β-Sympathomimetika: Asthmasprays gegen Parkinson |
Asthmamedikamente, die den β2-Adrenorezeptor aktivieren, können laut einer aktuellen Publikation im Fachjournal «Science» das Erkrankungsrisiko für Parkinson deutlich senken. Umgekehrt steigt das Risiko bei Einnahme von Antagonisten an diesem Rezeptor. Vermittelt werden diese Effekte über eine epigenetische Regulation des α-Synuclein-Gens SNCA, wie die Autoren um Dr. Shuchi Mittal von der Harvard Medical School in Boston entdeckten.
Ein Kennzeichen der Parkinson-Erkrankung sind sogenannte Lewy-Körperchen, Verklumpungen im Gehirn, die aus dem Protein α-Synuclein bestehen. Auf der Suche nach einem Arzneistoff-Target, das die α-Synuclein-Produktion moduliert, stießen die Forscher auf den β2-Rezeptor. In Untersuchungen an Zelllinien und mit Versuchsmäusen fanden sie heraus, dass Agonisten an diesem Rezeptor effektiv die Transkription des SNCA-Gens unterdrücken und somit die Freisetzung von α-Synuclein drosseln. Antagonisten haben den gegenteiligen Effekt.
Dieses Ergebnis unterzogen die Forscher anhand des norwegischen Patientenregisters dem Praxistest. Sie werteten die Versichertendaten nahezu der gesamten norwegischen Bevölkerung – 4 Millionen Menschen – aus elf Jahren dahingehend aus, wie häufig Personen, die bestimmte Arzneistoffe anwendeten, an Parkinson erkrankten. Als Agonist am β2-Rezeptor wählten sie Salbutamol, das in Form von Asthmasprays häufig eingesetzt wird und gehirngängig ist. Als β2-Antagonisten bezogen sie den in der Bluthochdrucktherapie gebräuchlichen nicht selektiven Betablocker Propranolol ein.
Die Analyse ergab, dass die Anwendung von Salbutamol mit einem um 34 Prozent geringeren Risiko assoziiert war, an Parkinson zu erkranken (Rate Ratio 0,66). Propranolol stand dagegen mit einem stark erhöhten Risiko in Verbindung (Rate Ratio 2,20). Sollten weitere Studien dieses Ergebnis bestätigen, sei die SNCA-Modulation ein möglicher Ansatz zur Senkung des Parkinson-Risikos, so das Fazit der Autoren. (am)
DOI: 10.1126/science.aaf3934
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01.09.2017 l PZ
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