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ARZNEISTOFFE

Lecanemab|Leqembi®|11|2025

 
STOFFGRUPPE
11 Antidementiva (Nootropika)
WIRKSTOFF
Lecanemab
FERTIGARZNEIMITTEL
Leqembi®
HERSTELLER

Eisai

ZIELSTRUKTUR
Anti-β-Amyloid-Antikörper
MARKTEINFÜHRUNG (D)
09/2025
DARREICHUNGSFORM

100 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

ATC-CODE
N06DX04
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Leqembi ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit klinisch diagnostizierter leichter kognitiver Störung (Mild Cognitive Impairment, MCI) und leichter Demenz aufgrund der Alzheimer-Krankheit. Es darf nur bei Personen mit per Test bestätigter Amyloid-Pathologie verwendet werden, wenn sie zudem Apolipoprotein E ε4 (ApoE ε4)-Nichtträger oder heterozygote ApoE ε4-Träger sind.

Wirkmechanismus

Lecanemab ist ein rekombinanter, gegen β-Amyloid (Aβ) gerichteter Antikörper. Das Target sind vor allem lösliche β-Amyloid-Protofibrillen; der Antikörper bindet aber auch an fibrilläres Amyloid in den Plaques. Lecanemab reduziert auf diese Weise Aβ-Plaques.

Anwendungsweise und -hinweise

Vor Einleitung der Behandlung mit Lecanemab muss ein Test auf den ApoE ε4-Status durchgeführt werden, um eine Informationsgrundlage bezüglich des Risikos für das Auftreten von Amyloid-assoziierten Bildgebungsanomalien (Amyloid-Related Imaging Abnormalities, ARIA) zu schaffen. Das Risiko für ARIA ist bei homozygoten ApoE ε4-Trägern höher; daher dürfen diese Patienten nicht mit Leqembi behandelt werden.

 

Vor dem Therapiestart muss zur Beurteilung auf vorbestehende ARIA außerdem ein aktuelles (nicht älter als sechs Monate) MRT des Gehirns vorliegen. Der Hintergrund: ARIA verlaufen üblicherweise asymptomatisch; sie können aber auch schwerwiegende und lebensbedrohliche Ereignisse auslösen. Unterschieden werden ARIA mit Ödem (ARIA-E), welche sich im MRT als Hirnödem oder Flüssigkeitsansammlungen im Bereich der Hirnfurchen (Sulci) darstellen, und ARIA mit Hämosiderinablagerung (ARIA-H), was Mikroblutungen und superfizielle Siderose umfasst. 

 

MRT-Untersuchungen stehen auch vor der 3., 5., 7. und 14. Lecanemab-Dosis an. Die empfohlenen MRT-Untersuchungen sollten regelhaft ungefähr eine Woche vor der nächsten geplanten Verabreichung der Leqembi-Infusion durchgeführt werden. Weist der Patient zu irgendeinem Zeitpunkt während der Behandlung Symptome auf, die auf das Vorhandensein von ARIA hindeuten, können zusätzliche MRT-Untersuchungen durchgeführt werden. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Untersuchungen kann der Arzt entscheiden, die Behandlung vorübergehend zu unterbrechen oder ganz zu beenden.

 

Lecanemab wird einmal alle zwei Wochen intravenös über eine Stunde infundiert. Die empfohlene Dosis beträgt 10 mg/kg Körpergewicht. Eine Anpassung bei leichter bis mittelschwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung ist nicht erforderlich. Bei der ersten Infusion sollte eine Überwachung auf Anzeichen infusionsbedingter Reaktionen für circa 2,5 Stunden erfolgen.

 

Der Arzt sollte die kognitiven Funktionen und Symptome des Patienten etwa alle sechs Monate beurteilen, um das Fortschreiten der Erkrankung zu überwachen. Die Behandlung sollte abgebrochen werden, sobald der Patient das Stadium einer mittelschweren Alzheimer-Krankheit erreicht hat.

 

Wenn während der Therapie mit Lecanemab eine Antikoagulation begonnen werden muss, ist die Behandlung mit dem Antikörper zu unterbrechen. Sie kann wieder aufgenommen werden, wenn eine Antikoagulation nicht mehr angezeigt ist. Die gleichzeitige Anwendung von ASS oder anderen Thrombozytenaggregationshemmern ist zulässig.

