»Apothekentrauertag« gegen weiteres Apothekensterben |
Cornelia Dölger |
14.11.2022 13:05 Uhr |
In Schwarz gegen das Apothekensterben: Den 17. November hat Inhaberin Anne-Kathrin Haus (unten links) zum »Apothekentrauertag« ausgerufen / Foto: Privat
Am 17. November wird es finster im sachsen-anhaltischen Colbitz. Dann will das Team der dortigen Corvinus-Apotheke die Kunden und Patienten ganz in Schwarz begrüßen, die Schaufenster schwarz dekorieren und symbolische Grabsteine vor der Offizin aufstellen. Auf diesem Apothekenfriedhof soll dann derjenigen Apotheken gedacht werden, die wegen der schlechten Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren bereits aufgeben mussten. »Ich hoffe, damit gegenüber der Politik und den gesetzlichen Krankenkassen aufzuzeigen, dass uns die Luft zum Atmen genommen wird«, erklärt Inhaberin Anne-Kathrin Haus in einer Pressemitteilung, die die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt kurz vor der Kammerversammlung am 16. November verschickte.
»Die Lage ist bitterernst«, so Haus weiter. Wenn immer mehr Apotheken vor Ort dichtmachten, dann werde die Last auf immer weniger Schultern verteilt. »Es bedarf dann nur noch kleiner Fünkchen, damit die verbliebenen Apotheken unter dieser Last zusammenbrechen und auch noch aufgeben.« Um eindringlich auf diese Lage aufmerksam zu machen und auch persönlich von den Sorgen der Apotheken zu berichten, hat Haus den örtlichen Bürgermeister sowie Bundestagsabgeordnete und sogar Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach sowie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zu dem Termin am 17. November um 10 Uhr eingeladen.
Bereits einen Tag zuvor wird sich auch die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt bei ihrer Kammerversammlung mit den aktuellen Problemen beschäftigen, die Apotheken nicht zuletzt wegen jüngster politischer Entscheidungen wie die Verabschiedung des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes zu meistern haben. Bekanntlich beschert dieses den Apotheken einen für zwei Jahre auf zwei Euro erhöhten Kassenabschlag. Im Vorfeld der Versammlung hätten die Kammer zahlreiche Protestnoten aus der Apothekerschaft erreicht, heißt es in der Mitteilung. Insbesondere der Eindruck, dass die Apotheke für ihre zusätzlichen Leistungen während der Pandemie gelobt, gleichzeitig aber politisch abgestraft wurden, hat demnach den Unmut der Apothekerschaft geschürt. »Ich verstehe die Stimmung in der Apothekerschaft«, erklärte Kammerpräsident Jens-Andreas Münch in der Mitteilung. »Während auf allen Ebenen die Kosten steigen, wird uns das Honorar gekürzt. Das kann bei einigen Apotheken dazu führen, dass sie ihre Türen für immer schließen werden, da sich der Arbeitsaufwand nicht mehr lohnt.«
Zusätzlich belasteten die Apotheken die überbordende Bürokratie der Krankenkassen. »Für reine Formfehler müssen wir bluten. Es kann nicht sein, dass wir für ein vergessenes Kreuz auf dem Rezept eine Null-Retaxation bekommen, das heißt, das wir das Arzneimittel aus eigener Tasche bezahlen müssen, obwohl wir unsere Patienten qualitativ einwandfrei versorgt haben. Das führt einfach zu weit«, ergänzt der Kammerpräsident. Bei der Kammerversammlung werde das Thema der Honorarkürzung deshalb ein wichtiger Tagesordnungspunkt sein.