Apotheken müssen sich auf Wandel einstellen |
Daniela Hüttemann |
21.11.2024 10:42 Uhr |
Doch nicht nur für die Patienten, auch für die Politik und Krankenkassen müssten sich die Apotheken als Problemlöser etablieren, meint Gnekow und hat dabei weiterhin die Lieferengpässe und Hochpreiser im Blick. »Wir können nicht den Mangel an sich oder die strategischen Versäumnisse der Politik lösen, aber mit unserer Mitarbeit ein Zeichen an die Politik senden«, glaubt der Kammerpräsident.
Er wiederholte seinen Vorschlag, die Warenlager für die Patienten transparent zu machen, zum Beispiel über die ApoGuide-App. Ein einfaches Ampelsystem könne zeigen, ob ein Präparat in der Wunschapotheke vorrätig ist (grün), kurzfristig bestellbar (gelb) oder nicht lieferbar (rot). Auch Vorschläge für Alternativen bei Packungsgröße, Dosis oder Wirkstoff seien denkbar. Technisch sei das leicht umsetzbar. »Damit könnten wir schnell starten, bei allen punkten und zeigen, dass wir zur Lösung beitragen«, sagte Gnekow.
Zudem rief er dazu auf, sich am DAPI-Lieferfähigkeitspanel zu beteiligen, sofern es EDV-technisch passt. Dabei übermittelt man automatisch seine erfolglosen Anfragen an den Großhandel, um Lieferengpässe realistischer zu dokumentieren. »Es wäre gut und wichtig als Apotheken zu wissen und von uns zu erfahren, was wirklich nicht lieferbar ist«, so Gnekow im Blick auf die BfArM-Lieferengpass-Datenbank, die nur die Spitze des Eisbergs abbildet.
Ebenfalls nicht lösen, aber besser managen ließe sich die Hochpreiser-Problematik mit Hilfe der Apotheken. Gnekow machte einige Vorschläge: So sollten hochpreisige Medikamente nur von qualifizierten Arztpraxen und per E-Rezept verordnet und von Approbierten abgegeben werden dürfen, optimal mit aktuellem Fortbildungszertifikat. Dazu könnte eine neue pDL »New Medication Management« angeboten werden, um die sachgerechte Anwendung zu gewährleisten. Denkbar sei ein Vorabgenehmigungsverfahren, einhergehend mit Retaxsicherheit und sofortiger Abrechnung mit der Krankenkasse. Zudem brauche es eine elektronische Direktabrechnung.
»0,5 Prozent der abgegeben Packungen machen 35 bis 40 Prozent des GKV-Umsatzes mit Arzneimitteln aus«, verdeutlichte Gnekow. Es bleibe zu wenig Geld für die generischen Medikamente. Gesellschaftlich müsse auch diskutiert werden, inwieweit es noch solidarisch ist, extrem teure Arzneimittel für Einzelne zu finanzieren. Die Politik komme zudem nicht an einer Steigerung der GKV-Beitragssätze vorbei, auch im Hinblick auf den möglicherweise breiten Einsatz neuer Alzheimer-Mittel und der Abnehmspritzen.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.