Abirateronacetat|Zytiga®|76|2011 |
Janssen-Cilag
500 mg Filmtabletten
Zytiga ist zugelassen in Kombination mit Prednison oder Prednisolon zur Behandlung des neu diagnostizierten Hochrisiko-metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinoms (mHSPC) bei erwachsenen Männern in Kombination mit Androgenentzugstherapie, von metastasiertem kastrationsresistenten Prostatakrebs (mCRPC) bei männlichen Erwachsenen, bei denen nach Versagen der Androgenentzugstherapie eine Chemotherapie noch nicht angezeigt ist, sowie bei Patienten, deren Erkrankung während oder nach einer Docetaxel-haltigen Chemotherapie progredient ist.
Abirateronacetat ist ein Inhibitor der Androgen-Biosynthese. Kastrationsresistente Prostatakarzinome reagieren trotz Ausschaltung der Hoden mittels LHRH-Agonisten oder einer Orchiektomie immer noch empfindlich auf Androgene. Folglich können selbst geringste Androgenmengen, die in der Nebennierenrinde oder den Tumorzellen selbst gebildet werden, ein neuerliches Tumorwachstum auslösen. Abirateronacetat kann dies verhindern oder zumindest verlangsamen: Im Körper wird es zu Abirateron abgebaut, das selektiv das Enzym 17-Alpha-Hydroxylase/C17,20-lyase (CYP17) hemmt. CYP17 wird in den Hoden, Nebennieren und dem Prostata-Tumorgewebe exprimiert und ist für die Androgen-Biosynthese erforderlich. Es katalysiert die Umwandlung von Pregnenolon und Progesteron in die Testosteron-Vorstufen DHEA beziehungsweise Androstendion durch Hydroxylierung und Spaltung der C17,20-Bindung. Die Gabe von Zytiga senkte in Kombination mit LHRH-Agonisten (oder einer Orchiektomie) den Serum-Testosteron-Spiegel auf nicht nachweisbare Konzentrationen.
Die empfohlene Dosis von Abirateronacetat beträgt 1000 mg (zwei Filmtabletten à 500 mg) als tägliche Einmalgabe. Da die Resorption beziehungsweise die systemische Exposition von Abirateronacetat bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme erheblich erhöht ist, dürfen die Tabletten nicht zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen werden. Sie sollten mindestens zwei Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme und mindestens eine Stunde vor einer weiteren geschluckt werden.
Bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Leberfunktionsstörung sollte Abirateronacetat nicht angewendet werden, da keine Empfehlung zur Dosisanpassung gegeben werden kann. Da bei Patienten mit Prostatakarzinom und schwerer Nierenfunktionsstörung keine klinischen Erfahrungen vorliegen, ist bei diesen Patienten Vorsicht geboten. Vorsicht ist auch geboten bei Patienten mit einer kardiovaskulären Vorerkrankung. Gleiches gilt, sofern die Patienten die gleichzeitige Behandlung mit Prednison oder Prednisolon absetzen. In diesem Fall muss der Mineralocorticoidspiegel überwacht werden.
Da während der klinischen Studien deutlich erhöhte Leberwerte auftraten, die zum Absetzen oder einer Dosisanpassung führten, sollten vor Beginn und während der Behandlung Serum-Transaminasen, Blutdruck, Serum-Kalium und Flüssigkeitsretention regelmäßig kontrolliert werden. Entwickeln die Patienten Anzeichen eines Leberschadens, muss die Behandlung unverzüglich unterbrochen werden. Nach Rückgang der Leberwerte auf die Ausgangswerte kann eine erneute Behandlung mit 500 mg Abirateronacetat erfolgen. Tritt die Hepatotoxizität unter der halbierten Dosis erneut auf, muss die Therapie abgebrochen werden.
Abirateron ist ein Inhibitor von CYP2D6. Vorsicht ist daher geboten, wenn Abirateron zusammen mit Arzneimitteln angewendet wird, die durch CYP2D6 aktiviert oder metabolisiert werden. Zu Letzteren zählen zum Beispiel Metoprolol, Propranolol, Desipramin, Venlafaxin, Haloperidol, Risperidon, Propafenon, Flecainid, Codein, Oxycodon und Tramadol (die drei letzten Wirkstoffe benötigen CYP2D6, um ihre aktiven analgetisch wirksamen Metaboliten zu bilden).
Abirateron ist außerdem ein Inhibitor von CYP2C8. Patienten, die gleichzeitig mit einem CYP2C8-Substrat mit enger therapeutischer Breite behandelt werden, sollen auf Anzeichen einer Toxizität achten. Zu diesen gehören Pioglitazon und Repaglinid.
