Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Nephrotoxische Arzneimittel

Angriff auf die Nieren

Medikamente sind eine häufige Ursache für Nierenschäden. Wann sind nephrotoxische Eigenschaften für Patienten relevant und was kann das Apothekenteam raten?
AutorKontaktNicole Schuster
Datum 01.06.2023  18:00 Uhr

Akute und chronische Nierenkrankheiten nehmen zu. Eine Gefahr für das Ausscheidungsorgan können Medikamente sein. Die Folge sind Nierenerkrankungen oder -schäden. Oft wird eine Schädigung erst spät entdeckt. Mögliche Symptome sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, ein allgemeines Krankheitsgefühl und eine verminderte Urinproduktion sowie Wassereinlagerungen und Juckreiz. Besonders gefährdet sind Menschen über 60 Jahren und Patienten, die eine bereits vorliegende Niereninsuffizienz, Volumenmangel, Diabetes mellitus oder Herzinsuffizienz aufweisen. Mit jedem zusätzlichen Risikofaktor steigt das Risiko für Nierenschäden.

Nephrotoxische Wirkstoffe können die Nieren auf verschiedene Weisen schädigen. Einige Medikamente wirken zelltoxisch, andere lösen eine immunologische oder allergisch bedingte Nephrotoxizität aus. Von Natur aus nephrotoxisch sind beispielsweise Aminoglykoside, Amphotericin B, Cisplatin, Kontrastmittel und Ciclosporin. Bei anderen Wirkstoffen ist die Nephrotoxizität dosisabhängig oder hängt mit einer längeren Behandlungsdauer zusammen.

Eine Kombinationstherapie mit mehreren Nephrotoxinen kann zu einer synergistischen Nephrotoxizität führen und damit das Risiko einer Nierenschädigung erhöhen. Klassisches Beispiel ist die Dreifachkombination aus einem nicht steroidalen Antirheumatikum (NSAR), Diuretikum und Hemmer des Renin-Angiotensin-Systems (RAS). Der sogenannte Triple Whammy kann zur deutlichen Verschlechterung der Nierenfunktion bis hin zum akuten Nierenversagen führen.

Nephrotoxische Wirkmechanismen

Bei einem gesunden jungen Erwachsenen werden pro Minute etwa 120 ml Plasma unter Druck durch den Glomerulus gefiltert, was der glomerulären Filtrationsrate (GFR) entspricht. Prostaglandine regulieren den Blutfluss, indem sie die afferenten Arteriolen vasodilatieren, sodass mehr Blut durch den Glomerulus fließt. Den intraglomerulären Druck hält die Angiotensin-II-vermittelte Vasokonstriktion der efferenten Arteriole aufrecht. Medikamente mit Antiprostaglandin-Wirkung wie NSAR oder solche mit Anti-Angiotensin-II-Wirkung wie Angiotensin-Converting-Enzym (ACE)-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB) können die Fähigkeit der Nieren beeinträchtigen, den glomerulären Druck zu regulieren. Die Folge ist eine verringerte GFR. Calcineurin-Inhibitoren wie Ciclosporin oder Tacrolimus kontrahieren dosisabhängig die afferenten Arteriolen. Das kann ebenfalls zu Nierenfunktionsstörungen führen.

Insbesondere proximale Tubuluszellen sind anfällig für die toxischen Wirkungen von Arzneimitteln, da sie bei der Konzentration und Rückresorption des glomerulären Filtrats hohen Konzentrationen zirkulierender Toxine ausgesetzt sind. Wirkstoffe, die die Tubuluszellen schädigen, beeinträchtigen die mitochondriale Funktion, stören den tubulären Transport, erhöhen den oxidativen Stress oder bilden freie Radikale. Beispiele für entsprechende nephrotoxische Arzneimittel sind Aminoglykoside, Amphotericin B, antiretrovirale Medikamente wie Adefovir, Cidofovir oder Tenofovir, Cisplatin, Kontrastmittel, Foscarnet oder Zoledronat.

Die akute interstitielle Nephritis kann durch eine allergische Reaktion auf ein Arzneimittel ausgelöst werden. Die verursachenden Substanzen binden vermutlich an Antigene in der Niere oder wirken als Antigene, die sich dann im Interstitium ablagern und eine Immunreaktion auslösen. Zu den potenziell auslösenden Wirkstoffen zählen Allopurinol, Antibiotika (insbesondere Betalactame, Chinolone, Sulfonamide und Vancomycin), antivirale Mittel (insbesondere Aciclovir) Diuretika (Schleifendiuretika, Thiazide), NSAR, Phenytoin, Protonenpumpenhemmer (insbesondere Omeprazol, Pantoprazol und Lansoprazol) und Ranitidin.

Eine chronische interstitielle Nephritis wurde im Zusammenhang mit Analgetika wie Paracetamol und NSAR berichtet, wenn diese chronisch in hoher Dosierung oder bei Patienten mit bereits bestehender Nierenerkrankung eingenommen wurden. Bei dieser Nebenwirkung ist eine frühe Erkennung besonders wichtig, da eine chronische interstitielle Nephritis zu einer Nierenerkrankung im Endstadium führen kann. Die Diagnose ist erschwert, da die meisten Patienten rezeptfreie Präparate nicht als Arzneimittel betrachten und die Häufigkeit der Einnahme nicht angeben.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa