»Apotheker wachsen in Notsituationen über sich hinaus« |
Daniela Hüttemann |
03.06.2025 18:00 Uhr |
Erreichbarkeit war auch bei der Jahrhundertflut in Brisbane und Umgebung 2022 ein großes Thema. Teilweise schlief das Personal einer Krankenhausapotheke dort, um die Minimalversorgung des Krankenhauses aufrechtzuerhalten. Apotheker wachsen in solchen Situationen über sich hinaus – und dürfen auch auf große Solidarität hoffen, so die Erfahrung in Australien.
Apothekerin Skye Swift wurde vom ehemaligen Profisurfer Mick Fanning per Jetski zu ihrer Apotheke im Ort Murwillumbah gebracht, nachdem sie über Social Media um ein Transportmittel gebeten hatte. Ihre war die einzige von vier Apotheken, die nicht unter Wasser stand. Für einige Tage übernahm sie die Patienten der Umgebung, inklusive Methadon-Versorgung. Die Menschen seien dafür immens dankbar gewesen, sagte die Apothekerin damals der Zeitung »The Guardian«.
Ein weiteres Beispiel hatte Referent Guthrey: 2024 wurde die Hauptleitung zum inneraustralischen Ort Broken Hill beschädigt. Apotheker Jason Harvey hatte zwar einen Generator, der jedoch gestohlen wurde – alle kühlpflichtigen Medikamente mussten entsorgt werden. Das Internet funktionierte wochenlang nicht. »Back-ups für Strom und Kommunikation müssen für längere Zeiträume einkalkuliert werden«, betonte Guthrey.
Neben der persönlichen Sicherheit, der Erreichbarkeit, dem fehlenden Strom und Lieferschwierigkeiten sprach Guthrey auch das Thema mentale Gesundheit an. Naturkatastrophen seien traumatische Erlebnisse: Viele Menschen verlören Angehörige und Freunde, ihr Zuhause, ihr gesamtes Hab und Gut. Auch hier hätten Apothekenmitarbeitende ein offenes Ohr gehabt und geholfen, wo sie konnten. Aber: »Wenn Naturkatastrophen häufiger werden, ist dies auch eine größere Belastung und Herausforderung für die Apotheker.«
Selbst nach diesen Erfahrungen gebe es in Australien keine ausreichenden Regeln und Vorbereitungen für kommende Naturkatastrophen. Die Versorgung hänge auch am guten Willen der Apotheker. »Apotheker versuchen, in solchen Situationen das Richtige für ihre Community zu tun.«
Für die Zukunft wünscht sich Guthrey dauerhafte Regelungen, dass Apotheken in Notsituationen unkompliziert Medikamente abgeben dürfen. Zudem müsste sichergestellt werden, dass nicht einzelne Gemeinden Medikamente wie Salbutamol bunkern, wie während der großen Buschfeuer teilweise geschehen. Wichtig sei zudem, die Bevölkerung vor Evakuierungen darauf aufmerksam zu machen, an ihre Medikamente zu denken. Apotheken können hier über ihre Social-Media-Kanäle informieren.