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Krankenhausmanagement

Zurück zur Normalität

Auch für Krankenhäuser ist die Coronavirus-Pandemie eine Ausnahmesituation. Wie Abläufe in der ersten Welle umgestellt wurden und wie man nun zurück zur Normalität kommen will, berichtete Professor Dr. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Frankfurt am Main, in einem Webcast von Pharma4u in Kooperation mit der Pharmazeutischen Zeitung.
Christina Hohmann-Jeddi
04.06.2020  17:54 Uhr

»Für das, was wir momentan durchmachen, hat die Uniklinik Frankfurt eine Geschichte«, sagte Graf. Seit 100 Jahren befasse man sich dort mit Infektionskrankheiten. Auch das Virus SARS-CoV-1 sei 2002 erstmals in Frankfurt identifiziert und in Kultur gebracht worden – und zwar von Professor Dr. Christian Drosten, der damals am Institut für Virologie in Frankfurt beschäftigt war.

Bei allem, was derzeit in den Medien an vermeintlichen Fehleinschätzungen diskutiert werde, könne man sagen, dass die Virologen, Epidemiologen und anderen Experten zu jeder Zeit so gehandelt hätten, wie es das derzeitige Wissen verlangt habe. In Deutschland sei der Ausbruch bislang im Vergleich zu anderen Ländern gut verlaufen – und das nicht, weil die Biologie des Virus eine andere sei. Obwohl die Gefahr noch nicht gebannt sei, gingen die Infektionszahlen zurück und die Auslastung in den Krankenhäusern sei mittlerweile gering. So auch an der Uniklinik in Frankfurt, berichtetet Graf. »Wir befinden uns in einer Form von geordnetem Rückzug.« Alles, was man an intensivmedizinischer und infektiologischer Kapazität aufgebaut habe, werde nun in Teilen zurückentwickelt, um in einer Art neuen Normalität – Stichwort »Chronic Covid« – in den kommenden Monaten weiterarbeiten zu können. Jetzt kämen auch Patienten mit anderen Erkrankungen in größerer Zahl wieder in die Klinik.

Die Corona-Pandemie habe deutlich gemacht, dass das deutsche Gesundheitssystem gar nicht so dysfunktional sei, wie immer wieder behauptet werde. Zwei wesentliche Faktoren hätten sich in der Krise als hilfreich erwiesen: die im internationalen Vergleich hohe Zahl an Krankenhausbetten und das stark ausgebaute ambulante System, das einiges an Ressourcen in Krankenhäusern geschont habe.

Die Zahl der Covid-19-Toten konnte in Deutschland vergleichsweise gering gehalten werden, doch wie sieht es mit »stillen Opfern« aus? Wie häufig es aufgrund der Pandemie-Vorkehrungen zu verzögerten Behandlungen gekommen sei, lasse sich schlecht abschätzen, sagte Graf. Er hoffe aber, dass zu einem späteren Zeitpunkt gute Daten dazu veröffentlicht würden. »Ohne Zweifel kann es in Einzelfällen zu Verzögerungen der Behandlung gekommen sein, wodurch auch Patienten Schaden genommen haben können.«

Wer wirklich starke Beschwerden wie einen Vernichtungskopfschmerz bei einer Subarachnoidalblutung habe, lasse sich von Sorgen um eine mögliche Infektion nicht davon abhalten, ins Krankenhaus zu kommen, so der Mediziner. Dennoch sei über Wochen die Notaufnahme »quasi leer« gewesen. Es seien nur noch Patienten gekommen, die auch tatsächlich in die Notaufnahme gehörten. Gar nicht gesehen habe man in der Zeit des Lockdowns unfallchirurgische Patienten, weil es einfach keine Unfälle gegeben habe. Insgesamt seien durch die Isolierungsmaßnahmen die Umgebungsfaktoren für einen großen Teil der Bevölkerung über Wochen deutlich verändert gewesen; Stressoren wie Besuch des Arbeitsplatzes seien weggefallen, andere Stressoren hinzugekommen. Das alles könne negative und positive Auswirkung auf die Entstehung von Krankheiten haben, die hochspannend, aber noch nicht ausreichend untersucht seien, so Graf. »Ich hoffe, dass Kollegen das eines Tages aufarbeiten.«

Kaum offizielle Vorgaben zu Beginn der Pandemie

Zu Beginn des Covid-19-Ausbruchs habe es für die Krankenhäuser wenig behördliche Informationen oder gar Erlasse gegeben, berichtete der Mediziner. Die seien erst gekommen, als der Ausbruch schon zurückging. Die Kliniken mussten daher selbst Pläne entwickeln. Hierzu habe man in Hessen mit dem Sozialministerium einen Planungsstab gebildet, der ein koordiniertes Vorgehen gewährleisten sollte und über den auch neues medizinisches Wissen ausgetauscht werden konnte. Daraus sei ein fruchtbares Netzwerk entstanden, das auch die Krankenhaus-Apotheker, den ambulanten Bereich und die Gesundheitsämter umfasse.

Inzwischen sei man gut aufgestellt, verdeutlichte Graf. »Am Anfang des Jahres waren wir froh, dass wir einen Plan hatten, jetzt haben wir mehrere Pläne, weil nicht klar ist, wie die Pandemie weiter verläuft.« Als wahrscheinlichstes Szenario gelte eine zweite Infektionswelle im Herbst. Daher versuche man jetzt, einen Betrieb im Krankenhaus aufrechtzuerhalten, der die Patienten und die Mitarbeiter vor Infektionen schützt. Ein umfassendes Hygienesystem inklusive Schutzausrüstung des Personals, ein Wegesystem und die routinemäßige Testung der neu eintreffenden Patienten seien etabliert worden.

Die aufgebauten intensivmedizinischen und infektiologischen Kapazitäten würden nun ein Stück weit zurückgefahren. Man wisse aber, wie lange man benötige, um diese bei einer zweiten Welle als Komplettsystem wieder zu initialisieren. Die Anzahl der Infizierten steige ja auch nicht sprunghaft an, sondern nehme allmählich zu, sodass man anhand von Infektionszahlen abschätzen könne, wann die Belastung im stationären Bereich und in der Intensivmedizin größer werde. So habe man Etablierungssysteme aufgebaut, um die nötigen Kapazitäten in drei bis sieben Tagen wieder hochfahren zu können. Dies gelte für alle Kliniken in Hessen und auch andere Bundesländer hätten ihre Hausaufgaben gemacht.

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