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PZ-Recherche

Zwei Wochen EPA – ein Game Changer?

Seit dem 29. April steht die elektronische Patientenakte (EPA) bundesweit zur Verfügung. Wie geht es Apotheken und Patienten damit? Ist die EPA ein Game Changer?
AutorKontaktAlexandra Amanatidou
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 13.05.2025  16:20 Uhr

»Haben Sie Ihre elektronische Patientenakte gesperrt?«, fragt Apothekeninhaberin Anke Rüdinger ein älteres Ehepaar. »Nein«, antwortet die Frau. Doch Rüdinger hat trotzdem keinen Zugriff darauf. Mehr als 20 Minuten lang berät sie das Ehepaar, die Stammkunden der Castello-Apotheke in Berlin sind. Zwei verschiedene Ärzte haben ihnen Mittel gegen Nervenschmerzen verordnet. Nun stellt sich die Frage, welches Mittel der Patient nehmen soll.

Die Apothekerin versucht, die Neurologin telefonisch zu erreichen. »Man kommt in der Regel nicht durch. Mal akut schnell eine Anfrage irgendwie klären geht so gut wie gar nicht«, sagt sie. Normalerweise schreibt sie E-Mails, doch dann muss sie den Patienten noch einmal einbestellen.

In solchen Fällen kann die seit dem 29. April bundesweit eingeführte elektronische Patientenakte (EPA) helfen. In der EPA werden wichtige Informationen wie Befunde, Arztbriefe und die Medikation digital erfasst und abgelegt. Wenn ein Patient mit einem E-Rezept in die Apotheke kommt, wird die Versichertenkarte eingelesen. Sofern die Freigabe für die Apotheke nicht gesperrt ist, erscheint die elektronische Medikationsliste (EML). Dort sind alle E-Rezepte zu finden, egal ob sie bereits eingelöst wurden oder nicht.

»Auch absolute Stammkunden gehen mal woanders hin«

Die Medikationsliste hat für Rüdinger viele Vorteile: »Auch absolute Stammkunden gehen mal im Urlaub in eine andere Apotheke oder mal in die Apotheke neben ihrem Arzt«, sagt die Apothekerin und Vorsitzende des Berliner Apothekervereins. Kommt der Stammkunde wieder, weiß man nun, was noch hinzugekommen ist.

Täglich werden 1,2 Millionen Medikationslisten geöffnet. Das berichtet Florian Fuhrmann, Geschäftsführer der Digitalagentur Gematik, der PZ. Damit sei die EPA auf bestem Wege, fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung in Deutschland zu werden. »Das ist ein wichtiger Meilenstein für uns alle«, so Fuhrmann.

Mit der Gematik hatte auch Rüdinger lange zu tun, denn sie war von 2021 bis 2024 Digitalisierungsbeauftragte des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), dessen stellvertretende Vorsitzende sie seit 2023 ist. »Unsere IT-Abteilung ist auf der Arbeitsebene in die Gematik gut vernetzt und kann da eben auch sagen, das und das fehlt noch oder das und das funktioniert nicht«, erzählt sie.

Kritikpunkte und technische Fehler sollen auch die Tester in den TI-Modellregionen Hamburg, Franken und NRW an die Gematik berichten. Seit Mitte Januar haben dort unter anderem Apotheken, Krankenhäuser und Arztpraxen Zugriff auf die EPA. In Hamburg und Umgebung gehören momentan 18 Apotheken dazu, darunter auch die Markt-Apotheke von Dorothee Michel im Stadtviertel Eidelstedt.

Dosierungsänderungen: Die einzige Schreibberechtigung bei der EPA

»Sollen Sie das Medikament tatsächlich morgens nehmen?«, fragt Michel beim Patienten nach. »Ich soll es sogar morgens und abends nehmen«, antwortet dieser. Die 14er-Packung sei nämlich für eine Woche gedacht. Michel ändert die Angabe in der elektronischen Medikationsliste (EML), reicht dem Patienten die Packung und weist noch darauf hin, dass die Tabletten müde machen können.

Die einzige Schreibberechtigung, die Apotheken zurzeit haben, ist, dass sie die Dosierangaben ändern können, erklärt Michel. Sie haben drei Tage Zugriff auf die EPA und können derzeit nur die elektronische Medikationsliste einsehen. Michels Apothekensoftware kann die EML mit der Kundendatei verknüpfen. Es zeigt mögliche Pseudo-Doppelmedikationen an, wenn zum Beispiel ein zweites Statin hinzukommt, und erkennt Interaktionen, zum Beispiel zwischen Eisenpräparaten und L-Thyroxin. Zudem kann Michel die EML in ihre AMTS-Software importieren, was Zeit bei der pharmazeutischen Dienstleistung erweiterte Medikationsberatung Polymedikation spart.

