Zahl der Masernerkrankungen steigt |
Die Masern zählen zu den ansteckendsten Krankheiten, die es gibt. Eine Infektion mit dem Masernvirus kann zu Komplikationen und ernsten Spätfolgen führen. / Foto: Getty Images/South_agency
In den ersten Wochen des Jahres 2024 wurden bundesweit vermehrt Maserninfektionen nachgewiesen. Für 2024 verzeichnete das Robert-Koch-Institut (RKI) bisher 51 Fälle (SurvStat-Datenstand zum 14. Februar). Das klingt zunächst nicht viel, ist es aber verglichen mit dem Vorjahr, denn 2023 waren es im gesamten Jahr nur 80 Fälle. In Berlin liege die Zahl der bestätigten Masernerkrankungen im Jahr 2024 bisher bei acht und damit über dem Mittel der Jahre 2015 bis 2019 von fünf, schreibt das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in seinem aktuellen wöchentlichen Bericht zu Infektionskrankheiten (06/2024). Im gesamten Jahr 2023 waren gut ein Dutzend Menschen in der Hauptstadt nachweislich an Masern erkrankt, nach nur einzelnen Fällen während der Coronapandemie.
Europaweit sei seit Dezember 2023 ein starker Fallzahlanstieg zu beobachten, erklärt das Lageso zum Hintergrund. Betroffen seien vor allem Großbritannien und Rumänien. Medizinisches Personal wird gebeten, bei Patienten mit Fieber und Hautausschlag unabhängig vom Alter eine Maserninfektion in Betracht zu ziehen. Das Virus greift damit nach einer Verschnaufpause während der Pandemie wieder stärker um sich.
Dieser Trend wird sich nach Angaben des European Center for Disease Prevention and Control (ECDC) noch weiter fortsetzen. Es werde erwartet, dass »die Zahl der Masernfälle in der EU beziehungsweise im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) in den kommenden Monaten weiter ansteigen wird, da die Durchimpfungsrate für masernhaltige Impfstoffe in einer Reihe von EU/EWR-Ländern nicht optimal ist«, teilt die Behörde aktuell mit. Die Wahrscheinlichkeit der Einschleppung aus Gebieten mit hoher Verbreitung sei hoch und zudem stellten die kommenden Monate den üblichen saisonalen Höhepunkt des Virus dar.
Laut ECDC ist seit Jahresbeginn die Zahl der europäischen Länder, die Masernerkrankungen gemeldet haben, gestiegen. Mindestens sieben Menschen in zwei Ländern seien an Masern gestorben. »Niemand sollte an Masern sterben«, sagt ECDC-Direktorin Dr. Andrea Ammon. »Die Zunahme der Fälle von Masern, einer hochansteckenden, aber durch Impfung vermeidbaren Krankheit, ist eine deutliche Mahnung daran, dass alle Mitgliedstaaten ihre Anstrengungen maximieren sollten, um eine hohe Durchimpfungsrate für alle durch Impfung vermeidbaren Krankheiten zu erreichen und aufrechtzuerhalten.«
Einer aktuellen Bedrohungsanalyse zufolge schätzt die Behörde das Risiko durch Masern für Säuglinge im ersten Lebensjahr und für Kleinkinder bis fünf Jahre als moderat ein. Immunsupprimierte hätten ebenfalls ein moderates Risiko, während für alle gegen Masern geimpften Personen das Risiko gering sei.
Angesichts des erwarteten Anstiegs der Masernfälle fordert das ECDC die Gesundheitsbehörden der Länder auf, Immunitätslücken in der Bevölkerung zu schließen und eine Durchimpfungsrate von mehr als 95 Prozent anzustreben. Derzeit erreichten diesen Wert für die erste Masernimpfung des Zwei-Dosen-Regimes nur 50 Prozent der EU/EWR-Länder und für die zweite Impfung nur 17 Prozent der Länder. Das ECDC rät zudem, Diagnostik und Surveillance zu verbessern, um Infektionsketten möglichst früh unterbrechen zu können. Darüber hinaus solle die Aufmerksamkeit des medizinischen Personals für die Erkrankung verstärkt werden.
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