Asthma kann Fettleibigkeit begünstigen |
Laura Rudolph |
02.05.2022 09:00 Uhr |
Asthma könnte das Adipositasrisiko einer statistischen Analyse zufolge um knapp 22 Prozent steigern. Die Mechanismen dahinter sind bislang nicht abschließend geklärt. / Foto: Adobe Stock/BillionPhotos.com
Dass Fettleibigkeit das Asthmarisiko erhöhen kann, ist aus früheren Studien bekannt. Umgekehrt kann Asthma bei Frauen und Kindern eine Gewichtszunahme begünstigen. Ob dies auch unabhängig vom Geschlecht für Erwachsene gilt, hat ein Forschungsteam um Dr. Subhabrata Moitra von der University of Alberta in Kanada untersucht. Ergebnisse seiner Arbeit publizierte es jetzt in der Online-Ausgabe des Fachjournals »Thorax«.
Das Team führte eine statistische Analyse der europäischen Kohortenstudie European Community Respiratory Health Survey (ECRHS) durch. An der ECRHS nahmen zwischen 1990 und 2004 in insgesamt drei Studienwellen mehr als 8700 Probandinnen und Probanden teil.
Mithilfe eines Regressionsmodells schätzten die Forschenden das relative Risiko, fettleibig zu werden, wenn man an Asthma erkrankt ist: Sie bestimmten denjenigen Anteil an Probandinnen und Probanden, der zu Beginn der ersten beziehungsweise zweiten Studienwelle keine Fettleibigkeit (Body-Mass-Index ≥ 30 kg/m2) aufwies, diese aber bis zur jeweils darauffolgenden Welle entwickelte. Demnach hatten Asthmatiker ein um etwa 22 Prozent erhöhtes Adipositasrisiko im Vergleich zu Studienteilnehmern ohne die Atemwegserkrankung (Relatives Risiko 1,22).
Besonders anfällig waren jene Patienten mit einer lang andauernden oder nicht allergischen Erkrankungsform sowie diejenigen mit oraler Corticosteroidbehandlung. Asthma, das seit mindestens 20 Jahren bestand, ging verglichen mit Asthma kürzerer Dauer mit einem 32 Prozent erhöhten Adipositasrisiko einher. Patienten mit nicht allergischem Asthma hatten ein 47 Prozent höheres Risiko als Probanden mit einer allergischen Form. Teilnehmer unter oraler Corticosteroidtherapie hatten ein nahezu doppelt so hohes Adipositasrisiko wie Asthmatiker, die diese Arzneistoffklasse nicht oral einnahmen. Letzteres ist allerdings wenig überraschend, da Gewichtszunahme eine bekannte Nebenwirkung oraler Corticosteroide ist.
»Eine mögliche Erklärung für die mit Asthma verbundene Gewichtszunahme könnte die Verringerung der körperlichen Aktivität bei Asthmapatienten sein. Unsere Ergebnisse unterstützen diese Hypothese jedoch nicht, da das Ausmaß der körperlichen Aktivität in unserer Studie keinen Einfluss auf den beobachteten Zusammenhang hatte«, sagte Mitautorin Dr. Judith Garcia-Aymerich in einer Pressemitteilung. Es werden also ausführlichere Studien benötigt, um die Mechanismen hinter diesen Beobachtungen zu entschlüsseln.