Apotheken können AMTS erhöhen |
Sven Siebenand |
28.05.2024 11:30 Uhr |
Als Beispiel für eine leider viel zu häufig beobachtete Auffälligkeit bei der Kontrolle von Medikationsplänen führte die Referentin den sogenannten Triple Whammy an. Unter einer Kombinationstherapie von Diuretika und Hemmern des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) sollen nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wegen des erhöhten Risikos für ein akutes Nierenversagen nicht eingesetzt werden. Laut Barmer Arzneimittelreport 2023 erhielt aber jeder Vierte zwischen 65 und 79 Jahren und jeder Dritte ab 80 Jahren den Dreifachhammer, schilderte Griese-Mammen die Diskrepanz zwischen der Empfehlung und dem klinischem Alltag.
Am besten sei es, wenn dann auf das NSAR verzichtet wird und auf Alternativen wie Paracetamol, Metamizol oder Opioide ausgewichen wird. Ist das nicht möglich, dann sollten NSAR mit bestmöglichem Sicherheitsprofil in der niedrigsten wirksamen Dosis und so kurzzeitig wie möglich eingenommen werden. Dies seien Ibuprofen und Naproxen.
Besteht ein Kunde, etwa in der Selbstmedikation, auf einem NSAR, sollte sein Blutdruck kontrolliert werden. Auch an dieser Stelle kann eine pharmazeutische Dienstleistung der Apotheke zum Tragen kommen, die standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck.
Last, but not least wies Griese-Mammen darauf hin, dass die Angaben zu Kontraindikationen und Anwendungsbeschränkungen in der Fachinformation in manchen Fällen veraltet sind und mit den Leitlinienempfehlungen nicht übereinstimmen. »Das ist für die Praxis nicht optimal.«
In diesem Zusammenhang informierte sie über ein Modell aus den Niederlanden. Dort erstellt ein Expertenpanel zur Bewertung der Literatur Praxisempfehlungen. Ziel sei ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Risiken für den Patienten und Warnhinweis-Ermüdung. Aus Sicht der Referentin sollte man darüber auch in Deutschland nachdenken.