Galantamin|Reminyl®|11|2001 |
Janssen-Cilag
1 x täglich 8 mg Retardkapseln
1 x täglich 16 mg Retardkapseln
1 x täglich 24 mg Retardkapseln
4 mg/ml Lösung zum Einnehmen
Reminyl ist zugelassen zur symptomatischen Behandlung der leichten bis mittelgradigen Demenz vom Alzheimer-Typ.
Galantamin ist ein tertiäres Alkaloid aus einer Schneeglöckchen-Art. Es hemmt selektiv die Acetylcholinesterase. Das Enzym, das den Botenstoff Acetylcholin (ACh) abbaut, wird kompetitiv und reversibel blockiert; damit steigt die Menge des Neurotransmitters im synaptischen Spalt. Zusätzlich verstärkt das Alkaloid, vermutlich über eine allosterische Modulation der Bindungsstelle, die intrinsische Aktivität des Botenstoffs an nicotinergen ACh-Rezeptoren. Beide Mechanismen sollen das cholinerge Defizit bei Alzheimer-Patienten ausgleichen und damit die kognitiven Fähigkeiten verbessern. Die Degeneration der Gehirnzellen wird nicht aufgehalten.
Galantamin wird einschleichend dosiert, beginnend mit täglich 8 mg bis zur Erhaltungsdosis von 16 oder 24 mg. Die Gabe kann fortgesetzt werden, solange ein therapeutischer Nutzen für den Patienten besteht.
Aufgrund seines Wirkmechanismus soll Galantamin nicht gleichzeitig mit anderen Cholinomimetika (wie Ambenonium, Donepezil, Neostigmin, Pyridostigmin, Rivastigmin oder systemisch verabreichtem Pilocarpin) angewendet werden. Galantamin kann die Wirkung von Anticholinergika antagonisieren. Wenn anticholinerge Medikationen wie Atropin plötzlich abgesetzt werden, kann das Risiko einer Wirkungsverstärkung von Galantamin bestehen. Wie bei Cholinomimetika zu erwarten, sind pharmakodynamische Wechselwirkungen mit Arzneimitteln möglich, die die Herzfrequenz deutlich herabsetzen. Dies kann beispielsweise bei Digoxin, Betablockern, bestimmten Calciumkanalblockern und Amiodaron der Fall sein. Mit Vorsicht sollten Arzneimittel, die Torsades de pointes auslösen können, gegeben werden. In diesen Fällen sollte ein EKG in Betracht gezogen werden.
Aufgrund seiner cholinomimetischen Eigenschaften kann Galantamin während einer Narkose die Wirkung von Muskelrelaxanzien vom Succinylcholintyp verstärken, insbesondere in Fällen eines Pseudocholinesterasemangels.
Galantamin wird zum Teil über CYP2D6 und CYP3A4 metabolisiert. Seine Bioverfügbarkeit erhöht sich daher bei gleichzeitiger Gabe von Inhibitoren dieser Isoenzyme (zum Beispiel Paroxetin, Fluoxetin, Fluvoxamin, Ketoconazol, Erythromycin). Dadurch können vermehrt anticholinerge Nebenwirkungen, besonders Übelkeit und Erbrechen, auftreten. Eine Reduktion der Erhaltungsdosis kann hilfreich sein.
Die häufigsten Nebenwirkungen unter der Therapie mit Galantamin betreffen den Gastrointestinaltrakt (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Gewichtsverlust). Da Alzheimer-Patienten ohnehin meist abnehmen, sollte das Gewicht kontrolliert werden. Ferner klagten die Patienten über Erschöpfung, Schwindel, Kopfschmerzen und Somnolenz.
Galantamin ist kontraindiziert bei Patienten mit schwerer Leber- und/oder Nierenfunktionsstörung.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Galantamin wurde in mehreren doppelblinden Studien an etwa 3200 Patienten über drei bis sechs Monate und in zwei Follow-up-Studien über zwölf Monate getestet. Tagesdosen von 16 und 24 mg erzielten das beste Nutzen-Risiko-Verhältnis. Die Wirksamkeit wurde in mehreren Skalen gemessen. Erfasst wurden die kognitiven Fähigkeiten (A-DAS-cog), die grundlegenden und erweiterten Aktivitäten des täglichen Lebens und Verhaltensauffälligkeiten. Ein unabhängiger Arzt gab zudem eine globale Bewertung des klinischen Bildes ab (CIBIC-plus). Gegenüber Placebo stabilisierte oder verbesserte Galantamin (signifikant) die kognitiven Fähigkeiten sowie Alltagskompetenz, Verhalten und den klinischen Gesamteindruck über fünf bis sechs Monate. Nach zwölf Monaten waren kognitive Fähigkeiten und die Alltagskompetenz nicht signifikant schlechter als zu Beginn der Therapie. Gemessen an den Werten des CIBIC-plus sprachen 60 bis 68 Prozent der Patienten auf die Therapie an.
Reminyl ist bei Temperaturen nicht über 30 °C zu lagern.
Reminyl ist verschreibungspflichtig.
Galantamin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Bei Anwendung während der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten. Während der Behandlung mit Galantamin dürfen Frauen nicht stillen.
Letzte Aktualisierung: 20.04.2017