»Apotheken sind ein Stück Infrastruktur« |
Alexandra Amanatidou |
11.04.2025 14:00 Uhr |
Die gesundheitspolitische Diskussionsrunde von ABDA im Apotheken Haus in Berlin. / © PZ/ Alexandra Amanatidou
»Apotheken sind ein Stück Infrastruktur. Dass gerade viele verschwinden, ist sehr dramatisch«, sagte die CDU-Abgeordnete Simone Borchardt und fügte hinzu: »Damit die Menschen schnell beraten werden, müssen wir die Apotheken stärker mit ins Boot holen.«
Obwohl auch Apotheken mit Fachkräftemangel, Bürokratie und Engpässen zu kämpfen hätten, seien sie trotzdem bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen, so Thomas Preis, ABDA-Präsident. »Apotheken sind letztendlich gut zugänglich, haben keine Wartezeiten und lange Öffnungszeiten.« So könnten sie helfen, Krankheiten schneller zu erkennen. Preis machte aber deutlich, dass Apotheken zwar keine Therapien oder Diagnosen stellen dürfen, »aber sie können eine erste Hilfsstelle sein«. Apotheken könnten das Gesundheitssystem entlasten, damit sich die Ärzte um die schweren Fälle kümmern können. »Vieles gehört nicht in die Notaufnahme oder zum Hausarzt«, so Preis.
»Eine Apotheke ist viel mehr als nur Arzneimittelausgabe«, sagte Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe. Er stellte aber auch klar, dass er Impfungen nicht in der Apotheke sehe.
Impfen könne jeder lernen, aber wann und was geimpft werde, müsse der Arzt entscheiden, so Hofmeister. Schwierigkeiten sieht er auch, wenn Apotheken impfen, denn eine Impfung könne zu einem anaphylaktischen Schock führen. »Das ist zwar selten, aber es kann vorkommen«, so Hofmeister.
Dennoch wünschten sich die Podiumsteilnehmer eine engere Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten. Hofmeister lobte das Modellprojekt Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen, kurz ARMIN, das er für ausbaufähig hält. ARMIN ist ein gemeinsames Medikationsmanagement von Ärzten und Apothekern.
Auch bei Abgaben für verschreibungspflichtige Medikamente sieht Hofmeister die Entscheidung nicht bei den Apotheken. Das könne im Einzelfall auch tödlich enden. Dem widersprach der ABDA-Präsident. Stammpatienten, die zum Beispiel vor dem Urlaub eine Nachfüllpackung benötigten, sollten nicht zum Arzt gehen müssen. Beide waren sich einig, dass Missbrauchsfälle aufgedeckt werden müssen. Mit der elektronischen Patientenakte (EPA) könne sich das möglicherweise ändern, weil dann auch systematischer Missbrauch erkannt werden könne, so Hofmeister.