Pharmazeutische Zeitung online

Man begegnet sich immer zweimal im Leben

22.11.1999  00:00 Uhr

- Wirtschaft & Handel Govi-Verlag SANACORP

Man begegnet sich immer zweimal im Leben

von Thomas Bellartz, Ludwigsburg

Apotheker Ekkehard Dochtermann hatte den Kolleginnen und Kollegen aus dem Herzen gesprochen. Mit tosendem Applaus dankte die Vertreterversammlung dem Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrates der Sanacorp eG Pharmazeutische Großhandlung für seine beschwörenden Worte zur kollegialen Solidarität. Der genossenschaftliche Großhandel veranstaltete aus Anlass seines 75. Geburtstag seine Vertreterversammlung in Ludwigsburg; hier liegen die Wurzeln des viertgrößten deutschen Pharmagroßhändlers.

Trotz des guten Anlasses, einen Rückblick auf 75 von Höhen und Tiefen wie von großen ökonomischen Leistungen geprägte Jahre zu wagen, holte die Gegenwart die Vertreter der rund 6700 Mitglieder der Sanacorp schnell ein. Das Poker um die österreichische Herba Chemosan Apotheker-AG wurde quer durch beinahe alle Tagesordnungspunkte thematisiert. Schon die Begrüßung durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Apotheker Jürgen Funke, verdeutlichte die Spannung. Er betonte, dass der genossenschaftliche Großhandel die "Sicherung ist, dass Apotheker nicht zwischen den knallharten Positionen der Konzerne zerrieben werden".

Augenzwinkernde Kommentierung

Dr. iur. Johannes Pieck, Sprecher der Geschäftsführung der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, traf in seinem Festvortrag zum 75. Jubiläum der Sanacorp den Nerv der Vertreter. Er wies darauf hin, dass zu Zeiten des Nationalsozialismus der Sanacorp-Vorgänger der österreichischen Herba einverleibt worden war - eine Zwangsfusion also. Doch "man begegnet sich immer zweimal im Leben", beließ es Pieck bei einer augenzwinkernden Kommentierung. Der Festredner betonte nach einem Exkurs in die Geschichte der heutigen Sanacorp, der Intention ihrer Gründung und ihrer wirtschaftlichen Entwicklung besonders den Wert des genossenschaftlichen Gedankens: "Eines ist wichtig: Glaubwürdigkeit und Effizienz des Genossenschaftsprinzips müssen auch in Zukunft gesichert sein". Dem Unternehmen wünschte er mehr als nur eine gesunde ökonomische Zukunft: "Mens sana in corpore sano - Apotheker mit Mut und Verstand in einem erfolgreichen Unternehmen". Das wird auch der Präsident der Bundesapothekerkammer Dr. Hartmut Schmall gern gehört haben.

Die wirtschaftliche Bilanz der Sanacorp eG kann sich - ebenso wie die der AG - sehen lassen. Das abgelaufene Geschäftsjahr war für die Genossenschaft gut. Steigende Umsätze, gute Gewinne - Erlöse, die den Apothekerinnen und Apothekern zugute kommen in Form einer stattlichen Dividende. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Jürgen Brink, fasste in seinem Geschäftsbericht zusammen, wie es um das Unternehmen nach 75 geschäftstüchtigen Jahren bestellt ist.

Starker Mitgliederzuwachs

Sanacorp wuchs im abgelaufenen Geschäftsjahr sogar noch ein wenig stärker, als der Durchschnitt der Großhandelskonkurrenz in Deutschland. Und das gilt auch für die Mitgliedsstruktur. Das vor gut einem Jahr gestartete Programm für einen Ausbau der Mitgliedsstruktur zahlt sich aus. So stieg die Zahl der Mitglieder im Geschäftsjahr 98/99 um 242 auf 6634. Der Trend setzte sich auch in den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahres fort: Mittlerweile zählt die Genossenschaft bereits knapp 6700 Mitglieder.

