Apotheken funken SOS |
Daniela Hüttemann |
08.11.2023 13:35 Uhr |
Rückhalt gab es von Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD), selbst Facharzt für Chirurgie. Er hatte sogar extra für die Kundgebung seinen alten Rezeptblock wieder herausgekramt und eine Rezept gegen das Apothekensterben auf den Namen Lauterbach ausgestellt – was natürlich gut ankam bei Demoteilnehmern.
Der Arzt und Landesgesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD) will seinem Parteigenossen ein Rezept gegen das Apothekensterben verordnen. / Foto: PZ/Hüttemann
Für Philippi und die Landesregierung in Niedersachsen sei der Rückgang der Apotheken ein Warnsignal. Er selbst stehe in engem und regelmäßigem Austausch mit der Apothekerschaft auf Landesebene – ein Seitenhieb auf den Parteigenossen Lauterbach, der die ABDA monatelang warten ließ, bis es zu einem ersten Gespräch kam, und der seine Umstrukturierungspläne lieber in der FAZ statt einen Tag später direkt beim Deutschen Apothekertag präsentierte.
»Wir sprechen da die gleiche Sprache«, versicherte dagegen Philippi der demonstrierenden Apothekerschaft. Er sehe, dass die Apotheken betriebswirtschaftlich an ihre Grenzen gekommen seien, schließlich mache die Inflation auch nicht vor den Apotheken halt, das Honorar stagniere und die Tariflöhne für die Angestellten stiegen (verdientermaßen). »In den Apotheken arbeitet hochqualifiziertes Personal – die Inhabenden müssen auch die entsprechenden wirtschaftlichen Spielräume zur Verfügung gestellt bekommen, um sie angemessen zu bezahlen«, fand der Arzt und Politiker.
Eine Honoraranpassung sei dringend nötig, damit Apotheken wirtschaftlich betrieben werden könnten und auch genug junge Apothekerinnen und Apotheker den Weg in die Selbstständigkeit wählten. »Nur so können wir die gute Arzneimittelversorgung, die wir trotz der Lieferengpässe immer noch haben, weiterhin gewährleisten.«
Dazu müsse man aber auch über neue Finanzierungskonzepte nachdenken, sagte Philippi und nannte da die pharmazeutischen Dienstleistungen. Insbesondere die Medikationsanalyse leiste einen wichtigen Beitrag für den sicheren und effektiven Einsatz von Arzneimitteln. Er habe während seiner praktischen Tätigkeit die Zusammenarbeit mit »seiner« Apothekerin immer geschätzt. Und auch die zusätzlichen Impfangebote in den Apotheken würden die Arztpraxen entlasten.
»Apotheken light« würden die Probleme dagegen nicht lösen. »Eine Apotheke ohne anwesenden Apotheker, ohne Rezepturherstellung, die nicht am Notdienst teilnimmt – dadurch wird die Versorgung der Bevölkerung eindeutig nicht verbessert«, erklärte Philippi den Plänen Lauterbachs eine klare Absage. Gerade der Notdienst sei ihm wichtig und er bedankte sich für bei den Apotheken allgemein sowie denjenigen, die am Protesttag die Stellung hielten.
Philippis Statement kam bei den Demonstrierenden gut an. »Wir kämpfen für die gleiche Sache und reden auf Augenhöhe miteinander – das wünsche ich mir auch für Berlin«, sagte Groeneveld im Anschluss.
Vor allem gegen Bundesgesundheitsminister Lauterbach richteten sich zahlreiche Transparente und Plakate. / Foto: PZ/Daniela Hüttemann