Zahl der Suizide steigt leicht – früh Hilfe anbieten |
Bei Suizidalität ist Hilfe möglich und ein Suizid vermeidbar, sagt Professor Dr. Reinhard Lindner, einer der beiden Leiter des Nationalen Suizidpräventionsprogramms für Deutschland (NaSPro). »Der erste Schritt sollte immer sein: Hol dir Hilfe.« Also nicht alleine in der aussichtslos scheinenden Situation zu bleiben, sondern sich jemandem anzuvertrauen und sprechen über »die eigene Verzweiflung, die so weit geht, dass man sich töten will«.
In den meisten Fällen helfe dies bereits, berichtet der Facharzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin. »Tatsächlich wenden sich die allermeisten Menschen, die darüber nachdenken, Suizid zu machen, auf die eine oder andere Weise an andere. Und: Sie machen es dann nicht.« Denn zusammen komme man auf Lösungsoptionen und Verbesserungsmöglichkeiten.
Der Rat des Experten: Wenn es einem sehr schlecht gehe, weil man eine Situation oder ein Problem überhaupt nicht bewältigen kann – etwa weil eine geliebte Person einen verlassen und man das Gefühl hat, ohne diesen Menschen nicht leben zu können – könne man überlegen: Mit wem kann ich darüber reden, auch im eigenen Umfeld, der nicht in Angst oder Stress verfällt, sondern mit mir auf Augenhöhe darüber sprechen kann, warum ich so verzweifelt bin.
Anonyme Gespräche und Beratung bieten Krisen-Hotlines wie die Telefonseelsorge (0800 1110111 oder 0800 1110222) an. Die Anonymität sei oft sehr hilfreich, so Lindner: »Denn ich kann mit dieser einen Person reden und kann ihr Sachen sagen, die ich sonst niemandem sagen würde.« Hausärzte und Psychotherapeuten (Sprechstundentermine unter Telefon 116 117 oder online) kommen natürlich auch infrage, und manchmal könnten auch religiöse Ansprechpartner eine Hilfe sein.
Betroffene bekomme auch über die Notaufnahme oder eine psychiatrische Ambulanz und zu jeder Tages- und Nachtzeit Hilfe und können sich einweisen lassen. Wenn man auf dem Land mit einer eher schlechten Versorgungssituation und wenig Beratungs- und Psychotherapie-Angeboten lebe, empfiehlt Lindner, sich an die Institutsambulanz einer psychiatrischen Klinik zu wenden, »weil man da auf Leute trifft, die etwas von der Lage, in der man ist, verstehen«.