Bei einer Bilanzsumme von 241 Millionen DM in 98/99 (97/98: 236,9) konnte ein Jahresüberschuss von 14,8 (10,7) Millionen DM ausgewiesen werden. Die "solide Vermögens- und Ertragslage der Genossenschaft" präsentierte Brink auch bei den Konzernzahlen. Bei einem Umsatz von 3,898 (3,562) Milliarden DM erwirtschaftete der Konzern einen Überschuss von satten 39,6 (31,3) Millionen DM. Nicht ganz zufrieden ist man im Vorstand mit der fortgesetzt leicht negativen Entwicklung des Cash-flow.

Ein wenig schlapp wirkt die Entwicklung der Sanacorp-Aktie. Den Anlegern fehle wohl die nötige Fantasie, beklagte Brink erneut, dass der positive Geschäftsverlauf faktisch keine Kursauswirkung habe. Das kann sich aber ändern: Denn wie schon im exklusiven PZ-Interview in der vergangenen Ausgabe machte Brink auch in Ludwigsburg unmissverständlich deutlich, dass man bereits die Mehrheit an der österreichischen Herba Chemosan Apotheker AG halte. Und täglich würden neue Aktien hinzukommen.

Nicht mehr als ein amüsiertes Lächeln verlangte dem Vorstandsvorsitzenden die Frage eines Vertreters ab, wie denn nun die um Herba mitbietende Gehe AG dazu komme, öffentlich zu behaupten, sie würde in Kürze die Mehrheit halten. Brink: "Wir haben 52,5 Prozent. Und wir wissen wirklich nicht, wie der Mitbieter noch auf 50 Prozent kommen will."

Im übrigen sei es nach dem öffentlichen Angebot auch verständlich, dass die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker "Kasse machen wollen". Insgesamt müsse man feststellen: "Das Ganze hat auch ungute Nebenwirkungen."

Antworten auf Europäisierung

Die weiteren strategischen Absichten der Sanacorp ergeben sich aus den Entwicklungen des Gesamtmarktes. Genauso, wie es irgendwann zu einer Harmonisierung des Gesundheitsmarktes in Europa komme, würden dem Großhandel Antworten auf Fragen dieser Europäisierung des Großhandels abverlangt. "Jetzt formiert sich der Pharmahandel in Europa neu", sieht Brink die Übernahme der Herba unter gleich zwei Gesichtspunkten. Zum einen werde die wirtschaftliche Position der Sanacorp in Europa fester. Zum anderen werde der genossenschaftliche Gedanke weitergeführt; nämlich, dass der Großhandel nicht nur dem Apotheker nütze, sondern ihm zugleich gehöre. "Deshalb sind wir ja auch so hartnäckig."

Vorstand Bernd Roos, unter anderem zuständig für den Einkauf, ging auf die zunehmenden Skontokürzungen der Pharmahersteller ein. Die Entwicklung setze sich derzeit fort. Und dies, obwohl Gespräche zwischen Herstellern und Sanacorp geführt würden. Der Vorstand werde bereits auf seiner nächsten Sitzung diskutieren, ob und wie diese Kürzungen an die Sanacorp-Kunden weitergegeben werden. In diesem Zusammenhang wandte sich auch Funk mit dem Hinweis an die Vertreterversammlung, dass diese Skontosenkungen der Pharmaindustrie gegen die Apotheker selbst gerichtet seien.

In der Bilanz schlagen sich diese Kürzungen in der schwächeren Rohertragsspanne nieder. Die Spanne, ohnehin beispielsweise durch den Preisverfall bei Hilfsmitteln geschmälert, gerät durch die Senkungen weiter unter Druck.

Buch zum Jubiläum

Vorstand und Aufsichtsrat wurden von den Vertretern einstimmig entlastet. Und einen würdigenden Abschluss der Versammlung bescherte der Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrates, Ekkehard Dochtermann. Er hatte in mühevoller Arbeit ein bemerkenswertes Buch zur 75-jährigen Geschichte der Sanacorp geschrieben. Dieses Buch, das die Vertreter nach Ende der Veranstaltung erhielten, wird in diesen Tagen an alle Mitglieder der Sanacorp verschickt. Top

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