Apothekerschaft appelliert an Bundesregierung |
Ev Tebroke |
08.10.2024 12:12 Uhr |
Was die Lieferengpässe angeht – laut Overwiening »das größte Ärgernis im Apothekenalltag« –, beklagt die Apothekerschaft unverändert große Probleme. Nach wie vor führe das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) etwa 500 Medikamente auf der Lieferengpass-Liste. »Das vorläufige Fazit lautet, dass das Lieferengpassgesetz die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung nicht verbessert hat«, so Overwiening.
Auch die Generika-Hersteller hatten dem Gesetz, dass unter anderem auch die Produktion von Antibiotika und Krebsmedikamenten wieder nach Europa holen sollte, jüngst eine schlechte Bilanz attestiert. Demnach will kein einziges Unternehmen neue Werke einrichten.
Und was die von der Ampelkoalition vor drei Jahren in Aussicht gestellte Stärkung der Vor-Ort-Apotheken betrifft, so sei das Gegenteil der Fall, wie Overwiening betonte. Mit Blick auf das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) und den darin vorgesehenen Apotheken ohne Apotheker sagte die ABDA-Präsidentin: »Mein Fazit lautet, dass das geplante Apotheken-Reformgesetz das Potenzial hat, weitere Apotheken zu zerstören und den Apothekerberuf de facto abzuschaffen. Dadurch würde die Versorgung der Menschen in diesem Land massiv gefährdet.« Fakt sei aber auch: »Die Apotheken brauchen endlich eine Anpassung ihres Honorars an die Kostenentwicklungen der vergangenen elf Jahre.«
Wie desolat die Stimmung in der Apothekerschaft aktuell ist, machte die ABDA anhand ihrer seit 2016 jährlich erhobenen Umfrage, dem Apothekenklima-Index, deutlich. »Die Erwartungen an die Entwicklung der Branche in den nächsten zwei bis drei Jahren sind so negativ wie nie zuvor«, so Overwienig. Demnach gehen vier von fünf (83,4 Prozent) Befragten von einer schlechter werdenden Entwicklung aus – 60,2 Prozent erwarten sogar, dass die Lage »deutlich schlechter« wird. Das seien drei mal so viele wie noch 2021.
Auch die Erwartung an die Entwicklung der eigenen Apotheke sei massiv nach unten gegangen. »Zwei Drittel (63,4 Prozent) der Inhaberinnen und Inhaber gehen von einer schlechten Entwicklung ihrer Apotheke in den nächsten zwei bis drei Jahren aus. Darunter halten ein Drittel (31,2 Prozent) der Befragten die Entwicklung für ihre Apotheke für »deutlich schlechter«. Im Jahr 2021, also zum Start der Ampelkoalition, hätten nur 10,2 Prozent der Befragten ihre Perspektive so schlecht eingeschätzt.