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Apothekerverband Rheinland-Pfalz

Appell an den Zusammenhalt

Aktuell verfolgt die ABDA eine Eskalationsstrategie, um ihren Forderungen wie gelockerte Austauschregeln bei Lieferengpässen bei der Politik mehr Nachdruck zu verleihen. Bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Rheinland-Pfalz warb ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening eindringlich um Zusammenhalt in der Apothekerschaft.
Juliane Brüggen
11.05.2023  12:45 Uhr

Wie sich der Apothekerverband Rheinland-Pfalz politisch für die Belange der Apotheken eingesetzt hat, berichtete der erste Vorsitzende des Apothekerverbands, Andreas Hott. Bereits im November habe man sich einen Forderungskatalog überlegt, eine Strategie entwickelt und diese in Berlin vorgetragen. »Wenn wir in der Apothekenlandschaft nicht langsam etwas tun, dann wird sie immer ausgedünnter und es wird wahrscheinlich kein Zurück mehr geben«, so Hott. Ein Erfolg: Das Bewusstsein sei im Gesundheitsausschuss des Bundesrats angekommen. Rückenwind gab es zuletzt auch von der Ärzteschaft: So hieß es seitens der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, dass »die permanente Rückfragepflicht viel zu viel Zeit in Apotheken und Praxen bindet«.

Die Verbandsaktivitäten fanden bei der per Video zugeschalteten ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening Anerkennung – es zeigten sich »starke und gute Synergien«, die Forderungen stimmten mit denen der ABDA überein, sagte sie. Die Ziele der Bundesvereinigung sind unter anderem ein höheres Fixhonorar und dessen Dynamisierung, besserer Schutz vor Retaxationen, dauerhaft erweiterte Austauschfreiheiten bei Lieferengpässen sowie weniger Bürokratie. »Jetzt müssen wir es in eine Eskalation bringen, damit es umgesetzt wird«, so Overwiening, »damit die Politik unter Druck kommt.«

Eskalation als Druckmittel

Jüngster Baustein der Eskalationsstrategie: Die ABDA versendete Protestbriefe im Großformat an die Abgeordneten des Bundestags, um daran zu erinnern, »dass sie den Entwurf zum Lieferengpassgesetz (ALBVVG) auf dem parlamentarischen Weg korrigieren müssen«. Die aktuell vorgesehene Lieferengpass-Pauschale von 50 Cent könne nicht mehr als ein »Platzhalter« sein – die ABDA fordert 21 Euro. 

Erste Erfolge machten sich bemerkbar: Die aus Pandemiezeiten stammenden erweiterten Austauschregeln wurden kurzfristig bis Ende Juli 2023 verlängert, um eine Regelungslücke zu verhindern, die angedachte Verknüpfung mit der »BfArM-Liste« aus dem ALBVVG-Entwurf gestrichen. »Es ist wichtig, dass wir das weiterverfolgen«, so Overwiening. Angesichts der Lieferengpässe bräuchten Apotheken dringend mehr Austauschmöglichkeiten, auch hinsichtlich der Darreichungsform. »Wir haben gezeigt, dass wir verantwortungsvoll damit umgehen.«

Die ABDA-Präsidentin appellierte an alle Apotheken, bei den kommenden Aktionen mitzumachen, die Landespolitik auf die Missstände aufmerksam zu machen und sich mit der Ärzteschaft auszutauschen. Zur weiteren Strategie sagte sie: »Es wird für die Bevölkerung spürbar sein. Ich hoffe, dass jetzt alle mitziehen. Je stärker der Zusammenhalt ist, umso größer der Einfluss der Standespolitik«.

Apotheken als Leistungsauslöser

»Die pharmazeutischen Dienstleistungen sind eine große Chance für uns«, sagte Overwiening und ermutigte dazu, diese umzusetzen – nicht zuletzt, um die interprofessionelle Zusammenarbeit zu stärken. Das Projekt ARMIN habe eindrucksvoll gezeigt, wie sehr Patienten von dieser profitierten. Die ABDA stelle zahlreiche Arbeitsmaterialien für Apotheken bereit, bald werde verstärkt Werbung in Kundenzeitschriften geschaltet.

Hans-Peter Hubman, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), nannte die Dienstleistungen »einen der größten Durchbrüche«. Die Apotheke trete hier erstmals als Leistungsauslöser auf, nicht als Leistungserbringer. Das sollte nicht ungenutzt bleiben. Der Weg zum Schiedsspruch sei lang gewesen und hatte zahlreiche, schwierige Verhandlungen beinhaltet. Ziel müsse sein, die Dienstleistungen als wirtschaftliches Standbein der Apotheken weiter zu etablieren.

»Denken Sie nicht zu kompliziert«, betonte Thomas Christmann, Vizepräsident der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz. Die Dienstleistungen ließen sich oftmals in die ohnehin stattfindenden Beratungssituationen – wie die Inhalatorschulung – integrieren. Im Rahmen der Medikationsanalyse müsse nicht immer die »komplette Medikation über den Haufen geworfen werden«. Oftmals gehe es um eine tiefergehende Beratung, Schulung und Information des Patienten.

Dass Patienten von der interprofessionellen Zusammenarbeit profitieren, zeigte ein Zwischenbericht von Bettina Siegrist (Universitätsmedizin Mainz) zu einem von der LAV-Petrick-Stiftung geförderten Projekt. Auf die Therapie von geriatrischen Patienten hatte die Medikationsanalyse mittels FORTA-Liste und die Bewertung der anticholinergen Last positive Effekte.

Sinkende Apothekenzahl

»Wir sind nicht der Kostentreiber im GKV-System. Das Teilbetriebsergebnis aus der GKV-Versorgung ist seit Jahren gleich«, machte Hubmann deutlich und unterlegte dies mit kürzlich beim DAV-Wirtschaftsforum vorgestellten Zahlen. Die Situation der Apotheken sei kritisch, die Apothekenzahl auf dem niedrigsten Stand seit 1980 – Ende des ersten Quartals 2023 lag sie bei 17.939 Offizinen. »Jede einzelne Apotheke, die schließt, schwächt die Versorgungsqualität der Patienten«, machte Hubmann deutlich. Nur auf die Entwicklung der Umsätze zu schauen, reiche nicht aus: »Es kommt auf den Rohertrag an, nicht auf den Umsatz. Der Wareneinsatz steigt.« Beim prozentualen steuerlichen Betriebsergebnis seien Apotheken auf dem niedrigsten Stand seit 2003, in absoluten Zahlen – nach dem pandemiebedingten Ausreißer 2021 – wieder auf dem Stand von 2020. Die tatsächliche Verteilung der Netto-Umsätze spiele ebenfalls eine Rolle: Etwa 60 Prozent der Apotheken liegen unter dem errechneten Durchschnittswert.

Immer noch unzureichend honoriert seien Notdienst, Botendienst und Rezepturherstellung, komplett unterschlagen werde eine Vergütung für das Inkasso der Herstellerabschläge und das Einziehen der gesetzlichen Zuzahlung. Die geplante 50-Cent-Pauschale für die Bearbeitung von Lieferengpässen bezeichnete Hubmann als »lächerlich«. Vor dem Hintergrund der angespannten Situation brauche es dringend eine Erhöhung des Apothekenhonorars: »Wir werden nicht müde, das zu wiederholen.«

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