 

Zur Förderung der sicheren und wirksamen Anwendung von Lecanemab muss die Einleitung der Behandlung bei allen Patienten über ein zentrales Registrierungssystem erfolgen, das im Rahmen eines Programms für den kontrollierten Zugang implementiert wird. Mit Lecanemab behandelte Patienten müssen zudem eine Patientenkarte erhalten und über die Risiken der Therapie informiert werden.

Nebenwirkungen

Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen von Lecanemab zählen neben ARIA auch Kopfschmerz und infusionsbedingte Reaktionen.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Leqembi ist kontraindiziert bei Personen mit nicht adäquat kontrollierten Blutungsstörungen. Ferner ist die Anwendung tabu, wenn bei der MRT-Untersuchung vor der Behandlung eine intrazerebrale Blutung, mehr als vier Mikroblutungen, oberflächliche Siderose, vasogenes Ödem oder andere Befunde auftreten, die auf eine zerebrale Amyloidangiopathie hinweisen können. Kontraindiziert ist Leqembi auch bei Personen, die eine laufende Behandlung mit Antikoagulanzien erhalten.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Basis der Zulassung von Lecanemab ist die randomisierte Studie Clarity AD, an der 1795 Erwachsene mit früher symptomatischer Alzheimer-Krankheit teilnahmen. Für die EU-Zulassung erfolgte eine Posthoc-Analyse, bei der lediglich ApoE ε4-Nichtträger und heterozygote ApoE ε4-Träger (n = 1521) berücksichtigt wurden.

 

Für den primären Endpunkt, den CDR-SB-Score (Clinical Dementia Rating – Sum of Boxes), welcher Kognition und Alltagsfunktion bei Patienten anhand verschiedener Domänen abbildet, zeigte sich eine Verlangsamung der Krankheitsprogression um 31 Prozent im Vergleich zur Placebogruppe nach 18 Monaten (Differenz: –0,54 Punkte).

 

Im sekundären Endpunkt ADAS-Cog14 (Alzheimer’s Disease Assessment Scale Cognitive Subscale 14), der speziell die kognitive Leistungsfähigkeit der Patienten abbildet, kam es zu einer Reduktion der Progression um 26 Prozent (Differenz: –1,51 Punkte). Im sekundären Endpunkt ADCS-MCI-ADL-Score (Alzheimer’s Disease Cooperative Study-Activities of Daily Living), der die Selbstständigkeit der Patienten im Alltag bewertet, kam es zu einer Verlangsamung der Verschlechterung um 33 Prozent (Differenz: +1,94 Punkte).

 

In einer offenen Verlängerungsphase der Clarity-AD-Studie zeigte sich ein zunehmender Behandlungseffekt bei fortgesetzter Lecanemab-Therapie über 48 Monate im Vergleich zu gematchten Kontrollgruppen.

Hintergrundinfos

Bei der Alzheimer-Krankheit handelt es sich um eine primär degenerative zerebrale Erkrankung, die schleichend beginnt und sich langsam, aber stetig über einen Zeitraum von mehreren Jahren bis Jahrzehnten entwickelt. Deshalb versteht man sie heute als ein Kontinuum mit Progression von einer frühen asymptomatischen Phase über eine prodromale Phase der leichten kognitiven Störung (Mild Cognitive Impairment, MCI) bis hin zur leichten, mittelschweren und schweren Demenz.

 

Die Alzheimer-Demenz ist mit einem Anteil von circa 60 bis 80 Prozent die häufigste Form beziehungsweise Ursache der Demenz und entspricht der letzten Phase der Alzheimer-Krankheit. Sie geht mit fortschreitendem Verlust der Gedächtnisleistung sowie der Alltagskompetenz und Selbstständigkeit einher. Die MCI beschreibt dagegen ein klinisches Syndrom, das mit objektivierbaren leichten kognitiven Beeinträchtigungen bei im Wesentlichen erhaltener Alltagskompetenz einhergeht.

Besonderheiten

Leqembi ist bei Temperaturen von 2 bis 8 °C (Kühlschrank) zu Lagern. Leqembi ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Vor Beginn der der Behandlung mit Lecanemab sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden. Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung und zwei Monate nach der letzten Dosis eine wirksame Empfängnisverhütung anwenden. Die Anwendung von Lecanemab während der Schwangerschaft wird nicht empfohlen.

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Letzte Aktualisierung: 04.04.2025