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Doping im Freizeitsport

Apotheker sollten wachsam sein

Millionenfach beschlagnahmte Anabolika und gefälschte Medikamente, Hunderte Festnahmen und knapp 1000 Strafverfahren: Das ist die Bilanz der bislang größten Dopingrazzia. Die PZ nahm diese Aktion zum Anlass für eine Nachfrage bei Professor Dr. Fritz Sörgel, Apotheker und anerkannter Dopingexperte. Er sieht auch die Apotheker im Kampf gegen Doping in der Pflicht.
Theo Dingermann
10.07.2019  12:56 Uhr

Mit einer grenzüberschreitenden Dopingrazzia sind europäische Sicherheitsbehörden in der Nacht von Montag auf Dienstag in 33 Ländern gegen den Handel mit Anabolika und gefälschten Medikamenten vorgegangen. An dem bislang größten Einsatz dieser Art namens »Operation Viribus« hätten auch deutsche Ermittler mitgewirkt, teilte die europäische Polizeibehörde Europol mit. Ihr zufolge wurden rund 3,8 Millionen Dopingmittel und gefälschte Medikamente sichergestellt, neun Dopinglabore ausgehoben sowie tonnenweise Dopingpräparate beschlagnahmt. 17 organisierte Banden seien enttarnt und 839 Verfahren eingeleitet worden. Demnach wurden allein 24 Tonnen Steroidpulver sichergestellt. Die Substanzen seien zum Verkauf sowohl online als auch in Fitnesscentern oder illegalen Läden bestimmt gewesen.

Die Meldung zum Frühstück am Dienstagmorgen kam auch für den Dopingexperten Sörgel überraschend. »Mich hat diese Nachricht passenderweise beim Frühsport auf dem Heimtrainer erreicht«, so der Leiter des Instituts für Biochemische und Pharmazeutische Forschung im Fränkischen Heroldsberg. Ihm sei beim Überfliegen der Informationen aus verschiedenen Quellen sehr schnell klar geworden, dass nicht der Leistungssport im Zentrum dieser Fahndungsaktion stand, sondern der Freizeitsport und in aller erster Linie die Szene jener, die in Bodybuilding-Studios trainiert.

»Ich betrachte Dopingmittel eigentlich als die Wirkstoffe, die Leistungssportler zur unerlaubten Leistungssteigerung einsetzen. Was bei dieser Aktion im Fokus stand, ist für mich das große Feld des Arzneimittelmissbrauchs, der aber landläufig eben auch unter dem Begriff Doping firmiert«, so der Pharmakologe. Jedoch sei dies keineswegs zu verharmlosen. Diejenigen, die in diesem System gefangen seien, seien quasi verloren, ähnlich wie Drogenabhängige, denen man auch nur äußerst schwer helfen könne, so Sörgel.

Er verwies auf die groteske und ernstzunehmende Situation: Gesunde Menschen begeben sich durch den Medikamentenmissbrauch in eine sehr ernste Gefahr, unter anderem weil sie mit ihrem Körper unzufrieden sind. Das belegen auch die ersten Berichte über die Razzia. Demnach wurden allein 24 Tonnen Steroidpulver sichergestellt. »Anabolika, Anabolika, Anabolika«, so Sörgel. Diese stünden hier an erster Stelle. Und jeder, der sich mit Pharmakologie auskenne, könne abschätzen, was da einem an sich gesunden Körper zugemutet wird. »Aber es sind eben nicht nur die Anabolika, sondern darüber hinaus auch Antidepressiva, stimulierende Drogen, Schmerzmittel und nicht zuletzt die berühmten PDE 5-Hemmer, die in der Szene besonders begehrt sind und die, über dubiose Quellen bezogen, nicht selten gefälscht, unzuverlässig dosiert oder gefährlich verunreinigt sind«, so der Experte.

In der Apotheke aufklären und beraten

All dies muss auch das Interesse der Apotheken vor Ort wecken. Denn es gibt Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass Kunden oder Patienten in den Sog dieses fatalen Fitnesstrends geraten. Dann gilt es zu handeln. »Hier liegt eine der Stärken der Apotheke vor Ort. Man kennt die Kunden und kann mit ihnen sprechen. Das haben Internet-Apotheken nicht zu bieten«, sagt Sörgel. Apotheker können wahrnehmen, wenn Kunden, die beispielsweise in der Apotheke ein Nahrungsergänzungsmittel gekauft haben, von Wirkungslosigkeit berichten und nach Alternativen fragen. »Passiert das wiederholt, sollte man auch einmal von diesen Präparaten abraten und nachfragen, ob sich der Patient noch anderweitig Substanzen zur Leistungssteigerung besorgt«, erläutert Sörgel.

»Ähnlich wie sie Patienten betreuen, die Antihypertonika oder Cholesterolsenker einnehmen, sollten Apotheker vermehrt auch die Sportszene in ihrer Umgebung wahrnehmen und bei Bedarf auch dort Beratung anbieten«, rät Sörgel. Schließlich sei es ein gutes Zeichen, wenn sich Kunden und Patienten einer Apotheke anvertrauen. Denn wer im Internet kaufe, begebe sich in akute Gefahr.

Für die Beratung zu Nahrungsergänzungsmitteln in der Apotheke hat Sörgel einen Tipp für die Kollegen parat: In der sogenannten Kölner Liste seien alle Nahrungsergänzungsmittel aufgeführt, die hinsichtlich einer eventuellen Verunreinigung mit illegalen Substanzen getestet wurden.

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