Alle Kliniken müssen jetzt handeln |
Christina Hohmann-Jeddi |
22.03.2020 13:52 Uhr |
Im Zuge der H1N1-Grippepandemie im Jahr 2009 hatten DIVI-Experten bereits ein deutschlandweites Netzwerk aufgebaut, in dem Kliniken ihre Behandlungskapazitäten für Patienten mit akutem Lungenversagen (Acute Respiratory Distress Syndrome, ARDS) tagesaktuell anzeigen konnten. Bisher waren rund 85 Kliniken in diesem ARDS-Netzwerk miteinander verbunden. Dieses wurde jetzt als Grundlage für das neue DIVI-Intensivregister genutzt. In nur fünf Minuten können sich neue Kliniken registrieren.
»Auch die tagesaktuelle Eingabe der Daten dauert keine fünf Minuten«, erklärt Privatdozent Dr. Mario Menk vom ARDS-ECMO Centrum an der Berliner Charité. Ein Ampelsystem, angezeigt in Tabellen, macht die Abfrage von Kapazitäten intuitiv und einfach. Unterschieden wird zwischen freien Kapazitäten für low Care (Patienten mit geringem Betreuungsbedarf), high Care (schwer Kranke) und ECMO (schwerstkranke Beatmungspatienten). ECMO steht für extrakorporale Membranoxygenierung und ist ein Verfahren, bei dem eine Maschine die Lungenfunktion übernimmt.
Je nach Fragestellung stehen weitere Filterfunktionen zur Verfügung. »Ganz wichtig ist auch die Beratungsfunktion des Registers«, erklärt Menk. Kliniken mit viel Erfahrung in der Beatmung von Patienten sind zusätzlich gekennzeichnet. Die Idee dahinter: »Kollegen, die akute Fragestellungen haben, gerade aus den kleineren Kliniken, die seltener beatmungspflichtige Patienten behandeln, können jetzt mit wenigen Klicks sehen, an welche größere Klinik sie sich telefonisch wenden können.« Telefonnummer und Ansprechpartner sind in einem zweiten Teil des Registers hinterlegt, für den sich die Kliniken aber erst einloggen müssen, heißt es in der Mitteilung.
Jetzt setzten alle Beteiligten auf den Schulterschluss sämtlicher Kliniken in Deutschland. Das DIVI-Intensivregister wurde innerhalb von 14 Tagen programmiert. Es soll binnen 14 Stunden von 85 Kliniken auf 1000 komplettiert werden.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.