Wo bleiben die Medikamente gegen Long Covid? |
Daniela Hüttemann |
16.10.2025 18:00 Uhr |
Auf die Frage nach dem Zeithorizont verwies das BfArM an den G-BA, der keinen konkreten Zeitpunkt benennen konnte. »Wenn die Informationen vom BfArM bei uns angekommen sind, beginnt ein normales Beratungsverfahren (wie bei Off-Label-Use-Empfehlungen auch) entsprechend unserer Verfahrensordnung:
Nach abschließender Beratung der eingegangenen Stellungnahmen im Unterausschuss werde der Beschlussentwurf dem Plenum vorgelegt, das abschließend berät und entscheidet. Der Beschluss werde dann dem Bundesministerium für Gesundheit zur rechtlichen Prüfung vorgelegt, das zwei Monate Zeit hat, zu entscheiden. Inkrafttreten würde eine entsprechende Regelung nach Veröffentlichung des Beschlusses im Bundesanzeiger.
Der Zeitrahmen insgesamt sei abhängig vom Beratungsbedarf sowohl in Bezug auf die Umsetzung der Empfehlungen als auch bedingt durch die Anzahl und Umfang der Stellungnahmen. Deshalb seien hier Zeitangaben sehr schwierig vorherzusagen.
Auf Nachfrage der PZ teilte der Verband forschender Pharmaunternehmen (vfa) mit, dass es zur Behandlung des Post-Covid-Syndroms mehrere Projekte zum Repurposing von Medikamenten mit anderen Anwendungsgebieten gibt. Die meisten dieser Medikamente seien schon für ihre Erstindikation zugelassen, aber manche auch noch nicht. Projekte mit eigens gegen Post Covid entwickelten Wirkstoffen sind dem vfa bislang nicht bekannt.
Derweil fand am 15. Oktober im Gesundheitsausschuss des Bundestages ein Fachgespräch zu postviralen Erkrankungen wie Long Covid und ME/CFS statt. »Die Versorgungslage sei alarmierend schlecht, die Wege zur Diagnose extrem lang«, kritisierte Sebastian Musch, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS, einem gemeinnützigen Verein, der seit 2016 die Rechte und Bedürfnisse von Menschen mit ME/CFS vertritt.
Die meisten Ärzte wüssten nicht, wie sie mit dem Krankheitsbild umgehen sollen. Die Versorgungslücke sei das Ergebnis jahrzehntelanger Vernachlässigung und fehlender Aufklärung. Es mangele an spezialisierten Anlaufstellen und stationären Behandlungsmöglichkeiten. Leistungsansprüche würden oft abgelehnt, was zu Armut bei Betroffenen führe. Musch forderte eine umfassende Aufklärungskampagne zu ME/CFS sowie mehr Forschung nach medikamentösen Therapien.
Die Medikamentenforschung im Off-Label-Bereich und an neuen Präparaten sei das erfolgversprechendste Mittel gegen Long Covid und ME/CFS, sagte Simon Schöning von der Patientenorganisation »Long Covid Deutschland« und forderte eine Finanzierung für Grundlagen- und Therapieforschung.