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Verordnungskaskaden aufdecken

Wirklich erkältet oder eine Nebenwirkung?

Der Patient denkt, er bekommt eine Grippe oder hustet ständig. Klarer Fall für die Selbstmedikation? Nicht immer steckt ein Infekt dahinter. In der Beratung sollte das Apothekenpersonal nach der weiteren Medikation fragen, um Verordnungskaskaden zu vermeiden.
Christina Müller
19.11.2019  11:40 Uhr

Bekanntlich kommen auch Arzneimittel als Auslöser für Husten in Betracht. ACE-Hemmer stehen meist ganz oben auf der Liste, wenn ein Medikament verdächtigt wird, für den Husten verantwortlich zu sein. Dr. Markus Zieglmeier, Apotheker am Städtischen Klinikum München-Bogenhausen, warnte beim Wochenendworkshop Patient und pharmazeutische Betreuung in Halle an der Saale jedoch davor, in einem solchen Fall voreilige Schlüsse zu ziehen. Denn neben ACE-Hemmern kommen demnach auch Wirkstoffe wie Amiodaron und Nitrofurantoin infrage. Statt eines lästigen, aber harmlosen Bradykinin-Hustens können diese zwei Substanzen – wie auch einige andere – in seltenen Fällen eine Lungenfibrose verursachen, die potenziell tödlich verlaufen kann. Dann ist rasches Eingreifen gefragt, unterstrich der Fachapotheker für klinische Pharmazie. »Wenn wir so etwas erkennen, haben wir vielleicht ein Leben gerettet.«

In der Apotheke fallen solche Kunden meist auf, weil sie einen Hustenstiller verlangen. Bestehen die Beschwerden schon länger, ohne dass weitere Erkältungssymptome hinzukommen, sollte der Pharmazeut hellhörig werden und einen Arztbesuch empfehlen. Steckt tatsächlich ein ACE-Hemmer hinter dem Husten, könne der Behandler seinen Patienten dann zum Beispiel auf ein Sartan umstellen. Damit bleibe dem Betroffenen womöglich der Beginn einer Verordnungskaskade erspart.

Unerkannte Nebenwirkungen von Arzneimitteln lösten besonders oft solche Verordnungskaskaden aus, informierte Zieglmeier. Als Beispiel nannte er ein unterschwelliges Serotonin-Syndrom. Die Symptomatik sei mit Schwitzen, Unruhe und Tachykardie recht unspezifisch und ähnele etwa der bei Hyperthyreose. »Diese Diagnose wird viel zu selten gestellt, vor allem, wenn es sich um eine milde serotonerge Überstimulation handelt.« Auch Durchfall, Zuckungen und in schwereren Fällen Delir können Anzeichen für ein Serotonin-Syndrom sein. In der Folge kämen etwa Antidiarrhoika, Neuroleptika oder bei nächtlichem Muskelzucken Mittel gegen das Restless-Legs-Syndrom zum Einsatz.

Ein Stolperstein ergibt sich daraus auch im OTC-Bereich: Da sich milde Formen des Serotonin-Syndroms wie eine beginnende Grippe anfühlen, kauften die Betroffenen oft Kombinationspräparate gegen Grippe. Das in einigen Arzneimitteln enthaltene Dextromethorphan wirkt laut Zieglmeier jedoch ebenfalls serotonerg und verschärft die Situation der Patienten zusätzlich. 

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