Ärzte kündigen Petition für Dispensierrecht an |
Alles dabei: Kassenärzte in Baden-Württemberg möchten Patienten im Notdienst direkt mit Arzneimitteln versorgen können und nicht den Weg über die Apotheke gehen. / Foto: Imago Images/photothek
Es ist ein Grabenkampf, der kein Ende zu finden scheint. Seitdem Apotheken Grippeimpfungen im Rahmen von Modellversuchen übernehmen, sehen viele Ärzte das Miteinander der Heilberufe empfindlich gestört. Im September dann stimmte der Deutscher Apothekertag für die Impfung als Regelleistung in der Offizin. Das geht den Medizinern nun vollends und entschieden zu weit.
Erst vor wenigen Tagen machte der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, Frank Bergmann, seinem Ärger Luft. Er kündigte an, seinen Kollegen in der Mitgliederzeitschrift den Versandhandel für den Sprechstundenbedarf zu empfehlen. Nun legte die KV Baden-Württemberg (BW) nach. Auch im Ländle gibt es ein Modellprojekt, dort impfen in dieser Saison erstmals Apotheker in drei Regionen.
Die Ärzte scheinen darin vor allem eine Kampfansage zu sehen. Am vergangenen Mittwoch kam die KVBW zu einer Vertreterversammlung zusammen, in der laut einem Bericht der »Ärztezeitung« auch die Grippeimpfung im Fokus stand. Mit dem Modellvorhaben sei ganz klar »eine rote Linie überschritten worden«, stellte KVBW-Chef Norbert Metke klar und holte sogleich zum Gegenschlag aus. So will die KV auf allen Ebenen für das Dispensierrecht in Notdiensten kämpfen. Das soll auch mit Unterstützung der Patienten geschehen. Noch im Oktober soll Metke zufolge eine Wartezimmer-Petition an den Start gehen, die am Ende dem Bundestag vorgelegt werden soll.
Bereits Ende September hatte der KVBW-Chef das Dispensierrecht angemahnt und seine Forderung mit der Grippeimpfung verknüpft. So stelle die Politik die Grenzen zwischen den Berufsgruppen mit den Modellprojekten in den Apotheken derzeit offenkundig auf den Prüfstand. »Wenn die Versorgung durch Aufhebung der Sektorengrenzen verbessert werden soll, kann dies keine Einbahnstraße sein«, sagte Metke laut einer Mitteilung der KV. Zugleich hatte er für eine Stärkung von Versandapotheken plädiert. Praxen sollten weniger mobile Patienten demnach verstärkt auf die Bestellmöglichkeiten im Internet hinweisen. Und: »Auch unsere Mitglieder sollten prüfen, ob sie ihren Sprechstundenbedarf, insbesondere unter dem Gesichtspunkt des Wirtschaftlichkeitsgebotes, nicht auch über Internetangebote decken und damit gegebenenfalls günstiger beziehen könnten.«