Zu wenig Tagesstruktur raubt den Schlaf |
Brigitte M. Gensthaler |
18.06.2024 18:00 Uhr |
Die Ärztin warnte vor therapeutischem Nihilismus und verwies auf nicht medikamentöse Maßnahmen. »Verhaltensänderung, Reorientierung am Tag-Nacht-Rhythmus, klare Tagesstruktur und bessere Schlafhygiene helfen auch alten Menschen«, betonte Heidbreder. Ein Spaziergang im Tageslicht und Lichtexposition könnten die Unterschiede zwischen Tag und Nacht akzentuieren, was einen besseren Schlaf ermöglichen und eventuell sogar ein Schlafmittel ersetzen kann.
»In vielen Alters- oder Pflegeheimen ist die Realität anders. Solange es üblich ist, das Abendessen um 17 Uhr zu servieren und die Patienten um 20 Uhr ins Bett zu schicken, müssen wir mit einer hausgemachten Zunahme an Schlafproblemen rechnen«, monierte die Neurologin. Hier müssten strukturelle Veränderungen einsetzen, damit alte Menschen ihren Schlaf bekommen.
Stattdessen werden oft Hypnotika wie Benzodiazepine und Z-Substanzen verordnet. Diese sind zwar akut und kurzfristig sehr wirksam, bergen aber Risiken wie Intoxikationen wegen eingeschränkter Nieren - und Leberfunktion, Toleranzentwicklung und Absetzeffekte. Das Schlafhormon Melatonin könne den physiologischen Rhythmus auch im hohen Alter unterstützen und im Verbund mit Verhaltensmodifikationen hilfreich sein, sagte Heidbreder.
Als Therapie der ersten Wahl bei chronischer Insomnie (Schlaflosigkeit) gilt die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I). Dazu gehören Entspannungstechniken und bestimmte verhaltenstherapeutische Methoden wie die Stimuluskontrolle oder Bettzeitrestriktion, die sehr effektiv sind.