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Umfrage im Auftrag der PZ

Apotheken wollen nicht mit Lieferdiensten zusammenarbeiten

Gefühlt jede Woche expandiert derzeit ein Arzneimittel-Lieferdienst in eine weitere Großstadt. Zum Geschäftsprinzip der externen Anbieter gehört die Kooperation mit Apotheken. Bei denen nachgefragt, zeigt sich aber, dass sie nicht gerade versessen auf eine Zusammenarbeit sind. Viele Offizinen empfinden die Lieferdienste zudem als Bedrohung für die eigene Branche, wie eine Marpinion-Umfrage im Auftrag der PZ ergeben hat.
Cornelia Dölger
04.05.2022  16:00 Uhr

Das Thema externe Lieferdienste ist in der Apothekenwelt derzeit ein Dauerbrenner – nicht nur wegen der umstrittenen Frage, ob die Boten zum Apothekenteam gehören müssen oder nicht. Auch die schiere Zunahme an Anbietern, die Millionen bei Investoren einsammeln und ihre Fahrradflotten in mehr und mehr Städten auf die Straßen schicken, treibt die Apotheken um. So mahnte die ABDA im Umgang mit den Lieferdiensten bereits zur Vorsicht und rief die Apotheken zur Geschlossenheit auf.

Die Lieferdienste ihrerseits beteuern, dass die lokalen Apotheken unbedingt zu ihrem Geschäftskonzept gehörten. Bekanntlich liefern sie die über ihre Apps bestellten Produkte aus den kooperierenden Apotheken aus. Bundesweit mehr als 100 Partnerapotheken gehören zum Beispiel zum Netzwerk des Berliner Anbieters Mayd und es sei Teil der Expansionsstrategie, diesen Kreis stetig zu erweitern, sagte eine Unternehmenssprecherin zur PZ. »Nahezu jede Woche« biete Mayd seinen Service in einer neuen Stadt an.

Rennen die Lieferdienste bei den Apotheken offene Türen ein?

Grund genug also, sich einmal bei den Apotheken selbst umzuhören. Stimmt der von den Lieferdiensten vermittelte Eindruck, dass sie mit ihrem Angebot bei den Offizinen offene Türen einrennen? Wenn es nach einer Umfrage unter Apothekenmitarbeitenden geht: nein. Mehr als 90 Prozent der Befragten gaben demnach an, dass ihre Apotheke nicht mit einem externen Lieferdienst zusammenarbeitet. Knapp drei Viertel der Befragten sagten zudem, dass sie dies auch nicht vorhätten. Durchgeführt wurde die Erhebung von Mitte bis Ende April 2022 von dem Oberhachinger Informationsdienstleister Marpinion im Auftrag der PZ. Es wurden mehr als 2600 Apothekeninhaberinnen und -inhaber, angestellte Apothekerinnen und Apotheker sowie PTA in allen Bundesländern befragt.

Deutlich wurde die Skepsis, die Apotheken gegenüber den Lieferdiensten hegen, bei der Frage, ob sie Bedenken hätten, wenn Arzneimittel und Apothekenprodukte über externe Lieferdienste ausgeliefert werden. Mit Ja antworteten fast drei Viertel der Befragten. Als Grund stand mit fast 60 Prozent die Sorge vor einer Vernachlässigung der Beratungsleistung vorne, dicht gefolgt von Bedenken hinsichtlich des sicheren und ordnungsgemäßen Transports sowie Sorgen um das Image der Vor-Ort-Apotheke. Bei den Apothekeninhabern führten Letzteres (60,7 Prozent) sowie Bedenken wegen der Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften (58,6 Prozent) die Liste an. Apothekerinnen und Apotheker sowie PTA sorgten sich an erster Stelle um die möglicherweise vernachlässigte Beratung, doch auch hier stand auch der potenziell unsichere Transport weit oben.

Rx-Medikamente per Lieferdienst?

Entsprechend eindeutig fielen die Angaben zur Frage nach der Abgabe bestimmter Arzneimittel über externe Lieferdienste aus. Gefragt, ob sie die Abgabe von Arzneimitteln, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen, über Lieferdienste befürworten würden, antworteten fast 67 Prozent aller Befragten mit Nein. Ähnlich klar waren die Ergebnisse bei kühlketten- sowie kühlpflichtigen Arzneimitteln (62,4 sowie 58,2 Prozent Nein-Stimmen). Etwa die Hälfte der Befragten (50,4 Prozent) war dagegen, Rx-Arzneimittel per Lieferdienst abgeben zu lassen, etwa 38 Prozent waren unentschlossen, nur 11 Prozent dafür. Mit dem E-Rezept wird diese Möglichkeit aufkommen, weshalb die Versender schon lange darauf lauern. Etwa 45 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass mit dem E-Rezept die Nachfrage nach Quick-Commerce-Lieferdiensten deutlich steigen wird. Etwa gleich viele konnten dazu noch keine Einschätzung liefern.

Auch auf die Frage, ob sie die Lieferdienste eher als Bedrohung oder als Unterstützung für sich sehen, reagierte der Großteil der Befragten insgesamt unentschlossen (58,3 Prozent). Eher als Bedrohung nehmen allerdings fast 27 Prozent das Angebot wahr, eher als Unterstützung lediglich 15 Prozent. Aufgeschlüsselt nach Berufsgruppen, tendieren Apothekeninhaber mit mehr als 52 Prozent deutlich in Richtung Bedrohung, nur 13 Prozent von ihnen finden, dass Lieferdienste den Apotheken helfen. Etwa 30 Prozent der angestellten Apothekerinnen und Apotheker sehen in ihnen eine Bedrohung, knapp 16 Prozent eine Unterstützung. Bei den PTA sind mit mehr als 62 Prozent die meisten Befragten in dieser Frage unentschlossen, eher als Bedrohung nehmen knapp 23 Prozent die Dienste wahr, als Unterstützung lediglich 15 Prozent.

Alle drei Berufsgruppen gaben an, dass sie im Falle einer Kooperation Sorge um eine Abhängigkeit von dem Anbieter hätten. Zudem stand die Sorge vor einer Übernahme des Lieferdienstes durch etwa einen Versender im Raum. Eine solches Szenario hatte es erst vor Kurzem gegeben, als die niederländische Versandapotheke Shop Apotheke den Lieferdienst First A zu 100 Prozent übernahm. Der Deal sorgte in der Apothekenwelt für Aufsehen.

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