Bloß nicht reizen |
Einen schlafenden Tiger zu wecken, ist gefährlich. Nicht ganz so reizbar ist die Haut bei Rosacea. Dennoch sollte man auch sie tunlichst reizarm pflegen. / Foto: Getty Images/W1zzard
Die Rosacea gehört zu den sehr häufigen entzündlichen Hauterkrankungen. Nach einem anfänglich schubweisen Verlauf kann sie in eine persistierende Form übergehen. Zumeist beginnt sie zentral im Bereich der Nase und breitet sich dann auf Wangen, Stirn und/oder Kinn aus.
Manche Betroffene halten die Veränderungen der Gesichtshaut anfangs vor allem für ein kosmetisches Problem: flüchtige Rötungen (Flush), etwa nach Kaffee- oder Alkoholkonsum. Später kann es zu fleckförmigen Erythemen kommen, die sich nicht spontan wieder zurückbilden. Im weiteren Verlauf können Papeln oder Pusteln auftreten. Vor allem bei Männern kann es bedingt durch eine Hyperplasie der Talgdrüsen zu einem Rhinophym (»Knollennase«) kommen. Auch eine Beteiligung der Augen ist möglich, allerdings eher selten. Sie äußert sich als Lidrand-, Bindehaut- und/oder Hornhautentzündung.
Die auffälligen Hautveränderungen im Gesicht belasten viele Betroffene sehr. / Foto: Adobe Stock/Alessandro Grandini
Die auffälligen Hautveränderungen belasten die Betroffenen sehr. Neben verschreibungspflichtigen Therapieoptionen besteht daher die Möglichkeit einer psychotherapeutischen Unterstützung. In der Apotheke stehen vor allem Fragen der Hautpflege im Zentrum der Beratung. Aber auch der Hinweis auf Selbsthilfegruppen kann Betroffenen weiterhelfen.
Woher kommt das überhaupt? Und wieso habe ich das? Diese Fragen stellen viele Betroffene. Auf viele Detailfragen zur Pathophysiologie der Rosacea gibt es heute noch keine abschließenden Antworten. Als gesichert gilt eine genetische Disposition. Auch Immunreaktionen spielen eine Rolle. Bekannt ist außerdem eine ganze Reihe von Triggerfaktoren. Dazu gehören unter anderem Hitze und starke Kälte sowie Temperaturwechsel, scharf gewürzte Speisen und Alkohol, Kaffee und Tee, UV-Strahlen und Sport/Bewegung/starke körperliche Anstrengung, emotionaler Stress, heißes Wetter/heiße Bäder und einige Kosmetika beziehungsweise Hautpflegeprodukte. Seine Triggerfaktoren zu kennen und nach Möglichkeit zu vermeiden, kann zu einer Besserung des Hautbildes beitragen.
Einen großen Stellenwert besitzt in der aktuellen Leitlinie Rosacea auch der Einsatz von adäquaten Dermatokosmetika. Die Autoren weisen darauf hin, dass ungeeignete Kosmetika den Hautbefund sogar verschlechtern können. Idealerweise ist die Hautpflege auf die Bedürfnisse der Haut in aktiven Krankheitsphasen und in schubfreien Intervallen angepasst. Grundsätzlich sollten Patienten Produkte für empfindliche/sensible Haut oder eine medizinische Hautpflege, die speziell für die Haut mit Rosacea konzipiert wurde, wählen. Wichtig ist außerdem, die Haut nicht zu »überpflegen«.
Reinigung, Pflege und tagsüber ein Sonnenschutz bilden wichtige Bausteine. Für die Reinigung der Haut bei Rosacea eignen sich lauwarmes Wasser und ein Syndet mit leicht saurem pH-Wert. Alternativ kommen milde Reinigungsfluide oder Mizellenwasser infrage, die ohne Wasser angewendet werden. Sie stellen eine sinnvolle Option dar, wenn die Haut bereits nach der Reinigung mit Wasser mit einem Spannen reagiert, da dabei natürliche Feuchtigkeitsfaktoren wie Salze, Glycerol und Harnstoff von der Haut entfernt werden.
Heißes oder sehr kaltes Wasser können sie Haut reizen und eignen sich daher nicht. Vermieden werden sollten außerdem mechanische Belastungen wie starkes Reiben oder Peelings. Ungeeignet sind auch Produkte, die Alkohol oder ätherische Öle enthalten. Ersterer trocknet die Haut zu stark aus, Letztere regen die Durchblutung an. Beides kann die Haut mit Rosacea zu stark reizen. Nach dem Reinigen sollte die Haut vorsichtig trocken getupft werden.