Zweite BCMA-spezifische CAR-T-Zelltherapie |
Annette Rößler |
02.03.2023 07:00 Uhr |
Die Wirksamkeit von Carvykti wurde in der offenen Phase Ib/II-Studie MMY2001 gezeigt. Teilnehmer waren 113 Multiple-Myelom-Patienten mit den Charakteristika bezüglich Vortherapien, die der Indikation entsprechen. Ausschlusskriterien waren unter anderem eine ZNS-Beteiligung der Erkrankung und eine Vortherapie mit einem anderen BCMA-spezifischen Arzneistoff.
Von den 113 Teilnehmern konnten schließlich 97 die Carvykti-Infusion tatsächlich erhalten. Von diesen sprachen 95 auf die Therapie an (Gesamtansprechrate 97,9 Prozent). Bei 78 Patienten (80,4 Prozent) handelte es sich um ein stringentes komplettes Ansprechen, bei 14 Patienten (14,4 Prozent) um ein sehr gutes partielles Ansprechen und bei drei Patienten (3,1 Prozent) um ein partielles Ansprechen.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Carvykti zählen Neutropenie (94 Prozent der Behandelten), Zytokinfreisetzungssyndrom (89 Prozent, gegebenenfalls mit Tocilizumab behandeln) und Fieber (89 Prozent). Schwerwiegende Nebenwirkungen traten bei 45 Prozent der Patienten auf, und zwar am häufigsten Zytokinfreisetzungssyndrom (17 Prozent), Sepsis (6 Prozent) sowie Immuneffektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom (ICANS), Enzephalopathie und Neutropenie (jeweils 5 Prozent).
Patienten sind insbesondere für mögliche neurologische Ereignisse im Anschluss an die Therapie zu sensibilisieren und darauf hinzuweisen, dass sie in den ersten acht Wochen und beim Auftreten solcher Ereignisse weder Autofahren noch gefährliche Maschinen bedienen dürfen.
Die CAR-T-Zelltherapie ist en vogue. Sie vereint Immun-, Gen- und Zelltherapie. In nicht einmal fünf Jahren kamen sechs verschiedene CAR-T-Zelltherapeutika auf den deutschen Markt. Teilweise ähneln sich die Präparate, weshalb heutzutage CAR-T-Zelltherapeutikum nicht automatisch auch Sprunginnovation bedeutet. Bestes Beispiel dafür ist der Neuling Ciltacabtagen Autoleucel (Carvykti®). Es unterscheidet sich vom bereits 2022 eingeführten Idecabtagen Vicleucel (Abecma®) kaum. Beide CAR-T-Zelltherapeutika haben das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) als Zielantigen, beide kommen ab der Viertlinie beim Multiplen Myelom zum Einsatz. Das zugelassene Anwendungsgebiet ist gleich.
Natürlich sind neue Therapieoptionen beim noch immer nicht heilbaren Multiplen Myelom gern gesehen und auch auf die neue Therapie sprachen viele der bereits stark vorbehandelten Patienten an. Dennoch kann man vorläufig nur die Einstufung als Analogpräparat vornehmen. Ein direkter Vergleich mit Abecma und/oder dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Belantamab-Mafodotin (Blenrep®), eine weitere BCMA-spezifische Therapie beim Multiplen Myelom, wäre sehr wünschenswert.
Sven Siebenand, Chefredakteur