Absatz bei Rx-Medikamenten um 1,3 Prozent gesunken |
Jennifer Evans |
11.02.2021 14:30 Uhr |
Angesichts der aktuellen Vergütungsstruktur sieht der Phagro eine Gefahr für Qualität und Leistungsumfang. / Foto: Phagro
Der pharmazeutische Großhandels hat zwar mit einem Plus von 6 Prozent im Jahr 2020 im Bereich der verschreibungspflichtigen Arzneimittel knapp 3 Milliarden Euro mehr umgesetzt als 2019, wie der Bundesverband Phagro am heutigen Donnerstag mitteilte. Doch im selben Zeitraum sei der Absatz bei den Rx-Präparaten von 721 Millionen Packungen auf 711 Millionen Packungen gesunken. Das Minus von 1,3 Prozent sei keine gute Nachricht. Schlimmer noch ist aus Sicht der Großhändler aber das »neue Allzeittief» der Großhandelsmarge von mehr als 4 Prozent bei Rx-Medikamenten.
»Der immer dramatischere Verfall der Großhandelsmarge ist inzwischen ein existenzielles Problem für vollversorgende Großhändler«, warnte der Phagro-Vorsitzende André Blümel. Die Branche komme dadurch in »erhebliche Bedrängnis« und das gefährde gleichzeitig »das Prinzip der Vollversorgung und die flächendeckende Belieferung der Apotheken mit Arzneimitteln«.
Den Grund für die geringe Marge sieht der Verband unter anderem in der gesetzlich festgelegten Großhandelsspanne, die sich am Abgabepreis orientiert. Die Deckelung greift für Medikamente, die mehr als 1200 Euro kosten. Bei diesen Hochpreisern gilt: Es gibt maximal 38,50 Euro pro Packung (37,80 Euro variabler Zuschlag zuzüglich eines Festzuschlags von 70 Cent). Je teurer also das Arzneimittel, desto niedriger die prozentuale Marge des Großhandels.
»Für den pharmazeutischen Großhandel ist das ein Minusgeschäft«, bemängelt Blümel. Das Argument: Der Absatz der teuren Präparate habe sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Inzwischen machten sie einen Anteil von 35 Prozent des Umsatzes im Pharmagroßhandel aus. »Damit stieg zwar der Umsatz mit Hochpreisern – durch die gedeckelte Vergütung sank jedoch gleichzeitig die Marge«, kritisiert der Verband.
Neben dem Trend zu Hochpreisern sieht der Phagro auch einen Zuwachs im Bereich der kostenintensiven Arzneimittel, zu denen beispielsweise Betäubungsmittel (BtM) oder kühlkettenpflichtige Medikamente gehören. Diese Entwicklung ist nach Auffassung des Verbands ein weiterer Grund für das schlechte Geschäftsjahr. Denn sie führe letztlich dazu, dass die Mischkalkulation in der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) nicht mehr aufgehe. »Damit ist eine kostendeckende Vergütung, wie sie ursprünglich vom Gesetzgeber beabsichtigt wurde, längst nicht mehr sichergestellt«, heißt es.
Blümel fordert daher die Politik auf, die Vergütungsstruktur anzupassen, damit »Leistungsumfang und Qualität im vollversorgenden Großhandel erhalten bleiben.«