Da Abirateron ein Substrat von CYP3A4 ist, sollten starke CYP3A4-Inhibitoren oder -Induktoren während der Behandlung nach Möglichkeit vermieden oder mit Vorsicht angewendet werden. Dazu gehören die Inhibitoren Ketoconazol, Itraconazol, Clarithromycin, Atazanavir, Nefazodon, Saquinavir, Telithromycin, Ritonavir, Indinavir, Nelfinavir, Voriconazol und die Induktoren Phenytoin, Carbamazepin, Rifampicin, Rifabutin, Rifapentin und Phenobarbital.
Eine Androgendeprivationstherapie kann das QT-Intervall verlängern. Bei gleichzeitiger Anwendung von Abirateron mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen das QT- Intervall verlängern, oder mit Arzneimitteln, die Torsades de Pointes induzieren können, ist Vorsicht geboren. Zu diesen gehören Antiarrhythmika der Klasse IA (z. B. Chinidin und Disopyramid) oder der Klasse III (z. B. Amiodaron, Sotalol, Dofetilid und Ibutilid), Methadon, Moxifloxacin und Antipsychotika.
Spironolacton bindet an den Androgenrezeptor und kann die Serumlevel des prostataspezifischen Antigens (PSA) erhöhen. Die gleichzeitige Anwendung mit Abirateron wird nicht empfohlen.
Häufigste Nebenwirkungen in den Zulassungsstudien zu Abirateronacetat waren Harnwegsinfektionen, Hypokaliämie, Hypertonie und peripheres Ödem.
Infolge der CYP17-Hemmung erhöht Abirateron die Mineralocorticoid-Spiegel, was zu Hypertonie, Hypokaliämie und Flüssigkeitsretention führen kann. Die Inzidenz und Schwere dieser Nebenwirkungen kann durch die gleichzeitige Gabe eines Glucocorticoids verringert werden, da diese die Ausschüttung des adrenocorticotropen Hormons (ACTH) unterdrücken. Deshalb müssen zusätzlich täglich 10 mg Prednison oder Prednisolon eingenommen werden.
Bei Männern mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom kann eine verminderte Knochendichte auftreten. Die Gabe von Zytiga zusammen mit einem Glucocorticoid könnte diesen Effekt verstärken. Bei Patienten, die zuvor wegen eines Prostatakarzinoms mit Ketoconazol behandelt wurden, könnten geringere Response-Raten auftreten.
Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung ist Zytiga kontraindiziert. Ebenfalls kontraindiziert ist Zytiga mit Prednison oder Prednisolon in der Kombination mit Ra-223. Frauen, die schwanger sind oder sein könnten, dürfen mit Abirateronacetat nicht in Kontakt kommen (Handschuhe etc. verwenden!).
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Zytiga beruht auf einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie an 1195 Männern mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom, die auf eine vorherige Chemotherapie mit Taxanen nicht mehr angesprochen hatten. Sie erhielten in Kombination mit niedrig dosiertem Prednison/Prednisolon entweder täglich 1000 mg Abirateronacetat oder Placebo. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben. Das Ergebnis: 38 Prozent der Patienten unter Verum und 10 Prozent der Patienten unter Placebo wiesen einen Rückgang des PSA-Werts um mindestens 50 Prozent gegenüber dem Ausgangswert auf. Das prostataspezifische Antigen (PSA) dient bei Patienten mit Prostatakarzinom als Biomarker. Die mediane Zeit bis zur PSA-Progression betrug in der Abirateronacetat-Gruppe 10,2 Monate gegenüber 6,6 Monaten in der Placebogruppe. Das mediane radiologische progressionsfreie Überleben betrug bei mit Abirateron behandelten Patienten 5,6 Monate und bei Patienten, die Placebo erhielten, 3,6 Monate.
Für Zytiga sind keine besonderen Lagerungsbedingungen einzuhalten.
Zytiga ist verschreibungspflichtig.
Abirateronacetat
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Abirateronacetat kann den sich entwickelnden Fetus schädigen. Frauen, die schwanger sind oder sein könnten, sollten das Arzneimittel nicht ohne Schutzvorkehrungen (Handschuhe etc.) handhaben. Ob der Wirkstoff in das Sperma übergeht, ist nicht bekannt. Sicherheitshalber sollten Männer dennoch ein Kondom benutzen, wenn sie mit einer schwangeren Frau Sex haben. Beim Geschlechtsverkehr mit einer Frau im gebärfähigen Alter sollte er zusätzlich eine weitere Verhütungsmethode anwenden.
Letzte Aktualisierung: 30.08.2022