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Wissen was gesund ist – und danach handeln

Viele Deutsche wissen genau, was sie tun müssten, um gesund zu bleiben, allein: Sie tun es nicht. Dies ist das Ergebnis des Gesundheitsmonitors 2012, einer Studie, die die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit der Barmer-GEK und dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) durchgeführt hat. 1778 Menschen zwischen 18 und 79 Jahren wurden dafür befragt.

 

Geld in Gesundheitsprodukte oder -leistungen würden die meisten Befragten dann investieren, wenn es wehtut: 49 Prozent gaben an, ins Portemonnaie zu greifen um Schmerzen oder Beschwerden zu lindern. Die eigene Fitness war den Teilnehmern etwas weniger wichtig: Nur 45 Prozent würden etwas bezahlen, um körperlich fit zu bleiben.

 

Wenn die Befragten Geld in ihre Gesundheit investierten, erwarben 49 Prozent  im vergangenen Jahr Nahrungsergänzungsmittel, 46 Prozent «spezielle Arzneimittel» und 26 Prozent «spezielle Nahrungsmittel» wie Probiotika. 43 Prozent gaben Geld für Sport aus, 31 Prozent für Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) beim Arzt.

 

Interessant dabei: Nur 28 Prozent der Befragten gaben an, sich «sehr gut» oder «eher gut» über die Vor- und Nachteile der erworbenen Arzneimittel informiert zu fühlen. Bei den Nahrungsergänzungsmitteln waren es 29 Prozent, bei den Nahrungsmitteln nur 17 Prozent. Auch über die selbst bezahlten Leistungen bei ihren Ärzten fühlten sich nur 31 Prozent gut informiert. «Wir brauchen mehr kritische, herstellerunabhängige Patienteninformationen, damit Nutzen und Risiken gesundheitsbezogener Produkte und Dienstleistungen besser eingeschätzt werden können», sagte dazu Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung.

 

Etwa 92 Prozent der Interviewten gaben an, ausreichend Bewegung für «sehr wichtig» oder «eher wichtig» für ihre Gesundheit zu halten. Nur 60 Prozent der Menschen, die diese Aussage machten, erklärten jedoch, dies «sehr konsequent» oder «eher konsequent» im Alltag umzusetzen. Ähnlich sieht es bei der Ernährung aus: 88 Prozent der Teilnehmer halten eine gute Ernährung für wichtig, doch lediglich 53 Prozent davon handeln konsequent danach. Vergleichbar fielen auch die Antworten bei den Themen Nichtrauchen, Stressabbau und ausreichender Schlaf aus. Mehr als ein Drittel der Befragten gab zudem an, mindestens einmal wöchentlich gezielt etwas zu tun, «von dem ich denke, dass es nicht gesund ist». Ganz vorne dabei waren hier die Raucher.

 

«Es gibt sehr viel Gesundheitsbewusstsein, aber zu wenig aktive Gesundheitskompetenz», kommentierte der Barmer-Vorsitzende Dr. Christoph Straub die Studie. Persönliche Gesundheitsziele müssten konsequenter umgesetzt werden.

 

Die Untersuchung wirft auch die Frage auf, inwieweit die Teilnehmer ihr eigenes Gesundheitsverhalten realistisch einschätzen können. Immerhin 32 Prozent der Befragten stimmten dem Satz zu: «Ich tue alles, um meine Gesundheit zu erhalten». Seltsam genug: Auch 19 Prozent der Raucher machten diese Aussage. (ah)

 

09.05.2012 l PZ

Foto: Fotolia/laurent hamels