Zugang zu Generika könnte schwieriger werden |
Melanie Höhn |
16.03.2023 14:30 Uhr |
»Es ist sehr besorgniserregend zu sehen, dass die EU von ihren Zusagen abrückt und in den laufenden Handelsverhandlungen mit Indien erneut auf schädliche Bestimmungen wie die Verlängerung der Patentlaufzeit und Datenexklusivität drängt«, warnt Dimitri Eynikel, Experte für EU-Politik von Ärzte ohne Grenzen. »Die EU muss unverzüglich alle Vorschläge zurückziehen, die sich nachteilig auf den Zugang zu Arzneimitteln auswirken könnten, insbesondere die Bestimmungen, zu deren Rücknahme sie sich zuvor verpflichtet hatte«, so Eynikel.
Des Weiteren würden diese Bestimmungen die Monopolstellung multinationaler Pharmakonzerne weiter stärken und Generikahersteller aus Indien daran hindern, lebensrettende Medikamente zu liefern, erklärte Eynikel. »In den vergangenen Verhandlungen hatte Indien diese Bestimmungen, die über die internationalen Handelsregeln hinausgehen, erfolgreich beseitigt, um den Zugang zu Medikamenten für Menschen in ärmeren Ländern zu gewährleisten.«
Melissa Scharwey, politische Referentin bei Ärzte ohne Grenzen, ergänzt: »Auch Ärzte ohne Grenzen ist auf die bezahlbaren, qualitätsgesicherten Generika angewiesen, die in Indien hergestellt werden, um Menschen zu behandeln, die etwa an Tuberkulose, Malaria, HIV/AIDS und anderen Infektionen leiden«. Scharwey führt weiter aus: »Der Wettbewerb zwischen den Generikaherstellern senkt die Arzneimittelpreise; die niedrigeren Preise sind notwendig für gerechteren Zugang und retten Leben. Dies ist aber durch Freihandelsabkommen bedroht, die die Monopole für geistiges Eigentum an Arzneimitteln ausweiten.«