Arzneistoffkandidaten in der Pipeline |
Laura Rudolph |
04.07.2023 18:00 Uhr |
Ebenfalls in Phase III befindet sich das Fibroblasten-Wachstumsfaktor-21-(FGF21-)Analogon Pegozafermin der US-Pharmafirma 89bio. In der Leber fördert FGF21 die Fettsäureoxidation und verringert die Lipogenese, wodurch sich das Leberfett reduziert und der systemische Triglyceridspiegel sinkt. Vor Kurzem sind die Ergebnisse der Phase-IIb-Studie (»New England Journal of Medicine«; 2023; DOI: 10.1056/NEJMoa2304286) erschienen. In der Behandlung der NASH mit Fibrose zeigte das FGF21-Analogon eine Überlegenheit gegenüber Placebo. Die 219 Studienteilnehmer erhielten je nach Behandlungsarm entweder Pegozafermin in einer Dosis von 15 mg oder 30 mg als wöchentliche Injektion oder 44 mg alle zwei Wochen oder Placebo.
Bei 27 Prozent der Patienten, die Pegozafermin in der höchsten Dosis erhalten hatten, verbesserte sich die Fibrose (15 mg: 22 Prozent, 30 mg: 26 Prozent), unter Placebo waren es 7 Prozent. Das ging aus einer gepoolten Analyse hervor. Auch zeigte sich in der Verumgruppe ein höherer Anteil an Patienten, deren Fettleberentzündung sich verbessert hatte. Hier punktete insbesondere die Dosierung von 15 mg mit 35 Prozent.
»Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die neue potenzielle Behandlung nicht nur die Fibrose verbessert, sondern auch die Entzündung und die Leberschädigung, zusammen mit signifikanten Verbesserungen bei mehreren nicht invasiven Biomarkern der NASH-Aktivität und Narbenbildung«, sagte der Erstautor der Studie, Dr. Rohit Loomba von der Universität in Kalifornien, in einer Pressemitteilung.
Zudem befinden sich zur NASH-Behandlung weitere Präparate in Phase-III-Zulassungsstudien. Dazu zählen unter anderem Obeticholsäure (ein selektiver Farnesoid-X-Rezeptor-Agonist), Resmetirom (ein selektiver Thyroidhormonrezeptor-β-Agonist) sowie Aramchol (ein Fettsäure-Gallensäure-Konjugat) und Belapectin (ein Galectin-3-Inhibitor).
Auch in experimentellen Studien mit Tieren wird derzeit an NASH-Behandlungsmöglichkeiten geforscht. So konnte etwa das Tripeptid »DT-109« (Glycin-Glycin-Leucin) bei Mäusen und nicht menschlichen Primaten die Entzündung bei NASH abschwächen und das Fortschreiten der Fibrose verhindern. Das Tripeptid stimulierte bei den Primaten den Fettsäureabbau und die Glutathionbildung und modulierte den mikrobiellen Gallensäurestoffwechsel. (»Cell Metabolism«; 2023; DOI: 10.1016/j.cmet.2023.03.013). »Ein gestörter Glycin-Stoffwechsel hat sich als ursächlicher Faktor und therapeutisches Ziel bei NASH herausgestellt«, so die Studienautoren. Bis zu einer potenziellen Marktreife ist es aber noch ein langer Weg.