Auch bei Älteren sicher |
Außer bei Diabetikern kann die Anwendung von Paracetamol bei betagten Menschen laut einer aktuellen Studie uneingeschränkt empfohlen werden. / Foto: Shutterstock/wernerimages 2018
Welche Risiken sind mit der Einnahme von Paracetamol verbunden? Eigentlich ist es erstaunlich, dass diese Frage noch immer nicht abschließend geklärt ist, gehört doch das Analgetikum auf der ganzen Welt zu den am meisten eingesetzten Medikamenten überhaupt. Gerade deshalb sorgen aber Studien wie eine vor fünf Jahren im Fachjournal »Annals of Rheumatic Diseases« erschienene Metaanalyse immer wieder für neuen Diskussionsstoff, die unter Paracetamol in therapeutischen Dosen einen Anstieg kardiovaskulärer Ereignisse und gastrointestinaler Nebenwirkungen fand.
Da sich mit zunehmendem Alter die Körperzusammensetzung und der Stoffwechsel ändern, die Morbidität steigt und infolgedessen Polypharmazie zunimmt, sind Senioren besonders anfällig für unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Ein Forscherteam um Dr. Philippe Girard von der Universität Toulouse untersuchte daher nun in einer Beobachtungsstudie die Sicherheit von Paracetamol bei Bewohnern von Seniorenheimen. Insgesamt wurden 5429 Personen berücksichtigt. Das Durchschnittsalter lag bei 86 Jahren, 74 Prozent der Teilnehmer waren Frauen, heißt es im »Journal of the American Geriatrics Society«.
2239 Senioren (41 Prozent) nahmen täglich Paracetamol ein, und zwar in einer durchschnittlichen Dosierung von 2,4 g. Diese Teilnehmer hatten gegenüber denen, die kein Paracetamol einnahmen, während des 18-monatigen Beobachtungszeitraums kein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt oder Tod. Die Autoren benutzten mehrere Rechenmodelle, um Variablen zu berücksichtigen, die das Ergebnis möglicherweise beeinflusst haben könnten. In einem dieser Modelle, das Faktoren wie Frakturen, Stürze und Schmerzen berücksichtigte, die mit der Anwendung des Schmerzmittels Paracetamol assoziiert sind, zeigte sich ein deutlich (3-fach) erhöhtes Risiko für Schlaganfälle bei Diabetikern.
Bei älteren Diabetikern kommt es zu einem ungünstigen Zusammentreffen kardiovaskulärer Risikofaktoren durch die Grunderkrankung und die Einnahme von Paracetamol, schreiben die Autoren als mögliche Erklärung. So wirke Paracetamol wahrscheinlich ähnlich wie nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) hemmend auf die Cyclooxygenasen 1 und 2 und in der Folge auf die Prostaglandinsynthese, wenn auch nicht ganz so stark wie klassische NSAR. Diabetes wiederum erhöhe das Atheroskleroserisiko und führe zu einem Umbau der Gefäße, wodurch sich unter anderem das Lumen verkleinere. Da ältere Diabetiker zudem überwiegend an Typ-2-Diabetes leiden, sei auch die nicht alkoholische Fettlebererkrankung zu berücksichtigen, die bei 70 Prozent dieser Patienten vorliege.
Alles in allem bleibt Paracetamol bei älteren Patienten dennoch eine gute therapeutische Wahl und ein Erstlinien-Analgetikum, lautet das Fazit der Autoren. Die Sicherheit bei Senioren mit Diabetes sollte jedoch in weiteren Studien untersucht werden.