Zahl der Suizide steigt leicht – früh Hilfe anbieten |
Wenn man sich Sorgen macht und Angst hat, jemand überlegt, sich das Leben zu nehmen, sollte man nicht abwarten. Auch hier gilt: »Der wichtigste Schritt ist, das Gespräch zu suchen«, so Lindner. Dabei sollte man die Situation durchaus konkret ansprechen. »Davor scheuen sich viele. Aber es ist wichtig, etwa nachzufragen: »Geht es dir schlecht? Hast du manchmal das Gefühl, aufgeben zu wollen?«
Dass man durch das Ansprechen die Suizidalität verstärke oder Menschen überhaupt erst auf den Gedanken bringe, ist falsch, so Lindner. »Sondern fast alle suizidalen Menschen haben dadurch das Gefühl: Da will jemand wirklich wissen, was in mir los ist. Und die Suizidalität ist ja da – die wird weder durch Nachfragen hervorgerufen noch geht sie weg dadurch, dass man nichts sagt.«
Die zentrale Botschaft, die vermittelt werden sollte, wenn man die offensichtliche Not und Verzweiflung des anderen anspricht: »Dir geht es schlecht, aber es gibt Hilfe. Du musst nicht alles aushalten. Es muss nicht so bleiben.« Einen Gesprächsleitfaden und Informationen dazu, was man bei so einem Gespräch vermeiden sollte, gibt es etwa bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS).
So könne man anbieten, gemeinsam nach Hilfsangeboten zu suchen, aber auch vorschlagen, zusammen in die Psychiatrie zu fahren, so Lindner. Wenn jemand aber sagt, er bringe sich um: Dann sollte man den Notruf der Polizei unter 110 anrufen, damit die gegebenenfalls die Fahndung auslösen kann, wenn man mit dem Menschen nicht zusammen ist.
Wenn man sieht, dass die Person über lange Zeit sehr verzweifelt und suizidal ist, sollte man immer wieder einmal die eigene Angst formulieren, sagt Lindner. Und etwa sagen: »Du, ich mache mir einfach Sorgen. Ich möchte auch nicht, dass du stirbst.« Auch wenn man nicht davon ausgehen könne, dass es bei allen Betroffenen wirkt, lohne es sich oft, hartnäckig zu sein, erklärt der Experte.