Spahn: Nicht gegen Masern zu impfen ist verantwortungslos |
Kinder und Erwachsene in Deutschland müssen noch konsequenter gegen Masern geimpft werden. Das hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) anlässlich der Europäischen Impfwoche gefordert. Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge wurde 2016 erstmals in allen Bundesländern bei den Schuleingangsuntersuchugen die angestrebte Impfquote von 95 Prozent festgestellt. Bei der ebenso wichtigen zweiten Impfung lag die Quote aber nur bei 92,9 Prozent.
«Es ist verantwortungslos, Kinder nicht gegen Masern impfen zu lassen oder eigene Impflücken hinzunehmen», sagte Spahn. Er appellierte an Ärzte, Kitas, Schulen, Eltern und Behörden, besser zusammenzuarbeiten. Die Impfquote müsse auch für die zweite Masern-Impfung auf mindestens 95 Prozent steigen, damit die Krankheit ausgerottet werde, so der Minister.
Derzeit scheint der Trend allerdings in die andere Richtung zu laufen: Laut RKI sind 2017 insgesamt 929 Deutsche an Masern erkrankt, fast dreimal mehr als im Jahr davor. Auch im ersten Quartal 2018 gab es bereits 92 Fälle, nach aktuellem Stand sind es in diesem Jahr bereits 128. «Eine Maserninfektion ist keineswegs harmlos», warnt RKI-Präsident Lothar Wieler. Ein Viertel der betroffenen Patienten müsse im Krankenhaus behandelt werden. Auch gebe es jedes Jahr drei bis sieben Todesfälle aufgrund von Masern oder der Folgeerkrankung SSPE, so Wieler.
Hinter fehlenden Impfungen kann Unwissen stecken, Bequemlichkeit – in manchen Fällen auch offene Ablehnung. Zum Glück trete Letzteres immer seltener auf, so Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Neueste Untersuchungen zeigten, dass 5 Prozent der Deutschen dem Thema Impfen ablehnend gegenüberstehen.
Um der generellen Impfmüdigkeit entgegenzuwirken, fordert der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) nun Konsequenzen. Viele Bürger würden das Impfen schlichtweg vergessen, sagte vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer. Deshalb sollten Ärzte nicht nur in ihren Arztpraxen impfen dürfen, sondern auch in Einkaufszentren, Schulen und Betrieben, erklärte sie. Der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen hatte erst in der vergangenen Woche gefordert, auch Apotheker sollten Patienten impfen dürfen. (ap)
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19.04.2018 l PZ
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