Zahl der Suizide steigt leicht – früh Hilfe anbieten |
Unter älteren Menschen hingegen nahm die Zahl binnen 20 Jahren teilweise deutlich zu. Am stärksten war der Anstieg in der Altersgruppe 85 Jahre und älter: Von 600 im Jahr 2003 auf knapp 1300 im Jahr 2023 hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Die Suizidrate lag in dieser Altersgruppe im Jahr 2023 mit 41,6 also deutlich über der Rate aller Altersgruppen (12,2).
Diese Entwicklungen seien allerdings auch auf demografische Effekte zurückzuführen, hieß es vom Bundesamt, schließlich ist die Zahl der Menschen über 85 durch die Alterung der Gesellschaft generell stark angestiegen. Das zeigt auch der Blick auf die Suizidrate, die 2003 in dieser Altersgruppe mit 44,4 sogar noch höher war als 2023.
Eine weitere mögliche Erklärung für die hohe Suizidrate bei Älteren ist laut Barbara Schneider, Chefärztin an der LVR-Klinik Köln und Leiterin des Nationalen Suizidpräventionsprogramms, »dass die Suizidpräventionsmaßnahmen tatsächlich die jüngeren und mittelalten Menschen besser erreichen als die ältere Gruppe.« Diese mache ihr und ihren Kollegen »wirklich große Sorge«.
Über alle Altersgruppen sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen. Im Jahr 2023 suizidierten sich in knapp drei Vierteln der Fälle (73 Prozent, 7500) Männer selbst, 2800 Fälle betrafen Frauen. Das Verhältnis sei seit dem Jahr 2003 beinahe unverändert. Nun ist laut der Leiterin des Nationalen Suizidpräventionsprogramms allerdings insbesondere die Zahl der Frauen angestiegen.
Bei den 10- bis unter 25-Jährigen war Suizid im Jahr 2023 die häufigste Todesursache, vor Verkehrsunfällen und Krebs. 18 Prozent aller Todesfälle in diesem Alter waren Suizide. Zum Vergleich: In der Altersgruppe 85 und älter machten sie 0,3 Prozent aller Todesursachen aus.
Bei Suiziden seien immer auch andere Menschen betroffen, sagte die Ärztin und Suizidforscherin Ute Lewitzka. »Mindestens jeden Tag stirbt ein Jugendlicher in Deutschland durch einen Suizid, weil er keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat, das ist ganz furchtbar.« Bei Schülerinnen oder Schülern betreffe der Tod neben Eltern und Geschwistern auch oft die ganze Schule.