Ab Mitte November greift eine verkürzte Bestellfrist |
Covid-19-Impfstoffe wir das Biontech-Vakzin Comirnaty® können Ärzte schon ab Mitte November mit nur noch einer Woche Vorlauf bestellen. / Foto: Imago Images/Eibner Europa
Kurz nach Herbstbeginn steckt Deutschland bereits mitten drin in der vierten Coronavirus-Welle. Bundesweit schnellen die Infektionszahlen in die Höhe. Dabei bleibt die Impfung das schärfste Schwert im Kampf gegen die Pandemie. An Bedeutung gewinnt der Booster sechs Monate nach dem zweiten Piks. Den sollen alle Bürger auf Wunsch bekommen, das hatten Bund, Länder und Ärzteschaft zuletzt so festgelegt.
Ein Problem allerdings ist die lange Bestellfrist für Covid-19-Impfstoffe, die zurzeit bei knapp 14 Tagen liegt. In Zukunft sollen die Ärzte nun mit nur noch einer Woche Vorlauf Impfdosen in der Apotheke ordern, das hatte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits am Freitag bekanntgegeben, zusammen mit dem Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. Auf diese Weise sollen die Ärzte flexibler auf die Nachfrage nach der Impfung reagieren können.
Schon in der kommenden Woche wird der Bestellvorlauf neu justiert, wie nun aus einem Rundschreiben des Deutschen Apothekerverbands (DAV) hervorgeht. Demnach ordern die Ärzte am morgigen Dienstag (9. November) zum letzten Mal mit 14 Tagen Vorlauf. Diese Impfdosen werden dann in Kalenderwoche 47 (22. bis 26. November) in die Auslieferung gehen.
Am 16. November geben die Ärzte dann erstmals Aufträge für die darauffolgende Woche auf – und damit ebenfalls für KW 47. Für diese Woche wird es also ausnahmsweise zwei Bestellrunden geben, die Dosen aus beiden Aufträgen sollen laut DAV dann gemeinsam am Dienstag, 23. November verteilt werden.
Die neuen Fristen dürften die Beteiligten derweil vor keine großen Herausforderungen stellen. So sind die neuen Vorgaben aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) eine Art Rolle rückwärts für das System. Denn in den ersten Wochen der Impfkampagne hatten die Praxen zunächst ebenfalls in einem wöchentlichen Rhythmus bestellt. In dieser Zeit hatte sich die Belieferung mit den Vakzinen strikt an einem vom BMG diktierten Verteilschlüssel orientiert. Seit Juli schließlich erfolgt die Versorgung allein nach Bedarf. Um den frühzeitig richtig abschätzen zu können, waren die Bestellzyklen verlängert und auf knapp 14 Tage festgesetzt worden. Inzwischen allerdings sind ausreichend Impfstoffe am Markt, der Bedarf in den einzelnen Regionen spielt damit keine Rolle mehr für die gerechte Verteilung der Vakzine. Damit wird auch der lange Vorlauf obsolet.
An den etablierten Prozessen ändert sich nichts durch das verkürzte Intervall. Wie bislang auch geben die Ärzte ihre Bestellungen jeweils bis Dienstagmittag in den Apotheken ab, diese reichten die Aufträge dann bis spätestens 18 Uhr an den Großhandel weiter. Am darauffolgenden Montag gehen die Impfdosen dann in die Auslieferung an die Offizinen. Bis auf Weiteres liegt den Bestellungen auch das Impfzubehör automatisch bei. Das soll sich erst zum Jahreswechsel ändern, dann müssen die Ärzte Spritzen und Kanülen separat bestellen und können dafür auch einen anderen Weg als den über Apotheken und Großhandel wählen.
Aufpassen müssen Apotheken und Ärzte allerdings beim Umgang mit Spikevax® von Moderna. Für eine Boster-Impfung mit diesem Vakzin wird nur eine halbe Dosis (0,25 ml statt 0,5 ml) benötigt. Je nach Art der Impfung reicht ein Vial damit für 20 Auffrischungen oder aber 10 reguläre Impfungen. Ärzte müssten damit deutlich machen, wie der Impfstoff zum Einsatz kommen soll, damit die Apotheke die Bestellung der Dosen richtig einordnen kann. Nach KBV-Angaben erhalten Ärzte künftig ein Vial, wenn sie 20 Dosen Spikevax ohne nähere Angaben bestellen, »da davon auszugehen ist, dass mit Moderna zukünftig überwiegend Auffrischimpfungen durchgeführt werden«. Das genaue Prozedere scheint allerdings noch in der Abstimmung zu stecken. So will der DAV über die Bestellmodalitäten für Spikevax als Booster informieren, »sobald gesicherte Erkenntnisse dazu vorliegen«.
Den Kassenärzten zufolge erhalten Praxen für jedes Moderna-Vial zudem elf Spritzen und Kanülen. Sollten sie für Auffrischimpfungen mehr benötigen, könnten sie das Zubehör nach individueller Absprache jedoch über die Lieferapotheke beziehen, schreibt die KBV mit Verweis auf die ABDA in ihren »Praxisnachrichten«.
Keinen Einfluss nehmen die neuen Vorgaben derweil auf die Bestellung von Vaxzevria®. Ärzte können den Impfstoff von Astra-Zeneca in dieser Woche zum letzten Mal bestellen, ausgeliefert wird in KW 47. Das Vakzin wird in der deutschen Impfkampagne damit in Zukunft keine Rolle mehr spielen.
Mit der verkürzten Bestellfrist reagiert das BMG auch auf eine Forderung der Bundesländer. Die hatten sich ebenso wie die Ärzteschaft zuletzt dafür ausgesprochen, bei der Verteilung der Covid-19-Impfstoffe noch einmal nachzusteuern. So hatten die Gesundheitsminister der Länder über einen gemeinsamen Antrag dafür plädiert, die Versorgung flexibler zu organisieren, um kurzfristiger auf Nachfragespitzen reagieren zu können.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.