Die Hamburgerin sieht ein großes Problem darin, dass rezeptfreie Medikamente und Betäubungsmittel (BtM) nicht abgespeichert werden können. »Das kann trügerisch sein, denn es vermittelt den Eindruck von Vollständigkeit, doch gerade die BtM müssen wir wissen«, warnt die Hamburgerin.

Laut ABDA sollen Einträge in der EML frühestens ab März 2026 möglich sein. Dann könnten Papierrezepte, Betäubungsmittel, selbst erworbene Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel in die EML aufgenommen werden. Zudem sollen Apotheken ab 2026 auch Befunde und Labordaten einsehen können.

In der Hansestadt diskutiere man auch darüber, dass beispielsweise die Labordaten bislang nicht in strukturierter, verwendbarer Form vorliegen, sondern vorerst nur ein PDF abgelegt sein wird. Aus Michels Sicht müsse auch der Umfang und das Honorar der pharmazeutischen Dienstleistungen wie die erweiterte Medikationsberatung noch einmal diskutiert werden, wenn Diagnosen und Laborwerte einfließen sollen.

»Die meisten wissen noch nichts von ihrer EPA«

Fünf Monate nach der Einführung in der Modellregion Hamburg wissen laut Michel »die meisten immer noch nichts von ihrer EPA«. In einer anderen Apotheke, die knapp 300 Kilometer entfernt liegt, sieht die Situation ähnlich aus. Katrin Scheunemann-Lorra, Inhaberin der Lichtenrader Apotheke in Berlin und aktiv im Berliner Apothekerverein, berichtet: »Manche stutzen, wenn wir plötzlich Medikationen sehen oder auf Wechselwirkungen ansprechen, doch die meisten nehmen es positiv auf.«

Sowohl die drei Apothekerinnen, mit denen die PZ gesprochen hat, als auch die Gematik sind sich sicher, dass EML und EPA zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) beitragen. Sie können sehen, welches Präparat der Patient woanders bezogen hat, und ihm somit die gleiche Packung geben. Gesprächen wie »Letztes Mal hatte ich die blaue Packung. Diese ist grün«, könne sie somit besser aus dem Weg gehen, meint Scheunemann-Lorra.

Auch Fuhrmann von der Gematik bestätigt: »Apotheken geben uns das Feedback, dass bereits vorhandene Medikation dadurch besser nachvollziehbar und zu neu verordneten Medikamenten besser beraten werden kann.«

Lob für die elektronische Medikationsliste in der EPA kommt auch aus dem Expertennetzwerk pharmazeutische Dienstleistungen: »Die EML ist tatsächlich eine Bereicherung. Wir haben bereits erfolgreiche Interventionen aufgrund der Interaktionschecks mit Daten aus der Medikationshistorie durchgeführt«, sagte Heiko Buff von der Einhorn-Apotheke in Kleve auf Nachfrage der PZ. Christine Kischlat von der Merkur-Apotheke in Stöcken bei Hannover sagt: »Was ich besonders zu schätzen weiß, ist die verbesserte AMTS für Laufkunden durch die Medikationslisten.«

Wenn der Kunde im Internet bestellt

Apotheken sehen aber nicht nur die Medikationslisten, sondern auch, in welcher Apotheke welches E-Rezept eingelöst wurde. »Ich war schon etwas überrascht, wie viele Stammkunden auch woanders waren – und erfreut, dass die meisten komplett bei uns sind«, sagt Michel und fügt hinzu: »Schlucken musste ich bei einem Patienten, der ein kühlpflichtiges Arzneimittel bei uns kaufen wollte – und darunter rund 20 Zeilen für seine Dauermedikation hatte, die er bei einer großen Versandapotheke eingelöst hatte«. Dies sei eine Herausforderung für die Kommunikation, aber auch eine große Chance für die Apotheke vor Ort. »Viele wissen einfach immer noch nicht, dass sie Medikamente auch bei uns online bestellen können«, glaubt Michel.

Mit ihrem Team hat sie beschlossen, Patienten, die laut EML bei Internetapotheken eingekauft haben, eine Visitenkarte mit QR-Code und Hinweis auf die eigene Bestell-App und den Botendienst mitzugeben. »Das ist unverfänglich und gab bislang keine negativen Reaktionen – seitdem bekommen wir tatsächlich mehr Bestellungen per App.«

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