Resilienz: Seelische Widerstandskraft ist trainierbar |
Glückstagebuch führen, Emotionsregulation lernen, Werteprofil erstellen: Es gibt viele Möglichkeiten, die seelische Widerstandskraft zu stärken. «Resilienz ist nicht angeboren, sondern ein dynamischer Prozess über die gesamte Lebensspanne, kaum altersabhängig und eher kontextbezogen», erklärte Dr. Donya A. Gilan vom Deutschen Resilienz-Zentrum (DRZ), Universität Mainz, beim Frühjahrskongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen.
Unter Resilienz versteht man die Fähigkeit eines Menschen, seine psychische Gesundheit in oder nach einschneidenden schwierigen Lebenssituationen aufrechtzuerhalten oder wiederzugewinnen. Immerhin 10 Prozent der Bevölkerung haben eine verminderte Fähigkeit, sich nach großem Stress zu erholen, berichtete die Diplompsychologin. Das kann zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen führen oder diese begünstigen.
Ein besseres Verständnis der Faktoren, die widerstandsfähig gegen Stress machen, sei essenziell für die Prävention stressassoziierter psychischer Erkrankungen und den Erhalt der Gesundheit. «Die Persönlichkeit ist ein wichtiger Schutzfaktor, aber es gibt viele weitere Einflussfaktoren. Resilienz ist das positive Ergebnis eines Anpassungsprozesses.»
Gilan gab Hinweise, was man Resilienz konkret stärken kann. «Fragen Sie sich: Welche Stressoren wirken in welcher Situation besonders auf mich ein, wo liegen meine Ressourcen und wo sollte ich welche aufbauen oder umverteilen?». Handlungsprinzipien und Grundhaltungen seien trainierbar.
Emotionsregulation bedeutet zum Beispiel, Emotionen wahrzunehmen und zu hinterfragen, um sich davon distanzieren und/oder diese regulieren zu können. Man könne positive Gefühle und Lebensfreude trainieren, indem man sich bewusst über alltägliche Dinge freut, ein Glückstagebuch führt oder den Tag mit drei positiven Gedanken vor dem Einschlafen abschließt. Kraft- und Glücksquellen im Alltag einzubauen, ist wichtig, denn «auch kleine Momente helfen viel zur Energiegewinnung».
Der Netzwerk-Check zeigt, wie gut das soziale Netzwerk in den verschiedenen Lebensfeldern geknüpft ist. Eine Analyse der Werteorientierung dient dazu, über die eigenen Werte Sinn im Leben zu finden. In einem Werteprofil zeichnet man ein, welchen Stellenwert man bestimmten Werten und Zielen beimisst, und danach die persönliche Lebensausrichtung. Das Bild zeigt, welche Werte und Ziele in Leben gut umsetzt werden und wo Nachholbedarf besteht.
Nicht nur Erwachsene, auch Kinder könnten Resilienz erlernen und trainieren, betonte Gilan und resümierte: «Resilienz ist eine lebenslange Aufgabe. Wichtig ist, die Balance und den Weg zur Gelassenheit zu finden.» (bmg)
22.03.2018 l PZ
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