Arzneimittelausgaben steigen um 7,8 Prozent |
Die Arzneimittelausgaben im vergangenen Jahr sind im Vergleich zu 2020 gestiegen. / Foto: Adobe Stock/Wolfilser
Wie bereits vor wenigen Wochen einige Medien berichtet hatten, müssen die Krankenkassen für das vergangene Jahr ein erhebliches Rekord-Defizit verbuchen. Das Defizit für das Jahr 2021 liegt bei rund 5,8 Milliarden Euro, informierte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) am Mittwoch. Das geht aus den vorgestellten vorläufigen Finanzergebnissen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hervor. Die endgültigen Zahlen für das Gesamtjahr 2021 sollen Mitte Juni dieses Jahres vorliegen, kündigte das BMG an. Ende 2021 (Stichtag 31. Dezember) lagen die Finanzreserven der Kassen bei rund 11 Milliarden Euro. Laut BMG-Mitteilung entspricht dies etwa einer halben durchschnittlichen Monatsausgabe und damit mehr als dem Doppelten der Mindestrücklage.
Insgesamt sind die Einnahmen der Krankenkassen 2021, die sie durch vorab festgelegte Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erhalten, um 7,1 Prozent auf 278,6 Milliarden Euro gestiegen. Darin ist auch der ergänzende Bundeszuschuss von 5 Milliarden Euro enthalten. Die Gesamtausgaben der GKV lagen 2021 bei rund 284,3 Milliarden Euro, darin sind auch Verwaltungskosten enthalten. Ausgegeben für Leistungen haben die Kassen vergangenes Jahr insgesamt 262,8 Milliarden Euro. 2020 lagen diese Ausgaben noch bei 248,7 Milliarden Euro. Damit stiegen die Leistungs-Ausgaben im Vergleich zu 2020 um 14 Milliarden Euro.
Fast die Hälfte der Ausgabensteigerung entfällt auf den Krankenhausbereich und auf Kosten für Arzneimittel. Insgesamt lag 2021 der kostenintensivste Ausgabenanteil, die Krankenhausbehandlungen, bei 32 Prozent der GKV-Gesamtausgaben. Als zweitgrößter Posten folgen die Arzneimittel mit 18 Prozent. Konkret stiegen die Ausgaben für Arzneimittel laut BMG überdurchschnittlich um 7,8 Prozent (3,4 Milliarden Euro) an. 2021 haben die Kassen demnach etwa 46,7 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgegeben, 2020 waren es noch rund 43,3 Milliarden Euro.
Bei den Arzneimittelausgaben haben sich zudem die unterjährig festgestellten Ausgabenzuwächse im Jahresverlauf stetig erhöht. Der Kostenanstieg ist nach Angaben des BMG aber nur zu einem geringen Anteil auf die Rücknahme der Mehrwertsteuerabsenkung zu Beginn des Jahres 2021 zurückzuführen. Und: Die Einsparungen durch die Rabattverträge wuchsen ähnlich wie im Vorjahr um etwa 2,2 Prozent.
Der Gesundheitsfonds erzielte 2021 einen Überschuss von rund 1,4 Milliarden Euro. Dies sei damit zu erklären, dass sich die Beitragseinnahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) besser entwickelt haben, als der Schätzerkreis noch im Oktober 2020 prognostiziert hatte. Die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds belief sich zum Stichtag 17. Januar 2022 auf rund 7,9 Milliarden Euro.
Insgesamt verzeichneten alle Krankenkassenarten 2021 Defizite: Für die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) lag das Minus bei 4,163 Milliarden Euro, für die Ersatzkassen bei 576 Millionen Euro, für die Betriebskrankenkassen (BKK) bei 480 Millionen Euro, für die Innungskrankenkassen (IKK) bei 409 Millionen Euro und für die Knappschaft bei 104 Millionen Euro. Die Landwirtschaftliche Krankenkasse, die nicht von der Vermögensabführung betroffen war, schloss das Jahr 2021 mit einem Defizit in Höhe von 31,2 Millionen Euro ab.
Mit Blick auf das aktuelle Jahr betont das BMG, dass der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz durch die Zahlung des ergänzenden Bundeszuschusses von 14 Milliarden Euro weitestgehend stabilisiert werden konnte. Zum 1. Januar 2022 haben 19 Krankenkassen ihre Beitragssätze erhöht, die Zusatzbeitragssätze konnten für 68 Krankenkassen aber stabil bleiben. Bei neun Kassen wurden sie abgesenkt. Allerdings soll der ergänzende Bundeszuschuss von 14 Milliarden Euro ab 2023 entfallen. Damit stehe die GKV vor großen, finanziellen Herausforderungen, heißt es. Das BMG erklärte aber, dass die Bundesregierung rechtzeitig Maßnahmen ergreifen werde, um die Finanzierung der GKV sicherzustellen.