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Ausschlaggebend für die Zulassung waren die Ergebnisse der Phase-III-Studie MG0003, an der 200 Patienten mit gMG und Autoantikörpern gegen AChR oder MuSK teilnahmen. Sie erhielten zusätzlich zu ihrer bereits bestehenden Medikation, auf die sie stabil eingestellt waren, über einen Zeitraum von sechs Wochen einmal wöchentlich entweder Rozanolixizumab in gewichtsadaptierter Dosierung oder Placebo. Danach folgte ein Beobachtungszeitraum von acht Wochen.
Der primäre Endpunkt der Studie war die Veränderung auf dem MG-ADL-Score (Activities of Daily Living) von Baseline bis Tag 43. Der MG-ADL-Score umfasst acht Kategorien, in denen jeweils 0 Punkte (keine Beeinträchtigung) bis 3 Punkte (starke Beeinträchtigung) vergeben werden, sodass ein maximaler Punktwert von 24 möglich ist. Als Ansprechen war eine Verbesserung des Patienten um mindestens 2,0 Punkte definiert.
Die 66 Patienten, die mit Rozanolixizumab in der nun zugelassenen Dosierung behandelt wurden, verbesserten sich um durchschnittlich 3,370 Punkte, die 67 Patienten der Placebogruppe dagegen nur um 0,784 Punkte. Der Unterschied von 2,586 Punkten war statistisch signifikant. Insgesamt erfüllten 71,9 Prozent der Patienten in der Rozanolixizumab-Gruppe das MG-ADL-Responder-Kriterium versus 31,3 Prozent der Placebogruppe. Auch auf anderen Scores, die als sekundäre Endpunkte ermittelt wurden, waren die Verbesserungen statistisch signifikant.
Die häufigsten Nebenwirkungen von Rozanolixizumab in Studien waren Kopfschmerzen (48 Prozent der Behandelten), Durchfall (25 Prozent) und Fieber (13 Prozent).
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Fester Bestandteil der Therapie bei Myasthenia gravis ist Physiotherapie zur Kräftigung der Muskulatur. / Foto: Adobe Stock/Racle Fotodesign
Der zweite neue Arzneistoff ist das makrozyklische, aus 15 Aminosäuren bestehende Peptid Zilucoplan (Zilbrysq® 16,6/23/32,4 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze, UCB Pharma). Der zu den Komplementinhibitoren zählende Wirkstoff ist als Zusatztherapie zur Standardbehandlung der gMG bei erwachsenen Patienten, die Anti-AChR-Antikörper-positiv sind, zugelassen.
Autoantikörper setzen bei gMG den klassischen Komplementweg des Immunsystems in Gang, was schließlich zur Störung der synaptischen Übertragung führt. Der Wirkmechanismus von Zilucoplan ähnelt jenem von Eculizumab und Ravulizumab. Aber es gibt auch gewisse Unterschiede.
So bindet der Neuling ebenfalls an das Komplementprotein C5, allerdings an einer anderen Stelle als die Antikörper. Die Bindung an C5 verhindert dessen Spaltung durch die C5-Konvertase zu C5a und C5b, was zur Herunterregulierung des Zusammenbaus und der zytolytischen Aktivität des Membranangriffskomplexes führt. Zilucoplan hat noch eine zweite Wirkkomponente. Die Substanz hindert – sollte es doch gebildet werden – durch die Bindung an das C5b-Fragment sterisch dessen Bindung an C6, was nachfolgende Schritte in der Komplementkaskade blockiert.
Wichtige Säule für die Zulassung sind die Ergebnisse der zwölfwöchigen randomisierten Doppelblindstudie RAISE. In diese wurden insgesamt 174 Patienten mit Anti-AChR-Antikörper-positiver gMG eingeschlossen. Die Patienten wurden zusätzlich zu ihrer Standardtherapie einmal täglich entweder mit Zilucoplan in körpergewichtsabhängiger Dosierung oder mit Placebo behandelt. Der primäre Endpunkt war die Veränderung des MG-ADL-Scores bis Woche 12.
Zu Studienbeginn lag der Wert in der Zilucoplan-Gruppe bei durchschnittlich 10,3 und in der Placebogruppe bei 10,9. In Woche 12 wurde eine klinisch bedeutsame und statistisch hochsignifikante Verbesserung des MG-ADL-Gesamtscores für Zilucoplan gegenüber Placebo beobachtet (–4,39 Punkte versus –2,30 Punkte).