Zwei Wochen EPA – ein Game Changer? |
Fünf Monate nach der Einführung in der Modellregion Hamburg wissen laut Michel »die meisten immer noch nichts von ihrer EPA«. In einer anderen Apotheke, die knapp 300 Kilometer entfernt liegt, sieht die Situation ähnlich aus. Katrin Scheunemann-Lorra, Inhaberin der Lichtenrader Apotheke in Berlin und aktiv im Berliner Apothekerverein, berichtet: »Manche stutzen, wenn wir plötzlich Medikationen sehen oder auf Wechselwirkungen ansprechen, doch die meisten nehmen es positiv auf.«
Apothekeninhaberin Katrin Scheunemann-Lorra erklärt, warum sie die EPA wichtig findet. / © PZ/ Alexandra Amanatidou
Sowohl die drei Apothekerinnen, mit denen die PZ gesprochen hat, als auch die Gematik sind sich sicher, dass EML und EPA zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) beitragen. Sie können sehen, welches Präparat der Patient woanders bezogen hat, und ihm somit die gleiche Packung geben. Gesprächen wie »Letztes Mal hatte ich die blaue Packung. Diese ist grün«, könne sie somit besser aus dem Weg gehen, meint Scheunemann-Lorra.
Auch Fuhrmann von der Gematik bestätigt: »Apotheken geben uns das Feedback, dass bereits vorhandene Medikation dadurch besser nachvollziehbar und zu neu verordneten Medikamenten besser beraten werden kann.«
Lob für die elektronische Medikationsliste in der EPA kommt auch aus dem Expertennetzwerk pharmazeutische Dienstleistungen: »Die EML ist tatsächlich eine Bereicherung. Wir haben bereits erfolgreiche Interventionen aufgrund der Interaktionschecks mit Daten aus der Medikationshistorie durchgeführt«, sagte Heiko Buff von der Einhorn-Apotheke in Kleve auf Nachfrage der PZ. Christine Kischlat von der Merkur-Apotheke in Stöcken bei Hannover sagt: »Was ich besonders zu schätzen weiß, ist die verbesserte AMTS für Laufkunden durch die Medikationslisten.«
Apotheken sehen aber nicht nur die Medikationslisten, sondern auch, in welcher Apotheke welches E-Rezept eingelöst wurde. »Ich war schon etwas überrascht, wie viele Stammkunden auch woanders waren – und erfreut, dass die meisten komplett bei uns sind«, sagt Michel und fügt hinzu: »Schlucken musste ich bei einem Patienten, der ein kühlpflichtiges Arzneimittel bei uns kaufen wollte – und darunter rund 20 Zeilen für seine Dauermedikation hatte, die er bei einer großen Versandapotheke eingelöst hatte«. Dies sei eine Herausforderung für die Kommunikation, aber auch eine große Chance für die Apotheke vor Ort. »Viele wissen einfach immer noch nicht, dass sie Medikamente auch bei uns online bestellen können«, glaubt Michel.
Mit ihrem Team hat sie beschlossen, Patienten, die laut EML bei Internetapotheken eingekauft haben, eine Visitenkarte mit QR-Code und Hinweis auf die eigene Bestell-App und den Botendienst mitzugeben. »Das ist unverfänglich und gab bislang keine negativen Reaktionen – seitdem bekommen wir tatsächlich mehr Bestellungen per App.«
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.