen auch über rezidivierende Hagelkörner. Häufigste Manifestationen sind Konjunktivitis und Blepharitis, selten auch eine Keratitis.
Bei leichten Beschwerden reichen oft lipidhaltige Tränenersatzmittel oder liposomale Sprays. Bei stärkeren Symptomen könne man off Label Ciclosporin-Augentropfen 0,05 oder 0,1 Prozent oder Azithromycin-Augentropfen 1,5 Prozent anwenden oder Pimecrolimus- oder Ivermectin-haltige Zubereitungen auf die Augenlider streichen. Systemisch helfen Doxycyclin 40 mg oder Low-dose-Isotretinoin.
Essenziell sei eine zweimal tägliche konsequente Lidrandhygiene, betonte Winterhagen. Zuerst wird das Augenlid erwärmt, um das Drüsensekret zu verflüssigen; dann folgen eine Lidmassage zum Ausstreichen des verflüssigten Sekrets sowie die Reinigung zur sanften Entfernung von Sekreten und Verkrustungen. »Raten Sie den Patienten, auf Augenkosmetik und Kontaktlinsen zu verzichten.«